Ist das Kind verzogen worden?

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Wie alt ist das Kind denn?

Ene geringe Frustrationstoleranz ist bei Kindern absolut normal. Wenn sie älter werden lernen sie irgendwann, damit ein bisschen besser umzugehen und sich zusammenzureißen, allerdings lernen Kinder auch hier (wie bei allem anderen) in ihrem eigenen Tempo. Nicht jeder kann im gleichen Alter mit Frustrationen umgehen und gerade Brettspiele wie Monopoly sind deshalb für viele Kinder sehr schwer zu verkraften, da sie eben mit so viel Frustration verbunden sind. Natürlich hat auch die Erziehung und vorallem die Eltern in ihrer Funktion als Vorbilder Einfluss auf diesen Lernprozess, "Mängel in der Erziehung" würde ich hier aber nicht gleich vermuten.

Genauso ist es mit der Schadenfreude. Kinder sind erstmal egoistisch, Schadenfreude ist für sie natürlich. Empathie muss sich entwickeln, genau we ein an gesellschaftliche Normen angepasstes Verhalten. Das kommt noch!

Im übrigen erzieht jeder seine Kinder etwas anders und kein Weg ist perfekt und richtig. Statt nach Fehlern beim Ex deiner Partnerin zu suchen schaut doch lieber darauf, in welchen Bereichen sich das Kind gut entwickelt und welche liebenswerten Eigenschaften es hat, auch an denen hat er einen Anteil! Falls ihr der Meinung seid, dass er als Vorbild für das Kind nicht ausreicht, da er einige negative Eigenschaften weitergeben könnte nehmt das Kind doch öfter mal zu euch, damit es sich auch von euch etwas abschauen kann.

frostfeuer85 
Fragesteller
 11.11.2019, 16:03

Das Kind ist jetzt 9 Jahre alt und ist am Wochenende immer 2 Tage bei uns, somit verbringen wir eigentlich genauso viel Zeit damit wie der Exmann, da das Kind ja unter der Woche in der Schule ist.
Ich habe den Vater halt auch als jemanden erlebt, der immer recht haben muss, und mache mir Sorgen, dass er das auf das Kind überträgt. Abgesehen von der Schadenfreude und dem Nicht-Verlieren-Können, stoßt mir auch sauer auf, dass das Kind beim Spielen mit Kuscheltieren eigentlich immer nur Gewalt ausüben möchte. Also das Spielen mit dem Kuscheltier ist nur dann "lustig", wenn es schreit und gegen seinen Willen zu irgendwas gezwungen wird. Auch beim Essen haben wir Probleme: Von 4 Speisen die meine Partnerin und ich zubereiten, werden 3 vehement mit "hab keinen Hunger" abgelehnt, anschließend wird sich aber der Bauch mit Snacks und Süßigkeiten vollgeschlagen. Erst nach mehrmaligem Nachfragen, gibt das Kind zu, dass es nicht geschmeckt hat, teilweise aber mit für mich nicht nachvollziehbaren Begründungen wie "das schmeckt zu stark nach Tomate" oder "das schmeckt zu wenig nach Speck", obwohl das Kind sowohl Tomaten als auch Speck isst, und wir bereits auf zig Zutaten verzichten, die das Kind nicht isst... also hätte ich die Hauptverantwortung für das Kind, würde ich das alles ganz schnell abstellen, aber so darf ich mich wahrscheinlich nichtmal einmischen...

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rodolphesalis  11.11.2019, 16:33
@frostfeuer85

Mit neun Jahren ist das alles kein besonder besorgniserregendes Verhalten... Ja, viele Kinder können zum Beispiel mit Frustration in dem Alter schon besser umgehen, aber längst nicht alle. Ich kenne genug Kinder, die da noch wütend das ganze Spiel vom Tisch gewischt haben, wenn sie verloren haben, und die ich trotzdem nicht als schlecht erzogen beschreiben würde. Genauso sehe ich das mit der Mäkeligkeit beim Essen und auch der Lüge, dass es satt ist. Alles normales kindliches Verhalten das zwar nicht unbedingt erwünscht ist aber ganz natürlich. Das heißt natürich nicht, dass man dem nicht sanft etwas entgegenwirken kann, aber Grund zur Sorge ist es auf jeden Fall nicht! Über die Gewalt im Spiel würde ich an eurer Stelle vielleicht mal das Gespräch mit dem Vater suchen oder vielleicht auch mit den Lehrpersonen oder Hortner*innen des Kindes um herauszufinden, wie die es so erleben. Da könnte mehr dahinter stecken, muss es aber auch nicht zwingend...

