Themenspecial 04. August 2023
Weltreise (mit Vaegabond)
Alles zum Themenspecial

Inwieweit hat das Reisen euren (kulturellen) Horizont erweitert?

3 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Hallo Hakim,

so eine Reise geht natürlich nicht spurlos an uns vorbei. Wir reisen gerne mit möglichst wenig „Erwartungen an ein Land“ ein, also ohne Vorbehalte und Vorurteile. Recht früh haben wir schon gemerkt, dass diese Art und Weise Erfahrungen zu machen, die tollste ist, weil man nicht enttäuscht werden kann. Die schönsten Erlebnisse haben tatsächlich mit den Menschen zu tun, die wir unterwegs kennen lernen durften. Einen so intensiven Einblick in den Alltag dieser Menschen zu haben und die Traditionen kennenlernen zu dürfen, führt oft zu einem AHA Moment und besserem Verständnis.
Vor allem in muslimischen Ländern haben wir oft extrem herzliche Gastfreundschaft erfahren und (wieder) viel über den Zusammenhalt von Familie gelernt. In Europa begegnete man uns eher mit vorsichtigem Interesse oder ignorierte uns teilweise sogar komplett. Was natürlich nicht bedeuten soll, dass Europäer pauschal unfreundlich sind 😉 hier und da trifft man immer mal wieder auf Menschen die total inspirieren. Aber der Unterschied zwischen der Art und Weise welche Bedeutung Familie, Arbeit, Privatsphäre oder Freizeitaktivitäten angeht ist zum Teil schon sehr groß. Einige Dinge/Lebensweise/Ansichten gefallen uns so gut, dass wir sie auch in unser eigenes Leben integrieren wollen. Wir sind gerade in Indien und dieses Land ist natürlich mit keinem anderen zu vergleichen. Hier herrscht liebevolles Chaos, ist nichts für schwache Nerven aber steckt voller Überraschungen.
Am besten kann man das wohl in unseren Reisedokus sehen. Gestern haben wir ein ganz besonderes, emotionales Video veröffentlicht. Darin geht es u.a. darum wie wir uns über die 4 Jahre Fahrrad Weltreise verändert haben und welche Rolle unsere Yoga Ausbildung darin spielt.
Gerne mal reinschauen: https://youtu.be/8Bw3mmCEDAo

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Wir sind auf einer Weltreise mit dem Fahrrad!
Hakim, Community Manager 
Fragesteller
 15.08.2023, 06:51

Hallo zusammen,

vielen vielen Dank für eure Antwort! Das Video sehe ich mir später direkt an!

Viel Spaß in Indien und natürlich auf eurer weiteren Reise!

Grüße aus München

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Es ist etwas anderes ob man ein Land nur aus den Medien kennt oder selbst dort wart.

Für mich ist die extreme Bettelei in Nordafrika augenfällig auch kulturbedingt und nicht nur armutsbedingt. In Jordanien und Syrien war es wesentlich zurückhaltener. Auch hatte ich vor meinen Reisen nicht erwartet, dass in moslemischen Ländern Alkohol hergestellt und getrunken wird.

In Moldawien war mir vor meinen Urlaub nicht klar, wie extrem die Kluft zwischen den Kernland und Transnistrien ist. Grenze mit Bewachung, Kontrolle, eigene Währung und vor allem eigene Sprache. In Moldawien wird Moldawisch gesprochen, dass laut den Einheimischen sich nur gering vom Rumänisch unterscheidet, im Süden Gagausisch, eine eigene autochtone Sprache und in Transnistrien Russisch. Transnistrien wirkt in jeder Hinsicht wie ein völlig anderes Land. Dort hatte ich das Gefühl, der Eiserne Vorhang ist wieder da. So wie heute in Transnistrien, war es früher, wenn ich mit den Eltern im Ostblock unterwegs war.

Natürlich bieten Urlaube mit Kunst und Kultur als Schwerpunkt nur einen oberflächlichen Eindruck, ausser die Reiseleitung bemüht sich um tiefere Einblicke. Wobei auch eine unsympatische Reiseleitung einen Eindruck vermittelt. Dazu ein paar Beispiele:

Rundreise Nordzypern: Sehr kompetente Reiseleiterin ursprünglich aus Bayern, jedoch schon der Liebe wegen Jahrzehnte in Nordzypern lebend. Die hat einiges persönliches aus ihren Leben erzählt und so lernte ich die politische Sichtweise Nordzyperns kennen, neben der historischen Vergangenheit, Kultur und Natur.

Rundreise Baltikum: Wechsel der Reiseleitung, je Staat, da die Bevölkerungsgruppen völlig andere Sprachen sprechen und die drei Länder kulturell viel unterschiedlicher sind, als wie ich es zuvor erwartet hatte.

Rundreise Syrien: Kompetenter Reiseleiter, der erstaunlich offen über die politische Lage vor Ort sprach. So frei und locker, wie er auch Witze über den Diktator und die Regierungsform machte hätte ich jedoch nie erwartet, dass es dort dennoch politisch so schnell explodieren würde. Auch in den Restaurants wurde überall frei auch Arak ausgeschenkt, daher hielt ich die Menschen im Land für weltoffen.

Rundreise Marokko: Fanatischer, inkompetenter Macho als Reiseleiter, der keine Fragen beantwortete, sondern einfach das Programm abspulte. Von allen Reisen, die ich bisher machte, war es diejenige, welche mir bedingt durch die Leitung, am negativsten in Erinnerung blieb.

Mehr von Land und Leuten lernte ich natürlich kennen, wenn ich dort ganz alleine in einer Familie war. Das war mehrfach in England. Das waren durchweg positive Erfahrungen und mein zuvor extrem schlechtes Englisch reichte danach zumindest für eine Verständigung. Als Legastheniker fehlt mir das Sprachverständnis und daher ist es für mich sehr schwer, mit Einheimischen in Kontakt zu kommen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Willst Du Land und Leute kennen lernen, sieh in ihre Kochtöpfe, weil die Esskultur immer prägend für die jeweilige Kultur ist.

Ich habe von überall wo ich war "Rezepte" übernommen und zu Hause nachgekocht, was aber, obwohl man alle Zutaten hatte, dann doch nicht dasselbe war.

Eine Tschorba mit Harissa aus der vor Ort produzierten Pinienholzschüssel in der Kabylei oder daheim; Essen ist eine ganzheitliche Sinneserfahrung bei dem das Gericht mit dem Ort korrespondieren muss.

Fangfrischer Fisch vom Grill am Meer, mit Meeresrauschen und einer Brise schmeckt anders als auf "Balkonien".

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung