Erinnerungsarbeit - Wie sollte die Vertreibung der Deutschen aus dem Osten um 1945 diskutiert werden dürfen?
Heutzutage wird immer noch gerne gesprochen über die Zeit kurz vor Ende und nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, als die Flucht und Vertreibung der Deutschen aus Ost-Mittel-Europa, aus der Tschechoslowakei, Polen, Jugoslawien, Ungarn und Rumänien, wo sich Deutsche vor Jahrhunderten angesiedelt hatten, begann. Aber dieser Teil der Geschichte ist nur verständlich, wenn man weiß, dass nationalsozialistische Politik und Machtstreben die Ursachen waren für den Verlust der Heimat dieser Menschen. Darüber müssen wir uns mit den Nachbarn im Osten verständigen, verdeutlichen das wir verstanden haben, denn der Dialog über die schwierige Geschichte ist die Voraussetzung der Versöhnung.
Gedenktage wie der 27. Januar, an dem wir uns anlässlich der Befreiung von Auschwitz der Opfer des Völkermords an den Juden erinnern, oder der 9. November, an dem alljährlich der Novemberpogrome von 1938 gedacht wird, haben ihren Sinn als äußere Zeichen. Ebenso dienen das Denkmal für die ermordeten Juden Europas in Berlin und die Gedenkstätten am Ort der Konzentrationslager und anderer Verbrechen des Nationalsozialismus der öffentlichen Erinnerung. Jahrestage und Erinnerungsorte können Anstöße geben. Emotion und Betroffenheit genügen aber nicht. Gesichertes Wissen über die Geschichte des Dritten Reichs ist vor allem anderen notwendig, denn nur dadurch sind die Parolen der Neonazis zu entkräften und Legenden zu entlarven, die Rechtsextremisten in die Welt setzen, wenn sie den Staat Hitlers verherrlichen oder seine Untaten entschuldigen wollen.