Wenn das Kind so viel Zeit bei euch verbint ist das doch schön, ihr seid ja dann quasi genau so sehr an der Erziehung beteiligt wie der Vater! Natürlich haben Wochenenden immer ein Bisschen eine Sonderstellung und sind nicht mit dem Alltag vergleichbar, aber Erziehung findet ja trotzdem statt.

Kinder können übrigens auch sehr gut zwischen den Regeln unterscheiden, die es an verschiedenen Orten gibt, und sich daran anpassen. Als ich meine Schwester das erste mal bei ihrem Vater erlebt habe war ich völlig schockiert, das sonst so liebe Kind hat ihn plötzlich in einem wahnsinnig respektlosen Ton herumkommandiert... Keine Sorge als, ihr könnt bei euch bestimmte regeln einfüren an die sich das Kind hält, egal, was der Vater so macht.

Wie stellst du es dir denn vor, diese Verhaltenswiesen sofort abzustellen? So liniear funktioniert Erziehung nicht, und darüber hinaus haben Kinder auch eine Persönlichkeit und sind nicht nur Erziehungsobjekte. Aber "einmischen" darfst du dich natürlich. Sorgerecht hin oder her, deine Partnerin ist die Mutter des Kindes und ist deshalb auch an der Erziehung beteiligt. Nach dem, was ich gelesen habe, macht ihr das ja aber auch schon. Zum Beispiel hast du nach dem Monopoly Spiel das Gespräch mit dem Kind gesucht um ihm zu erklären, warum du seine Schadenfreude nicht so gut findest, richtig? Das ist doch alles schon Erziehung, und ihr habt einen Anteil daran. Genau so lernen Kinder nämlcih: Abschauen von den Erwachsenen um sie herum, das eigene Verhalten und seine Auswirkungen reflektieren lernen, und dazu viel Liebe und Wertschätzung.

Wenn ich dein Beschreibung des Kindes so lese, habe ich die Sorge, dass es an letzterem etwas fehlen könnte... Du beschreibst das Kind aus einer sehr negativen Sichtweise, nur seine "Verfehlungen". Natürlich rutscht man in diese Sicht schnell rein, wenn man ein Problem schildern möchte. Aber mach dir vielleciht, gerade im Zsammenhang mit diesen Problemen, die Stärken des Kindes und die Dinge die du an ihm magst nocheinmal bewusst. Die Grundlage für jede Erziehung ist Bindung, und die baut ein Kind dann auf, wenn es sich wertgescätzt und angenommen fühlt und eine Bezugsperson hat, der es vertrauen kann. Dann nämlich wird es dieser Bezugsperson gefallen wollen und sich so verhalten, wie sie es sich wünscht. Gerade für Kinder mit getrennten Eltern ist dieser Bindungsaufbau zu neuen Personen oft schwierig, da sie sozusagen schon eine Enttäuschung durch ihre Bindungspersonen erfahren haben. Das ist also deine erste Aufgabe, wenn du an der Erziehung des Kindes einen Anteil haben möchtest: Bindungsperson werden.

