Ist der unerwartete Tod von 7 AFD Kandidaten in NRW statistisch ungewöhnlich?
Vorsichtig formuliert.
Ich bin kein Fan der AFD, dennoch schockiert über diese plötzlichen Vorkommnisse.
7 Antworten
Das ist eine schöne Mathematikaufgabe, Niveau Mathe-Leistungskurs! 🧐
-Versuchen wir also mal eine Näherungsrechnung(!):
Leider gibt es keine Angaben darüber, wieviele Kandidaten die AfD für die Kommunalwahlen in NRW aufgestellt hat. Aber machen wir einfach eine konservative Abschätzung: Sie hat angeblich 10'021 Mitglieder in NRW, also gehen wir einfach davon aus, sie hätte sie alle für die Wahl aufgestellt.
Mathematisch lautet dann die Frage, wie hoch der Erwartungswert dafür ist, dass aus einer Gruppe von 10'021 deutschen Männern insgesamt (mindestens) 7 von ihnen innerhalb von 4 Wochen sterben -unter der Annahme, dass AfD-Mitglieder medizinisch und in der Altersstruktur gesehen nicht anders sind als andere Deutsche auch, dass ihre Tode rein zufällig und statistisch voneinander unabhängig sind.
Die sog. "rohe Sterbeziffer" (crude death rate) liegt in DE bei ~12,3 Sterbefällen je 1000 Einwohner und Jahr.
In anderen Worten: Die Wahrscheinlichkeit, dass eine zufällig herausgepickte Person innerhalb eines Jahres verstirbt, beträgt p_Jahr = 0,0123 ; bzw. die Gegenwahrscheinlichkeit, ein Jahr lang zu überleben, ist also (1-p_Jahr)
Das muss man jetzt auf 4 Wochen = 28 Tage umrechnen: Angenommen, d sei die Wahrscheinlichkeit, an einem Tag zu sterben. Dann ist die Gegenwahrscheinlichkeit (1-d) also die Wahrscheinlichkeit, einen Tag zu überleben.
Um ein ganzes Jahr zu überleben, muss man natürlich 365 Tage in Folge überleben, also gilt:
1-p_Jahr == (1-d)^365
Das kann man nach d auflösen: d = 1−(1−p_Jahr)^1/365
Entsprechend gilt nun: (1-d)^28 ist die Wahrscheinlichkeit, 28 Tage in Folge nicht zu sterben, also:
1-p_28d == (1-d)^28 = (1-[1−(1−p_Jahr)^1/365])^28 = ((1-p_Jahr)^1/365)^28 = (1-p_Jahr)^(28/365)
Und damit: p_28d = 1-(1-p_Jahr)^(28/365) oder, numerisch für p_jahr = 0,0123 eingesetzt: p_28d = 0,000948962
In simplen Worten somit: Die Wahrscheinlichkeit, dass irgend einer von uns zufällig innerhalb von 4 Wochen verstirbt, beträgt im statistischen Mittel p_28d = ~0,0949%
Der Erwartungswert für eine Gruppe von 10'021 Personen beträgt somit 10'021 * p_28d = ~9,51 Personen.
Sprich: Man kann also erwarten, dass aus einer Gruppe von 10'021 Personen im statistischen Mittel mind. 9 Personen innerhalb von 28 Tagen sterben.
👉 Wenn die AfD also tatsächlich 10'021 Kandidaten aufgestellt hätte, wären 7 Tote innerhalb von 4 Wochen somit ziemlich normal.
Da die Gruppe mit über 10'000 Personen recht groß- und die Wahrscheinlichkeit mit 0,0949% sehr klein ist, kann man auch die Poisson-Verteilung für eine genauere Berechnung verwenden: Die Wahrscheinlichkeit, dass mindestens 7 Personen sterben, wenn man eine Poisson-Verteilungsannahme treffen darf und deren Erwartungswert bei 9,51 liegt, ist mathematisch:
P(X>=7) = 1 - Summe_k=0..6(e^-9,51 * [9,51^k]/k!) == 0,8358
Also: Dass aus einer Gruppe von 10'021 Deutschen mindestens 7 innerhalb von 4 Wochen zufällig versterben, liegt bei 83,58% -ist also eher erwartbar.
Wie gesagt: Das ist alles eine Näherungsrechnung, die damit steht und fällt, wieviele Kandidaten die AfD tatsächlich in NRW aufgestellt hat! Wer eine bessere Zahl als meine sehr grobe Abschätzung von 10'021 Personen hat, kann sie gerne in die obigen Formeln einsetzen und selber rechnen!
Jein. Zum einen darfst Du nicht aus der (kleinen) Menge der Todesfälle Rückschlüsse auf die (große) Menge der Grundgesamtheit an AfD-Kandidaten schließen! Nur umgekehrt sind statistisch abgesicherte Schlüsse möglich.
Zum anderen: Die Sterbetafeln sind nun mal ein Querschnitt der Gesellschaft -da sind die jungen Unfalltoten genauso drin wie die 96jährige alte Dame im Pflegeheim oder der 50jährige Suizid. Alles! Und wenn ich mir allein die 7 Sterbefälle mal so ansehe, dann war da zwischen 42 und 80 Jahren ja auch schon eine Varianz dabei. Und wie gesagt: die noch viel größere Kandidatenliste als Grundgesamtheit wird nicht sooo viel von 10k zufällig ausgewählten Menschen abweichen. Kannst die Rechnung aber gerne mal mit +-10% Varianz selber rechnen -das macht nicht viel aus. Wenn überhaupt, dann bekäme man größere Abweichungen, wenn die Größe der Grundgesamtheit (=jene 10'021) deutlich geringer wäre. Aber das hatte ich ja schon fairerweise erwähnt.
Kurzum: Wenn Du bessere Zahlen hast, dann immer gerne her damit oder selber gerechnet. Die Mathematik ist nicht so schwierig, wie sie sich vielleicht liest! 🧐
Ich bezweifle aber, daß die Kandidatenliste, auch wenn sie über 10 000 Personen umfaßt, einen repräsentativen Querschnitt der Bevölkerung darstellt, da Menschen nur dann ein politisches Amt anstreben, wenn sie einigermaßen sicher sind, daß sie dieses auch über die nächsten Jahre ausüben können.
Zahlen über die Altersstruktur der Kandidaten habe ich aber keine. Erst recht nicht über deren Gesundheitszustand, da diese nicht erhoben und schon gar nicht veröffentlicht werden.
Vielen Dank!
Obgleich die Zahl in NRW wohl bei 2500 lag, dennoch Danke!
Nein.
Andere sterben auch aber anstatt etwas hineinzuinterpretieren trauern deren Angehörige und Freunde.
Die, auf die dort hingewiesen wird, waren alle steinalt.
Ein paar waren unter 60. Herzinfarkt oder so. Vielleicht mit Vorerkrankung🤷🏻♀️
NewMemer69 hat den Tagesschau-Link gepostet, da wird alles aufgedröselt.
Ach, ist auch nicht wichtig. Ich hab ja schon 2 😁
Ich vergebe die Daumen für alle halbwegs intelligenten oder witzigen oder auch nur freundlichen Kommentare☺️
Ungewöhnlich? Vielleicht. Allerdings keine große Verschwörung.
https://www.tagesschau.de/faktenfinder/todesfaelle-kommunalwahl-nrw-100.html
Keiner redet darüber, wieviel Kandidaten der anderen Parteien so sterben, insofern glaube ich, daß man da ein Skandälchen kosntruieren will.
Als erstes müsste man sich mal die Gesamtsterblichkeiten ider Gesellschaft als Quote anschauen.
Das Problem ist, daß die Lebenserwartung im Zusammenhang mit der jeweiliegen Altersgruppe gesehen wird, daß macht es dann etwas unübersichtlich, daß mal eben zu recherchieren.
https://www.youtube.com/watch?v=zkx1dJZBb_E
Nein, das ist nicht „ungewöhnlich“ oder gar mal wieder eine (Schwurbel rumgeheule) Verschwörung gegen die Partei.
In diesem Artikel aus der Tagesschau werden die Fakten glasklar erklärt und logisch für jeden verständlich aufgearbeitet.
https://youtu.be/g7lFoqkmx8I?si=C34bNlzOhqq_1ifc
Kapitel 5, 21:52 Minuten, Dauer ca 8 Minuten, der Beitrag im Originaltext vorgetragen.
Dummerweise ist aber genau diese Annahme alles andere als realistisch. Nicht auf die AfD bezogen, sondern auf Wahlkandidaten allgemein. Die allermeisten Todesfälle betreffen nämlich Menschen, die entweder sehr alt oder sehr krank waren - und solche Leute lassen sich nicht als Kandidaten für eine Wahl aufstellen, jedenfalls nicht auf einen Listenplatz, auf dem auch nur die minimale Chance besteht, in irgendeinen Stadt- oder Gemeinderat gewählt zu werden.