Ist es als Deutscher schwer, sich in der Schweiz zu integrieren?

4 Antworten

Als Immigrant in der Schweiz kann ich folgendes dazu sagen:

Es gibt einen Unterschied zwischen Integrieren und Assimilieren. Integrieren ist sehr gut möglich, wenn du nicht am Anfang als ,,Besserwisser" auftrittst und die zweifellos vorhandenen Mängel in der Schweizer Kultur und Politik laut bemängelst.

Assimilation ist für Deutschen sehr schwierig. Es gibt welche, die einwandfrei Dialekt lernen und auch ,,Jassen" (kompliziertes Kartenspiel) können, aber in den meisten Fällen lohnt sich der Aufwand nicht.

Ich rede in Diskussionen meistens ,,Schriftdeutsch" (Schweizer Variante des Hochdeutschen) kann nicht Jassen, aber habe mich voll und ganz integriert und bin zu einem geschätzten Mitglied der Schweizer Gemeinschaft geworden; hauptsächlich durch aktive Teilnahme am Vereinsleben. Dass die meisten Schweizer zu mir Dialekt reden, empfinde ich als Zeichen der Wertschätzung.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Wenn man sich seine deutsche Besserwisserei nicht heraushängen lässt, kommt man auch in der Schweiz mit den meisten Menschen gut zurecht. Deppen gibt es dort auch im Verhältnis nicht mehr als bei uns.


annie80  10.06.2025, 20:17

Ja, das ist ein guter Punkt.

Meiner Meinung nach ist es das nicht - auch wenn es zugegebernassen den einen oder anderen Stolperstein geben kann. Aber sind wir mal ehrlich: Wo gibt es den nicht, wenn man in ein anderes Land ziehen möchte?

Es gibt eigentlich nur einen gravierenden Fehler, den man begehen kann: Die Idee zu glauben, die Schweiz ist der "kleine Bruder" Deutschlands und dem damit einhergehende Irrtum, dass hier entweder alles gleich läuft oder Missgunst nur aus Neid gegenüber dem vermeindlich besseren "Wissen" deutscher Zuzüglern resultiert.

Sei du selbst, stay open-minded.

Mir ist innerhalb der letzten sagen wir mal 35 Jahre nur eines aufgefallen, was ich als gröberen Unterschied zwischen Schweizern und Deutschen in Bezug auf den Freundeskreis angetroffen habe: Die Diskussionskultur.

In Deutschland findet eine Diskussion oft statt, indem man eine Meinung austauscht. Alle an einem Tischen haben oft in etwa die gleichen Ansichten. Die Diskussion findet dann in der Form statt, als dass man nicht Ungleiches austauscht, sondern sich immer und immer wieder mit einem anderen Wortlaut eigentlich nur gegenseitig in der ohnehin schon ziemlich gleichen Ansicht bestätigt. Oftmals verkehrt man dann auch fast nur in einem Umfeld, in welchem man etwas "gleich getaktet" ist.

Sowas gibt es in der Schweiz selten. Eine Diskussion bedeutet hier - vor ALLEM unter Freunden - dass es auch mal heiss zu und her gehen kann. Da kommt es schon mal vor, dass auch ein sehr guter Freund mal sauer wird, weil er bei seinen Kumpels aneckt wie Sau. Man nimmt es jedoch nie perönlich. Ist die Diskussion ausgefochten und das Thema vom Tisch, hat das auf den weiteren Abend keinen Einfluss mehr.

Mir ist innerhalb dieser Diskussionskultur aufgefallen, dass sich deutsche Zuzügler hier oft massiv persönlich angegriffen gefühlt haben. Und dann folgte immer der Klassiker (IMMER!): "Der Schweizer kommt mit der deutschen, direkten Art nicht klar!".

Doch. Kommen wir. Sehr gut sogar. Wir geben dann genau so direkt zurück. Und das passt den Meisten dann so grad gar nicht mehr ;-)

Hat man sich daran erst gewohnt, dann lebt es sich hier in feinster Harmonie. Über 300'000 deutsche Einwanderer beweisen, dass die Schweiz vieles ist. Nur eines bestimmt nicht: Deutschenhasser.

Solltest du jemals Bock haben, diesen Schritt zu wagen: Ein von Herzen ernst gemeintes Willkommen und erfolgreiches Gelingen.


Eigentlich nicht. Waffe und Käse kaufen, Ansprüche ans Bier runterschrauben, und sich benehmen.


SarahSchweiz  10.06.2025, 16:48

Die Kuh und das Taschenmesser bitte nicht vergessen. Ohne eigene Kuh kommt man hier nicht an Konzerte. Die haben wir immer dabei 😉