Islam Scharia Funktionieren?

4 Antworten

Ich mache darauf aufmerksam, dass die Aussagen hier zur Sharia allesamt irreführend sind, da sie davon ausgehen, dass sie ein Rechtssystem sei. Dabei ist Sharia weder ein Rechtssystem noch ein Gesetzbuch. Das Wort bedeutet etwa „Weg zur Wasserquelle“. Es ist die Gesamtheit aller Dinge, die das Leben eines Muslims ausmacht. Insofern übt jeder Muslim, wenn er betet, fastet, Zakat zahlt, Steuern zahlt, arbeitet, Familie versorgt, dem Nachbarn hilft, freundlich ist, bei grün über die Straße geht, heiratet, … Sharia aus. Sie speist sich grundsätzlich aus Quran, Sunna. Islamische Rechtsprechung (Zivilrecht, Strafrecht), sofern es legale Institutionen dafür gibt, folgt den Regeln der Sharia, ist selbst also höchstens Teil der Sharia, die in Deutschland allerdings nicht angewendet werden darf, wenn man mal von islamischer Eheschließung oder anderen rein privaten Vertragsangalegrnheiten absieht, wozu man keiner institutionellen Einrichtung bedarf. Sharia gibt’s also auch hier. Jeder Muslim lebt in ihr und mit ihr. Das hat keinen Einfluss auf die Gesellschaft, betrifft nur das Leben der Muslime, ist der Maßstab ihres Alltags. Wenn man das versteht, also was Sharia ist und was nicht, dann ist es überhaupt kein Problem. Man kann Sharia leben und zugleich dem Grundgesetz folgen. Das geht ohne weiteres, ist kein Widerspruch. Nur diejenigen, die nicht verstehen (wollen), sehen darin einen. Das betrifft sowohl extremistische Muslime als auch Islamhasser. Das wiederum haben sie eigenartigerweise gemein.

Die letzte effektive Umsetzung der Scharia fand in Mekka und Medina statt, wo sie persönlich unter der Kontrolle des Propheten Mohammed stand. Das, was heute in Ländern wie Saudi-Arabien und Iran als Scharia bekannt ist, umfasst zwar Prinzipien aus dem Islam und dem Koran, jedoch handelt es sich dabei oft um individuelle Auslegungen, die auf den spezifischen Gesetzgebungen und Richtlinien dieser Länder basieren. Diese Gesetze sind nicht verbindlich für die Länder, die sie auslegen. Sie unterliegen häufig Änderungen. Aus deren Sicht heißt es "Optimierungen."

Beispiel: Ein Bereich, in dem diese Unterschiede sichtbar werden, betrifft das Shariagesetz, insbesondere in Bezug auf Frauen und das Autofahren.

Früher wurden Frauen geköpft, weil sie Auto fuhren. Man sagte, dies sei haram. Heute dürfen Frauen Autofahren. Wofür also wurden diese Frauen in der Vergangenheit im Namen Allahs. Es steht nirgendwo und diente nur für die eigene Auslegung.

Aisha hatte viele Kamele, was in etwa einem Auto im heutigen Sinn entspricht.

Hallo, die Shariah wurde von n.H. 0-1300 angewandt. Das osmanische Reich begann 677 n.H.

Ab dem osmanischen Reich entwickelte sich das Staatssystem zu einem Sultanat und wurde somit zu einer Art Königreich wo die Shariah dennoch angewandt wurde nach meiner Kenntnis, aber ich habe wenig historisches Wissen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Einfacher Muslim

Vermutlich nirgends. Ist doch aber egal, auch wenns nur die halbe Scharia in einigen Ländern ist. Die ganze wäre ja noch schlimmer.

SIZE7  14.02.2024, 14:19

Die Shariah ist die am längsten funktionierende Staatsform seit der Menschheitsgeschichte.

Ein griechischer Historiker, Dr. Stef Keris, hat die Geschichte der Osmanen untersucht und ist hierauf hin zum Islam konventiert. Er untersuchte auch das zusammenleben der großen Religionen unter muslimischer Herrschaft. Das Ergebnis ist zwar bekannt, aber dennoch erwähne ich es gerne. Juden sowie Christen lebten friedlich zusammen unter der Herrschaft des Kalifats und die Jizya (Schutzsteuer) war bezahlbarer als die der Römer. Auch die muslimische Herrschaft in Andalusien war dafür bekannt für ihre geordnete und funktionierende Gesellschaft.

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helmutwk  14.02.2024, 18:36
@SIZE7
Juden sowie Christen lebten friedlich zusammen unter der Herrschaft des Kalifats

Das lässt sich so auch für das christliche Europa sagen, wo Christen und Juden meist friedlich zusammenlebten.

Und wie im Abendland, gab es auch im Osmanischen Reich Zeiten, wo es nicht so war. Etwa als im 19.Jh. über 30.000 Bulgaren abgeschlachtet wurden. Ein Beispiel, von dem ich zufällig erfahren habe, als ich eine Biographie eines englischen Politikers las, zu dessen Zeit das stattfand. Es gibt sicher noch mehr, von denen ich nichts weiß.

Und was auch wie in Europa ist: Die Minderheit hatte darüber, wie die Situation zu bewerten sei, andere Ansichten als die Mehrheit, die damit, wie auch dein Beitrag zeigt, rundum zufrieden war.

In Europa hat man sich inzwischen angewöhnt, alle Sichtweisen einzubeziehen und sieht das Zusammenleben mit den Juden im Mittelalter kritischer als früher - hat auch was mit der »Aufklärung« zu tun. In der Türkei gabs so eine Aufklärung nur Ansatzweise unter Atatürk (u.a. wurden einige Verantwortliche des Völkermords an den Armeniern gerichtlich verurteilt), das ist aber in Vergessenheit geraten, weil die türkische »Ehre« so eine Erinnerung nicht verträgt - deshalb auch die so positive Wertung von dir.

PS: Laut der Webseite von Stef Keris hat der sich erst zum Islam bekehrt und dann die Geschichte der Osmanen neu gesehen. Warum stellst du es umgekehrt dar?

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SIZE7  14.02.2024, 21:47
@helmutwk
Das lässt sich so auch für das christliche Europa sagen, wo Christen und Juden meist friedlich zusammenlebten.

"meist"(?) Juden hatten immer einen schlechten Ruf in Europa und es ist nicht einmal 100 Jahre her als Deutsche die Juden massakriert haben. Soetwas gab es in 1300 Jahren Kalifat kein einziges mal. Besonders in dieser großen Ordnung.

Nicht böse gemeint, aber Fakt

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helmutwk  14.02.2024, 21:51
@SIZE7
Juden hatten immer einen schlechten Ruf

Das gilt auch für den Islam, es gibt ja entsprechende Verse im Qor'an …

was gab es in 1300 Jahren Kalifat kein einziges mal.

Du lügst, oder weißt du wirklich nicht, dass das erste Pogrom auf europäischen Boden in al-Andalus stattfand (1066)?

Was Gewalt gegen Juden angeht, sind Kalifat und christliches Mittelalter durchaus vergleichbar. Erst die nichtchristlichen Ideologien (insbesondere Nazismus) haben deutlich mehr Gewalt angewandt.

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SIZE7  14.02.2024, 21:54
@helmutwk

Juden lebten in Andalusien um den Römern zu entfliehen, worauf willst du hinaus? Die Kreuzritter kamen dann und schlachteten die Muslime und Juden ab woraufhin die Muslime sich zurückzogen uhd assimilieren ließen die zurückblieben.

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helmutwk  15.02.2024, 20:56
@SIZE7
Juden lebten in Andalusien um den Römern zu entfliehen

Das Römische Reich ist 486 n.Chr. untergegangen, da gab es Andalusien noch nicht. Also konnten Juden, die vor den Römern flohen, höchstens im geographischen Sinn nach Andalusien gekommen sein.

Die Kreuzritter kamen dann und schlachteten die Muslime und Juden ab

Es gab keinen Kreuzzug gegen al-Andalus, vielmehr wurde das Land von Spanien in einem normalen Krieg (kein Kreuzzug) erobert.

Solltest du an die Kreuzfahrer denken: Dann ist deine Aussage zu pauschal, wie das Beispiel des RaMbaM (aka Maimonides) zeigt, einem der größten jüdischen Gelehrten im Mittelalter: Geboren in al-Andalus, musste er, als dort Islamisten an die Macht kamen, fliehen,. und floh durch Nordafrika bis ins Land der Kreuzfahrer, wo es zu der zeit für Juden erträglicher war als in al-Andalus.

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