In welchem Studiengang hat man mehr Erfolg: Chemie oder Biochemie? Falls jmd die Fächer studiert hat, wie fandet ihr das Studium?

3 Antworten

Ich habe Chemie auf Diplom studiert und in der Biochemie promoviert. Damals, 1970, war das Chemiestudium in Köln eine ziemliche Sauerei, insbesondere das anorganische Grundpraktikum. Da konnte man vor lauter Chemikalien in der Luft manchmal kaum das Ende des Labors sehen (etwas übertrieben) und bei den Laborkitteln überlebte nur das doppelt Genähte (auch übertrieben). Aber ohne Lochfraß hat es wohl kein Kittel überstanden. Im organisch präparativen Praktikum gab es in unserem Jahrgang überdies einen üblen Unfall mit schwersten Verletzungen. Und auch während der Diplomarbeit ist der ein oder andere Ansatz mal in Rauch und Glasbruch geendet, um nicht das Wort Explosion zu verwenden. Es waren ziemlich wilde Zeiten. Die Praktika waren sehr arbeitsintensiv und anspruchsvoll. Aber gerade die praktische Arbeit im Labor ging mir relativ locker von der Hand und die Scheine habe ich in minimaler Zeit geschafft. Am Studium selbst hatte ich Spaß, auch außerhalb der Uni 🤣. Für mich wurde es immer nur problematisch in den Prüfungen zum Vordiplom und Diplom, weil ich die riesige Menge an Stoff zwar bewältigen, aber nicht in toto zum Prüfungstermin abrufen konnte. Das waren immer stressige Phasen für mich.

Dass ich bei meinen miesen Noten überhaupt einen Doktorvater gefunden habe, verdanke ich Lothar Jaenicke, der es mir ermöglichte, am Inst. f. Biochemie der Uni Köln zu promovieren. Ihm kann ich nicht dankbar genug sein. Einmal von den stressigen Prüfungssituationen abgesehen, haben mich das Studium der Chemie und die Arbeit in der Biochemie gleichermaßen gefordert und erfüllt. Ich war gerne auch als wissenschaftlicher Mitarbeiter dabei und habe die Uni nur ungern verlassen. Aber für eine akademische Karriere hat es nicht gereicht.

Von den Studienanfängern in meinem Jahrgang haben es etwa 10 % bist zur Promotion geschafft. Ich weiß nicht, wie es heute ist.

ADFischer  14.06.2023, 09:59

Das war 1987 noch nicht wesentlich anders. Das Praktikum war von 8 bis 18 Uhr geöffnet, und der diensthabende Assistent drehte alle zwei Stunden eine Runde. Arsenoxid und Quecksilberchlorid standen frei zugänglich im Regal. Schwerere Unfälle gab es allerdings in meinem Jahrgang keine. Als ich Assistent war, schaffte es ein Student, beim Sägen von Glasrohren ein Stück Glas ins Auge zu bekommen, aber das ist ja nicht chemiespezifisch. Der Kittel sah natürlich stets aus wie die offenbar immer noch aktuellen Hosen mit großzügigen Lüftungsoptionen.

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Rhenia  14.06.2023, 10:24
@ADFischer

Aktuell fällt hier ständig die Abluft und/oder Zuluft aus, aber laut Uni Köln sind die Labore ja "alt, aber sicher"🌚

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ADFischer  14.06.2023, 10:41
@Rhenia

Unser Institutsgebäude aus den siebziger Jahren war großzügig mit Spritzasbest „ausgestattet“. Solange man da nicht bohrte oder fräste, machte das auch nichts, sagte man. Aber ich denke, die Rauchpausen auf dem Balkon waren schlimmer.

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Ob man das Studium erfolgreich schafft, das hängt von jedem einzelnen Studenten ab.

Sind beides sehr schwierige Studiengänge - mit relativ hohen Abbrecherquoten.

Von Experte Picus48 bestätigt

Ich fand das Studium arbeitsintensiv aber spannend. Mit dem Mathematikdozenten tat ich mich in den ersten zwei Semestern schwer, aber dann übernahm ein anderer, und dann ging das auch. Das Tempo war wesentlich höher als in der Schule, und es war wesentlich mehr eigenes Arbeiten gefragt. Biochemie war allerdings zu meiner Zeit an meiner Universität praktisch nicht existent.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung