Ist das eine Reportage, ein Feature oder ein Bericht?

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Das ist meiner Ansicht nach eine Reportage aus dem Bereich Feuilleton, da darf es ruhig "unsachlicher" und lockerer bzw. persönlicher zugehen - und die Formulierungen dürfen emotionaler und subtiler sein, weil es nicht primär um die Weitergabe von Informationen geht. Ansonsten hat jeder Redakteur oder Reporter usw. seinen ureigenen Stil - der eine schreibt locker-flockig, der andere ernst und trocken. Da ist auch immer die Frage, was man als Leser bevorzugt. Wenn ich aber "Seite drei" im Kopf lese, denke ich persönlich eher an Feuilleton, Essays, Glossen und Ähnliches als an sachlich-trockene Informationen.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung
LovingCamilla 
Fragesteller
 16.12.2023, 20:32

Also eine Reportage... Aber es ist doch kein Reporter vorort oder?

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rotesand  16.12.2023, 22:28
@LovingCamilla

Der Reporter berichtet nicht immer vor Ort (etwa aus dem Gericht von einer Verhandlung oder von einem Unfall) bzw. nicht automatisch in Echtzeit oder tagesaktuell von einer Katastrophe (das wäre eigentlich eher ein Korrespondent) - er kann auch durchaus in der Redaktion Innendienst machen oder von zuhause oder in einem externen Büro arbeiten.

Das Wort "Reporter" ist auch eine Berufsbezeichnung für Leute, die ohne journalistische Ausbildung bzw. ohne Volontariat in eine mit dem Redakteur vergleichbare Stellung rutschten oder eine Bezeichnung, unter der freie Mitarbeiter firmieren können - die Grenzen sind fließend. Ich bin auch über eine Nachbesetzung in die Redaktion gekommen und firmiere nicht als Redakteur, sondern als redaktioneller Mitarbeiter - meine Aufgaben sind identisch, die Bezahlung in meinem Fall auch, ich weiß auch, dass ich gut bin und man wächst mit den Aufgaben - aber ich bin kein gelernter Redakteur/Blattmacher.

Man kann generell statt Reportage auch ganz neutral Bericht sagen, aber das wäre nur der oberflächliche Sammelbegriff - bei diesem Werk hier denke ich wie gesagt eher an Feuilleton. Auch in dieser Rubrik gibt es Reportagen, die zum Beispiel Kunstschaffende wie Literaten, Musiker oder Schauspieler (G. Depardieu - siehe hier) behandeln, aber auch Bücher oder ethisch-moralische Ansätze. Ich arbeite derzeit auch an einer Buchbesprechung, die zwischen den Jahren im Feuilleton erscheinen wird.

Nur weil es sich hier um eine Reportage handelt, muss der Reporter nicht der typische "rasende Reporter" mit Klemmbrett und klobiger Kamera sein, der immer vor Ort ist, wenn es was zu sehen gibt. Viele haben von "unserem" Metier auch eine andere Vorstellung - der "rasende Reporter" ist eher auf dem Land zu finden, wo er mehrere oder alle Ressorts gleichzeitig abdeckt und öffentlich als personifizierte Zeitung wahrgenommen wird :-)

Hoffe, ich konnte dir helfen :-). Wünsche dir einen schönen dritten Advent!

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