Immer wenn ich glücklich bin, werde ich traurig
Mir passieren nur selten Momente, in denen ich richtig glücklich bin. Zum Beispiel als meine Schwester nach langer Zeit zu mir kam, da war ich so glücklich, weil ich sie seit einem Jahr nicht mehr gesehen habe. Aber nach 10 Minuten wurde ich plötzlich traurig und musste weinen ohne Grund. Das waren aber keine Freudentränen sondern die, wenn man total traurig ist. Oder als ich endlich in meine neue Schule kam (extra für Asperger-autisten), wo alle so waren wie ich, und es so schön war. Gleich am ersten Tag wurde ich wieder traurig obwohl es keinen Grund dazu gab. Ich weiss nicht, ob es was mit dem Autismus zutun hat oder mit etwas anderem. Ich habe einige Auffälligkeiten, die vielleicht andere als komisch empfinden, aber bei dieser fühle ich mich nicht gut. Kennt vielleicht jemand das Problem? (Also kann es was mit AS zutun haben?)
5 Antworten
Mit AS hat das direkt nichts zu tun. Wie Rechercheur schon schrieb, könntest du zusätzlich eine Depression entwickeln. Oder du hast unterdrückte Verlustängste; d.h. bei jedem Glück kriegt dein Unterbewusstsein Panik, dass das Glück zu schnell wieder verloren gehen könnte, was natürlich eine sehr traurige Vorstellung wäre.
- Die Schwester ist zu Besuch ... aber dann ist sie auch bald wieder weg, wie schlimm!
- Die Schule beginnt super ... aber es kann kaum immer so toll weiter gehen, wie schlimm!
Soviel zur psychologischen Sicht. Man kann das Problem auch biologisch betrachten:
Um Glück zu empfinden, müssen bestimmte Botenstoffe produziert werden, was bestimmte Rohstoffe erfordert. Wenn du einen Mangel an z.B. Linolensäuren oder B-Vitaminen hast, kannst du nicht richtig glücklich sein, weil dein Gehirn eben zu wenig Rohstoffe für die ausdauernde Glücksproduktion hat. Check mal deine Ernährung durch - die ist bei Autisten ja oft sehr einseitig - oder lass beim Hausarzt ein Blutbild machen.
Hallo,
ich schließe mich teilweise der Vermutung von halbsowichtig an. Mir selber geht es oft wie Dir, ich traue mich nicht 'glücklich' zu sein (schon das Wort mag ich nicht, für mich benutze ich eher 'gut gelaunt'), kommt trotzdem mal so ein Gefühl auf, bremst mich mein Hirn gleich wieder aus "Mal langsam, dass dauert doch eh nicht lange, kennen wir doch, oder?" und der Absturz in die Traurigkeit folgt sofort.
Zwei Gründe können dafür verantwortlich sein, zusammen oder einzeln:
A) Kein Glücklichsein als Kind gelernt. Unglückliche Eltern, unglückliche Kinder. Das hat mit AS nichts zu tun. B) Als Autist ist man ja nun nicht gerade ein Mensch mit überbordenden sozialen Fähigkeiten. Aber die meisten Autisten haben auch NT-Züge. Der freut sich wenn die Schwester kommt. Dann gewinnt der Autist die Überhand, und der kann mit dem anderen Menschen, egal wie 'geliebt', so richtig auch nichts anfangen, und erkennt das auch. Der Frust ist programmiert.
Als dritter Punkt kommt vielleicht noch eine Erwartungshaltung dazu, die dann nicht erfüllt wird. Du kommst auf eine Aspergerschule (wobei ich mir noch nicht sicher bin ob dass eine gute Idee ist, aber das wäre ein anderes Thema), machst Dir Hoffnungen auf bessere Umstände, stellst aber schnell fest: "Nö, auch nur alter Wein in neuen Schläuchen". Frust ist die Folge.
Ich weiß, dass alles hilft Dir jetzt nicht besonders viel. Aber es könnte ein Ausgangspunkt sein da mal mit Deinem Therapeuten (Du hast doch einen, oder?) drüber nachzudenken.
Viel Glück!
P.S.: Es würde mich wirklich interessieren wie es auf einen Aspergerschule zugeht!
Ggf. hast du zusätzlich zu AS noch eine Depression entwickelt.
Hast du Ansprechpartner bezüglich AS? Psychologe, Psychiater, Therapeut oder sowas? Wenn ja, sprich das da mal an.
Direkt mit dem Asperger-Syndrom kann ich das nicht in Verbindung bringen, maximal eben als Sympton einer Depression.
Ich kann mich nicht erinnern wie ich ganz früher gefühlt habe, aber es ist schon sehr lange so.
Erst einmal sind Glücksgefühle immer nur kurze Momente, stell dir mal vor du wärst pausenlos glücklich, würdest du es dann noch als Glück empfinden können? Und deine Traurigkeit könnte so eine Art Druckventil sein, ähnlich wie bei einem Schnellkochtopf, wenn zu viel Druck (bei dir eher Erwartungsdruck) aufgebaut wurde, bläst der Topf und lässt Druck ab und du wirst traurig oder heulst. Menschen sind verschieden, ein Glück ...:)
Große Glücksgefühle können bei Autisten auch länger andauern. Klassisches Beispiel ist die erfolgreiche Beschäftigung mit etwas Interessantem: Wenn man seinem Hobby nachgeht, z.B. programmiert und malt, gerät man schnell in einen Flow-Zustand, vergisst die Zeit, bekommt nie Hunger, hört nicht einmal die Türklingel und alles ist ein sanfter Fluss von Perfektion.
Wenn Glück immer nur kurz wäre, wozu sollte man es überhaupt verfolgen? Wäre doch die Mühe nicht wert. ;-) Eine Stunde am Stück sollte man schon super-jubel-glücklich sein können.
sanfter Fluss von Perfektion.
Wunderbar beschrieben. Fehlt nur noch der Zusatz, aus meiner Sicht, "... der leider nur allzu oft von anderen Menschen unterbrochen wird."
"... der leider nur allzu oft von anderen Menschen unterbrochen wird."
... welche dann gar nicht verstehen können, was an der kurzen Störung so schlimm sein soll. :-(
Beim Asperger-Autismus ist die Gefühlsverarbeitung beeinträchtigt.
Das ist völlig normal.
Die emotional erregbaren Gehirnzentren für Freude und Leid sind auch bei gesunden Menschen sehr dicht mit einander verwandt.
Deshalb gibt es ja auch den Ausdruck "Freudentränen".
Info:
Beim Asperger-Autismus ist die Gefühlsverarbeitung beeinträchtigt.
Hast du da eine Quelle für?
Das würde mich mal interessieren.
Ich sehe das nämlich deutlich anders.
Lediglich das Erkennen der Gefühle anderer Menschen an nonverbalen Signalen ist beeinträchtigt. Das hat allerdings mit der Frage jetzt nichts zu tun.
Asperger-Autisten sind übrigens nicht krank, also wenn sie nicht gerade eine Krankheit haben, wie eine Erkältung zum Beispiel.
Ich halte das für etwas komplizierter und sehe das auch in der zeitlichen Dimension. Da das Erkennen der Gefühle anderer Menschen an nonverbalen Signalen beeinträchtigt ist, und dass seit der Kindheit, entwickelt der Autist eine Unsicherheit auch in Bezug auf verbale Signale, da sie nicht über nonverbale Signale überprüft werden können. Das gelegentlich gelogen wird, hat der Autist ja meist schnell kapiert. Diese Unsicherheit macht dann die Gefühlsverarbeitung (=Interpretation) schwierig, auch der eigenen Gefühle. Das geht mir so (ich kann Gefühle wie Liebe, Freundschaft, Abneigung weder richtig interpretieren, noch geeignet damit umgehen), und lese oft Ähnliches aus Beiträgen anderer Aspies heraus.
Damit wären Probleme im Gefühlsbereich (um es mal so auszudrücken) direkt auf den Autismus zurückzuführen, weit mehr als eine Comorbidität.
Die Grenzen zwischen "Normalos" und Asperger-Betroffenen sind übrigens fließend....schiebe nicht alles auf Deine Erkrankung.
Nein ich habe keine Depressionen. Ich wurde für mehrere Sachen getestet und depressives verhalten und gedanken waren unauffällig. Ich merke übrigens selbst, das ich nicht depressiv bin. Deswegen finde ich das ja so komisch