In Belgien und England werden Statuen historischer Persönlichkeiten im Rahmen der Rassismus-Proteste abgerissen. Wie findet ihr das?

18 Antworten

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Die Geschichte Leugnen wäre es wenn man die Personen aus den Geschichtsbüchern entfernt.

Eine Statue ist etwas womit man jemanden Ehrt den man für besonders wichtig oder gut hält usw. Wenn man der Meinung ist das die Person das nicht ist kann man die Statuen auch wieder entfernen und ggf. durch geeignetere Personen ersetzen.

Vor dem 20. Jahrhundert hatten viele Männer eine aus heutiger Sicht frauenfeindliche Haltung. Sollte man Statuen betroffener Männer auch entfernen? Das wären dann fast alle Statuen von Männern, die vor dem 20. Jhd. lebten.

halbkornbrot31 
Fragesteller
 01.07.2020, 13:00

Ist Frauenfeindlichkeit wirklich mit dem Massenhaften versklaven von Menschen gleichzusetzten bzw. in Fall Leopold des II mit der direkten Verantwortung für den Tod von 4-8 Millionen Menschen?

Ich persönlich würde sagen nein, aber wenn du das anders siehst.

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Tasha  01.07.2020, 14:38
@halbkornbrot31

Ich sage nicht, dass man nicht historische Personen kritisch unter die Lupe nehmen sollte. Wie man dann damit umgeht, sollte mMn im Gespräch mit Historikern (und Protesten etc.) entschieden werden.

Ich sage aber, dass viele Haltungen, die wir heute fraglos als unannehmbar einschätzen in früheren Zeiten nicht so fraglos unannehmbar waren. Menschen sind komplex. Man muss mMn genau abwägen, wie man eine historisch bedeutsame Persönlichkeit beurteilt. Viele haben bekanntermaßen auch sehr problematische Aspekte gehabt, Ansichten, Entscheidungen, Lebensphilosophien, politische Haltungen. Aus meiner Sicht darf man nicht einfach nur sagen "hat vom Sklavenhandel profitiert, muss weg", sondern muss überlegen: Wann? In welcher Weise? Was hat er/ seltener sie sonst noch getan? Wie viel Gutes hat er/ seltener sie getan, wie hat sein/ seltener ihr Wirken die heutige Gesellschaft geprägt?

Meine Sorge ist, wie das Ganze weitergeht, wenn man jetzt anfängt, alles nach heutigem Maßstab zu beurteilen. Dann wird man nämlich sehr viel Kritik in sehr vielen Punkten und bei vielen, vermutlich dem Großteil historischer Persönlichkeiten finden. Und dann stellt sich auch mMn die Frage, ob auch wir in Zukunft so beurteilt werden, ob jemand, der heute einen großen, positiven Einfluss auf eine Gesellschaft hat nach den Maßstäben von 10 oder 100 Jahren oder 500 Jahren in der Zukunft beurteilt werden soll.

Es fällt immer öfter der mMn problematische Satz, ob man "auf der falschen Seite der Geschichte" stehen soll (problematisch, da er einen gewissen Druck aufbaut, sich nach der Meinung anderer zu richten). Muss man also in Zukunft immer fragen, ob jeder, der wichtig für die Entwicklung einer Gesellschaft war, komplett in all seinen Aspekten auf der richtigen Seite der Geschichte stand? Dann müssten wir nämlich schon mal die meisten großen Firmenchefs kritisieren, die Mitarbeiter ausbeuten, selbst wenn sie die Technologie und damit teilweise die Gesellschaft stark beeinflusst/ "vorangetrieben" haben.

Das können wir sicher, die Frage ist: Wollen wir das? Sind wir uns sicher, dass wir heute alles nach zukünftigen Maßstäben richtige machen der sollten wir diese Frage bei jeder Entscheidung intensiv bedenken? Würde uns das nicht auch sehr einschränken, weil manchmal Fehler auch durch Weiterentwicklungen und kritischen Diskurs zu positiven Veränderungen führen? Genauso wie umgekehrt? Der Kommunismus war an sich ein guter Gedanke, hat aber in der Praxis nur Schaden angerichtet. Hätte man das voraussehen und den Gedanken sofort im Keim ersticken sollen, aus Angst, auf der falschen Seite der Geschichte stehen zu können?

Auswahlfrage: Soll jeder, der heute von Ausbeutung in irgendeiner Form profitiert, z.B. jeder Applenutzer, später kritisch gesehen und seine eventuell positive Beeinflussung der Gesellschaft getilgt werden aufgrund dieser Tatsache?

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Tasha  01.07.2020, 14:49
@Tasha

PS
Es gäbe noch einen anderen Weg, für den ich vielleicht plädieren würde: Vorauseilender Gehorsam. ALLE Statuen und öffentliche Kunstwerke und Ähnliches komplett einmotten, nicht zerstören, sondern stillschweigend entfernen und irgendwo unterbringen für ein halbes bis ein Jahr und dann mal schauen, was die Leute/ Protestler/ Aktivisten sagen.

Desgleichen: Wahlweise oder gestaffelt die Polizei mal einen Tag, eine Woche, einen Monat komplett abziehen. Anzeigen werden nur statistisch erfasst. Es wird ja argumentiert, dass die Polizei Minoritäten, vor allem Migranten, nur schadet und diese mehr Angst vor der Polizei als vor Verbrechen hätten und dass Majoritäten die Polizei fast gar nicht benötigen würden. Und dann, nach dem Tag oder der Woche, die Statistiken veröffentlichen - wie viele Meldungen über welche Art Vorfall gingen bei der Polizei ein, aus welchen Orten/ Ortsteilen, von denen eventuell eine grobe Bevölkerungszusammensetzung bekannt ist und dann öffentlich auswerten, wer warum die Polizei brauchte oder auch nicht und ob die Betreffenden möchten, dass ihre Anliegen jetzt noch verfolgt werden oder ob sie diese fallen lassen.

Danach kann man dann einen viel bewussteren Dialog über diese Vorschläge führen.

Vielleicht vermisst in einem Jahr keiner eine Statue oder ein öffentliches Kunstwerk, vielleicht braucht wirklich keiner die Polizei oder nur bestimmte Menschen/ Orte/ Kreise, dann hätte man eine neue Gesprächsgrundlage.

Während Statuen hier rein dem Befinden dienen, wäre die Diskussion über Erhalt oder Abschaffung der Polizei, die in einigen Kreisen ja tatsächlich so extrem geführt wird, wirklich relevant und nicht mehr nur Theorie.

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Also wenn es irgendwo eine Statue von Hitler geben würde, dann wäre ich der Erste der dafür ist diese abzureißen. Dann ist es mir auch egal ob das Leugnung der eigenen Geschichte wäre. Solche Personen haben keine Statue verdient.

Ich finde, das bringt wenig bis nichts.

Eine Statue abzureiẞen ist für mich das gleiche, wie zu versuchen, die Geschichte zu vergessen. Oder sie umzuschreiben. Was nicht ideal ist. Anstatt sie zu zerstören, sollte man eine Tafel neben ihm aufstellen, die die Leute bildet. Oder ein Denkmal an die Opfer des Kolonialismus neben ihm aufstellen.

Zudem finde ich es komisch, die Leute von damals jetzt zu verurteilen. Was er gemacht hat, ist schrecklich, keine Frage. Man darf aber nicht vergessen, dass das früher die Norm war und ein Groẞteil der europäischen Bevölkerungen Dunkelhäutige als niederwertig angesehen haben.

Eine Statue abreiẞen ist fragwürdig. Nehmen wir z.B. zwei französische Philosophen und Schriftsteller: Voltaire und Montesquieu. Sie sind groẞe Philosophen der Aufklärung gewesen, hatten zum Teil sehr moderne Gedanken; haben die Denkweise der französischen Bevölkerung extrem beeinflusst. Doch beide waren sehr rassistisch. Soll man jetzt alle Werke verbrennen? Die doch auch so viel positives gemacht haben?

Oder sollen wir alle Statuen vom König Louis XVI abreiẞen? Oder von Napoleon? Die Liste ist endlos.

Was bringt das? Anstatt zu zerstören, sollte man bilden. Das ist meine Meinung.

(Zudem finde ich es fragwürdig, dass in Belgien z.B. keine Abstimmung gemacht wurde. Ein paar Menschen haben beschlossen, diese Statue abzureiẞen. Belgien besteht aber nicht nur aus 20 Menschen. Wir leben in einer Demokratie.)

mirabellaxxoo  10.06.2020, 18:34

Man kann die Statue abreißen, und trotzdem über die person aufklären im Unterricht, durch die Gesellschaft etc. Wozu muss die Statue stehen bleiben? Wir haben auch keine Adolf Hitler Statue in diesem Land und wissen trotzdem alle Bescheid was dieser Mann tat, und wer er ist.

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Lili0484  16.06.2020, 17:39
@mirabellaxxoo

Es gibt viel zu viele, über die man aufklären sollte, es aber nicht tut ;)

Leopold II war nicht nur Kolonialist. Er hat:

  • Den Gewerkschaften erlaubt, sich zu formen
  • Mindestalter für Kinderarbeit in Fabriken auf 12 gesetzt.
  • Nacht-Kinderarbeit für u.16 verboten und Untergrundarbeiten für u.21 (Frauen) verboten
  • Belgien zur ersten Weltindustriemacht gemacht
  • Eine Annexion Belgiens in der Zeitspanne von 1865 - 1871 an das Deutsche und Französische Reich verhindert.
  • Die Sonntagsruhe eingeführt
  • Eingeführt, dass Gehälter an einem fixen Datum bezahlt werden mussten

In seiner Art hat er also Belgien weit nach vorne gebracht. Jetzt stellt sich die Frage, was überwiegt...? Ich bin der Meinung, dass seine schlechte Seite überwiegt, aber meiner Meinung ist nicht jeder.

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mirabellaxxoo  16.06.2020, 17:56
@Lili0484

Für die Deutschen war Hitler am Anfang auch supi, viele haben Ihn gefeiert. Wir haben also keine Statue von Hitler, trotzdessen das er und seine Partei einen Aufschwung brachten, Autobahnen bauten usw. Dasselbe gilt für den Faschismus in Italien der 1930iger.

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Lili0484  16.06.2020, 17:58
@mirabellaxxoo

Der Diktator Franco, der, wie ich finde, bei weitem schlimmer war als Leopold, wird in Spanien noch immer gefeiert. Dies zeigt also, dass nicht alle Menschen einer Meinung sind, und man den Kuchen in 2 teilen sollte.

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mirabellaxxoo  16.06.2020, 18:03
@Lili0484

Der Unterschied zu den anderen ist, das Hitler und stellv. Deutschland 6 Millionen Juden vernichtet hat. Die Spanier oder Belgier haben keine Weißen Menschen vernichtet - sie haben Schwarze oder Ureinwohner kolonialisiert und vernichtet. Dei Deutschen haben andere Weiße Menschen jüdischen Glaubens vernichtet. Das wird nicht so ausgesprochen aber so ist es.

Selbst in den Usa. Du findest in den Usa mehr Museen die dem Holocaust gewidmet sind als der Vernichtung der Ureinwohner, dem 400 Jahre dauernden Transtatlantischem Sklavenhandel. Wieso? Weil es Europäer waren die starben. Das andere waren eben nur Braune und Schwarze. Das ist einfach so.

Du hast bis vor kurzem noch Str. gefunden in Deutschland die nach Kolonialherren benannt waren, in den Usa sehen Statuen von Menschen die maßgeblich zur Vernichtung der Ureinwohner und zur Sklaverei beigetragen haben.

Die weiße Welt, respektiert und schätzt nichtweißes Leben nicht so sehr. Das spricht keiner so aus, aber das ist so.

Auch in den Usa gilt Hitler als das ultimativ Böse. War er ja auch. Aber seltsam das Hitler so böse war, aber mit Statuen von Skalvenhalter hat man kein Probelm. Es sind eben nur Schwarze. Darum gehts. Nennt man stillen Rassismus.

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Lili0484  16.06.2020, 19:16
@mirabellaxxoo

Du hast mich glaube ich falsch verstanden.

Alles, was du sagst, stimmt zu 100%. Leider.

Ich bin dagegen, einen Massenmörder als Helden zu feiern. Ich bin dagegen, über seine schlimmen Taten hinwegzuschauen. Ich bin dagegen, die dunkelhäutige Bevölkerung Tag ein Tag aus zu blamieren, zu beleidigen. Ich würde es nicht mögen, wenn ich jeden Tag an einer Statue vorbeilaufen müsste, die viele meine Vorgänger getötet hat. Und offensichtlich als Statue geehrt wird. ABER: eine Statue ist für mich nicht immer eine Ehre, sondern kann auch zum Beweis werden, dass es diese Zeit mal gab.

Man hätte sie in einem Museum aufstellen können. Man hätte Klassen nehmen können, um ihnen die Statue zu zeigen, um ihnen zu zeigen: "so was soll nie wieder passieren". Ich habe schon von Anfang an gesagt, dass man die Statue, wenn man sie denn da lassen würde, aber nicht alleine da stehen lassen sollte, sondern z.B mit einem Gedenkmal an die Opfer, einer groẞen Tafel (aufklärend über Kolonialismus und Leopold II). Zudem sollte man sie nicht "ehrenhaft" aufstellen, z.B. nicht in der Mitte eines Platzes oder höher als der Rest.

Uns wurden alle Hitler und seine Taten beigebracht. Und trotzdem gibt es zurzeit wieder einen Anstieg an Rechtsextremen. Das zeigt ja wohl, dass Unterricht alleine nicht ausreicht: man braucht Zeugen, die erzählen. Man braucht Beweise, die dir beweisen, dass das alles mal Alltag war. Und diese Statue (und die neue, die man aufstellen würde) könnte als "Beweis" fungieren.

Zudem gibt es auch mein Argument vom Anfang: wo zieht man die Grenze? Was wird verbrannt/zerstört, und was nicht? Welche Handlungen sind grausamer als andere?

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mirabellaxxoo  16.06.2020, 23:03
@Lili0484

Ja verstehe dich, aber was Ich meine ist, es gibt einen Konsens innerhalb der westlichen Welt, das man niemals eine Hitler Statue aufstellen würde. Das wäre ein Tabu. Da würde keiner sagen, stellen wir eine auf, mit einer Tafel zur Aufklärung. Eine Statue an sich ist immer eine Huldigung. Der Bau einer Statue is ein Zeichen des Respekts.

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GamerPanda09  10.07.2020, 10:44
@mirabellaxxoo

Beides ist rassismus.

rassismus ist NICHT nur wen man gegen Schwarze rassistisch ist!!!!!!!

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GamerPanda09  10.07.2020, 10:41

Du hast es begriffen, bin voll deiner meinung.

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Frag dich doch mal wieso es keine Statue von Adolf Hitler in Deutschland hat. War doch ne Historische Figur. Wieso also hat man keine Statue von Ihm? Weil eine Statue die Errungenschaften der Person würdigen soll. Also ist es gut wenn man Sklavenhalter Rassisten etc nicht noch mit einer Statue würdigt. Ich finde es sehr gut das die wegkommen.