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rodolphesalis  11.11.2019, 16:37
@rodolphesalis

Noch kurz zum Essensthema: Hier würde ich zuerst an der Ehrlichkeit arbeiten. Ermutigt das Kind dazu, schon am Tisch zu sagen, wenn ihm das Essen nicht schmeckt. Dann kann es etwas anderes essen, eine Schnitte zum Beispiel, aber eben nicht den Hunger mit Süßigkeiten stillen. Ihr dürft dann natürlich nnicht verletzt oder verärgert reagieren... Wenn das Kind euch sagt, was es daran stört sagt ihr sowas wie "Alles klar, danke dass du uns das sagst, dann lassen wir die Tomaten (etc) nächstes Mal eben weg." Ist sicher erstmal etwas nervig, aber anscheinend vermutest du ja, dass das Kind nicht wirklich ein Problem mit dem Essen hat sondern die Ablehnende Haltung andere Gründe hat, oder? Ob es nun lieber die Süßigkeiten essen möchte oder aus Trotz so reagiert sei erstmal dahingestellt, aber durch dieses Annehmen der "Kritik" nehmt ihr ihm den Wind aus den Segeln. Vielleicht könnt ihr das Kind auch in die Essenswahl und das Kochen mit einbeziehen. In dem Alter kann man da ja gut schon mithelfen, und dann hat es nochmal weniger die Möglichkeit, sich hinterher zu beschweren. So mache ich das mit meinen (sehr verhaltensauffäligen) Kindern auf Arbeit auch und es hat sich als die beste Methode gegen Mäkeleien herausgestellt, die wir bisher ausprobiert haben.

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Wapiti201264  11.11.2019, 16:38
@rodolphesalis

Kinder in dem Alter können auch schon ganz hervorragend manipulieren und den einen gegen den anderen ausspielen.

Das habe ich damals mit meinem 16 Jahre jüngeren Halbbruder erlebt. :)

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frostfeuer85 
Fragesteller
 11.11.2019, 16:40
@rodolphesalis

Danke, dein Beitrag hat mir sehr geholfen, da noch nachzubessern, wo wir es nicht schon tun. Natürlich gibt es auch viele schöne Momente: etwa wenn man aus Versehen "Papa" genannt wird, wenn es will, dass jetzt sofort alle miteinander kuscheln, oder wenn es schon von weitem auf einen zustürmt, weil es die actionreichen Spiele mit mir vermisst hat...

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An dem genannten Beispiel kann man meines Erachtens nicht beurteilen, ob das Kind "verzogen" ist. Jeder Mensch tickt anders- entsprechend auch jedes Kind. Optimalerweise sollte ein 9jähriges Kind schon eine etwas bessere Frustrationstoleranz aufweisen- es ist aber auch kein Drama sich an einer solchen Stelle mal aufzuregen und generell sollte man da das gesamte Sozialverhalten beurteilen. Und das Thema Schadenfreude erscheint mir an dieser Stelle sogar völlig normal- das haben auch viele Erwachsene in einer solchen Situation (ich schließe mich da ein).

Woher ich das weiß:Berufserfahrung
Wapiti201264  11.11.2019, 16:02

Ich hasse Monopoly und ich bin mittlerweile 54!

Da gibt es wesentlich bessere Brettspiele (ich habe über 400 Stück zu Hause). :)

Monopoly sollte man nicht mit unter 15jährigen spielen. :)

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DerJoergi  11.11.2019, 16:07
@Wapiti201264

Ich mag Monopoly auch nicht aber mein 8jähriger Sohn liebt es leider- der spielt das ohne größere Frusttration aber mit großer Schadenfreude.

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frostfeuer85 
Fragesteller
 11.11.2019, 16:13

Abgesehen von der Schadenfreude, stoßt mir auch sauer auf, dass das Kind beim Spielen mit Kuscheltieren eigentlich immer nur Gewalt ausüben möchte. Also dass das Plüschtier um Hilfe schreit und gegen seinen Willen zu irgendwas gezwungen wird. Auch beim Essen (sowohl meine Partnerin als auch ich sind super Köche) werden 3 von 4 Speisen vehement mit "hab keinen Hunger" abgelehnt, anschließend wird sich aber der Bauch mit Snacks und Süßigkeiten vollgeschlagen. Erst nach mehrmaligem Nachfragen, gibt das Kind zu, dass es nicht geschmeckt hat, teilweise aber mit für mich nicht nachvollziehbaren Begründungen wie "das schmeckt zu stark nach Tomate" oder "das schmeckt zu wenig nach Speck", obwohl das Kind sowohl Tomaten als auch Speck isst, und wir bereits auf zig Zutaten verzichten, die das Kind nicht isst...

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DerJoergi  11.11.2019, 16:29
@frostfeuer85

Beim dem Thema Essen muss ich echt schmunzeln. Mein Sohn macht genau das Gleiche- obwohl meine Frau oder ich täglich frisch und gut kochen, unser Sohn aber am liebsten nur Süßigkeiten essen würde (was er natürlich nicht darf). Aber auch gerade in diesem Alter entwickeln Kinder immer mehr einen eigenen Kopf und nicht jede negative Verhaltenweise ist auf eine schlechte Erziehung zurückzuführen. Nichts desto trotz ist es natürlich wichtig fortlaufend und angemessen auf solche Verhaltensweisen zu reagieren.

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Wapiti201264  11.11.2019, 16:34
@frostfeuer85

Oha! Da müßt Ihr Euch dann aber auch mal an die eigene Nase fassen: Wenn das Kind das reguläre Essen (Frühstück, Mittag, Abendbrot) verweigert, darf es natürlich keine (!!!) Süßigkeiten essen.

Dieses Kind scheint Euch ja ganz schön auf der Nase herumzutanzen.

Ab sofort solltet Ihr wieder ganz normal kochen, denn sonst hat das Kind Euch bald soweit, dass es nur noch bei McDonalds isst - und Ihr ladet es dann jedes Mal ein.

Wegen der Tiere würde ich mal intensiv forschen, was da vor geht.

Vielleicht spielt das Kind auch Tierarzt oder sowas.

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frostfeuer85 
Fragesteller
 11.11.2019, 16:36
@Wapiti201264

Nein, Tierarzt wird da nicht gespielt. Das Spiel ist konkret: "Dem Tier wird schwindelig, weil es so herugewirbelt wird, bis ihm schlecht wird. Wenn es dann auf den Boden kotzt, wird es durch verdrehen der Gliedmaßen gezwungen, das Erbrochenen aufzuessen, bis es nochmal kotzt...."

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Goodnight  11.11.2019, 17:00
@frostfeuer85

Das würde mir allerdings schon auch zu denken geben. Das ist tatsächlich nicht normal.

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Wapiti201264  11.11.2019, 17:08
@frostfeuer85

Oje!

Das würde ich aber doch mal mit einem Kinderarzt besprechen...hört sich gar nicht gut an.

Was sagt denn das Kind, warum es das tut? Vielleicht will es Euch auch nur provozieren (warum auch immer)? Was sagt der Vater, "spielt" das Kind bei ihm auch so was? :(

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Daraus kannst du nicht auf ein verzogenes Kind schiessen.

Das ist noch mangelnde Reife, die durchaus noch bei vielen Kindern vorhanden ist.

Warum spielt ihr auch mit dem Kind Monopoly, das ist doch gar nicht für diese Altersklasse.

Beim Essen ist es ganz ähnlich. Es schmeckt nicht wie zu Hause. Wahrscheinlich fühlt sich das Kind verunsichert und nicht angenommen.

So einfach wie du dir das vorstellst ist die Situation für das Kind nicht.

Man sollte sich auch immer fragen ob das Verhalten des Kindes etwas mit einem selber zu tun hat.

Schraube mal deine Erwartungen an das Kind herunter, du bist der Erwachsene...

Monopoly mit einer 9-Jährigen? In den 60er und 70er-Jahren, wo die Anzahl guter Spiele überschaubar waren, vielleicht, aber heutzutage mit "Spiel des Jahres" und "Kinderspiel des Jahres" einfach nur öde und ungeeignet. Anscheinend kennen sich die Großeltern auf dem (Kinder-)Spielenmarkt auch nicht aus und haben Nachholbedarf.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Familienvater mit mehreren Kindern

Kann man aus so einem Verhalten beim Brettspiel auf Mängel in der Erziehung schließen?

Nein. DAs Kind ist auch erst neun. DAs faire Verlieren muss man erst notdürftig lernen.

Manche lernen es nie. Ich habe einen Bekannten, ein freundlicher Mensch, mit dem man nicht spielen kann. Wenn er verliert, wird er weiß vor Wut und es kann sein, dass er brüllend vor Zorn das Zimmer verlässt.