Ich möchte eine neue Schach Eröffnung lernen. Könnt ihr mir eine Empfehlen? Bis jetzt kenne ich nur Italienisch und etwas Spanisch?
5 Antworten
Moin,
ich weiß nicht, was du genau unter „ich kann Italienisch und etwas Spanisch” verstehst. Ich spiele seit gut 50 Jahren Schach, habe eine DWZ von 2100+ und würde von mir nicht behaupten, dass ich Spanisch kann...
Klar, ich kenne die Ideen und kenne auch einige Varianten, aber trotzdem: ich bin weit davon entfernt zu behaupten, dass ich irgendeine Eröffnung wirklich gut durchdrungen hätte...
Doch nun zu deiner eigentlichen Frage:
Ich empfehle meinen Schülerinnen und Schülern unter den offenen Spielen (alles nach 1. e2-e4 e7-e5) gerne die Schottische Partie (in Kombination mit dem Schottischen Gambit).
1 e2-e4 e7-e5
2 Sg1-f3 Sb8-c6
3 d2-d4 e5xd4
4 Sf3xd4 ......
oder
1 e2-e4 e7-e5
2 Sg1-f3 Sb8-c6
3 d2-d4 e5xd4
4 Lf1-c4 ......
Das führt zu offenen, lebhaften Stellungen.
Wenn du weniger Theorie haben willst, kannst du auch über das Vierspringerspiel die Schottische Partie anstreben:
1 e2-e4 e7-e5
2 Sg1-f3 Sb8-c6
3 Sb1-c3 Sg8-f6
und erst jetzt
4 d2-d4 e5xd4
5 Sf3xd4 ......
In diesem Fall hast du auch die Möglichkeit, das »Belgrader Gambit« auszuprobieren:
1 e2-e4 e7-e5
2 Sg1-f3 Sb8-c6
3 Sb1-c3 Sg8-f6
4 d2-d4 e5xd4
5 Sc3-d5!? ......
Vielleicht könnte auch die Ponziani-Eröffnung etwas für dich sein:
1 e2-e4 e7-e5
2 Sg1-f3 Sb8-c6
3 c2-c3 ......
mit den beiden Hauptfortsetzungen
3 ...... d7-d5
oder
3 ...... Sg8-f6
Ansonsten bleibt noch das Läuferspiel (mit dem Ziel, das Urussow-Gambit aufs Brett zu bekommen):
1 e2-e4 e7-e5
2 Lf1-c4 Sg8-f6
3 d2-d4 e5xd4
4 Sg1-f3 Sf6xe4
5 d2-d4 ......
Das ergibt spannende Stellungen, in denen man unvorbereitete Gegner oft kalt erwischt.
Viel Spaß beim Erkunden...
LG von der Waterkant
Du darfst mich gerne duzen. Erstens mache ich das ja umgekehrt auch und zweitens ist das in Foren wie diesem hier üblich...
Spanisch (aber auch Italienisch) sind mittlerweile so komplex (und oft bis weit ins Mittelspiel analysiert), dass ich glaube, dass niemand auf Amateurniveau (wozu ich mich auch zähle) eine dieser Eröffnungen nahezu vollständig kann.
Aber das ist ja auch nicht schlimm. Baue dich gesund auf. Beachte die goldenen Eröffnungsregeln und informiere dich über die Ideen einer bestimmten Eröffnung.
Ein Eröffnungsstudium umfasst mehrere Stadien:
- Grundsätzlich die Ideen kennen lernen
- Typische Bauernstellungen untersuchen (mit dem Kennenlernen von geeigneten Methoden, die Stellung zu behandeln)
- Direkte Widerlegungsversuche studieren
- Typische taktische Ideen kennen
- (Meister-)Partien nachspielen
- (Haupt-)Varianten lernen
- In der Praxis ausprobieren
- Ergebnisse auswerten
Wenn du das hinter dir hast, wirst du dir nach und nach ein Eröffnungsrepertoire erarbeiten und (hoffentlich) erfolgreich deine Eröffnungen anwenden. Hauptsache ist, dass du Stellungen erreichst, in denen du dich wohl fühlst und mit denen du erfolgreich bist.
Wenn es nicht so läuft, wechsele die Eröffnung und schau, ob es mit einem anderen Partieanfang besser läuft.
Es ist viel Arbeit, aber es macht trotzdem viel Spaß. Nur Mut...
Nochmals ein lieber Gruß von der Waterkant
Die wichtigsten offenen Eröffnungen sollten Sie sich generell genauer anschauen.
Denn diese sind gerade taktisch oftmals sehr lehrreich.
Aber lernen Sie Eröffnungen nicht stur auswendig, sondern lassen Sie sich die Motive und Ziele einer jeden Eröffnung erklären.
Mit besten Grüßen
gregor443
Wie sehr man als scheinbarer einsteiger Italienisch und Spanisch "können" kann sei mal da hin gestellt. Insbesondere Spanisch ist eine Eröffnung die unfassbar Theorielastig ist, und es lassen sich auch auf Meister-Level Spieler finden die da einige varianten nicht kennen.
Wie dem auch sei, wenn du mit e4 herumexperimentiert hast dann würde ich dir empfehlen dir mal Ponziani anzusehen, das ist für Einsteiger auch deutlich besser geeignet als Spanisch.
Mittlerweile bin ich kein Einsteiger mehr. Ich spiele ,,schon" seit den Herbst Ferien Schach im Verein. So richtig habe ich Spanisch auch noch nicht gelernt. Ich wollte halt erstmal etwas was einfach ist. Wirklich gut bin ich noch nicht, aber danke für die Antwort. Ich werde mir die Eröffnung mal anschauen.
Nichts für ungut, aber jemand der auf GF nach Eröffnungs-Ideen fragen muss lässt sich guten Gewissens als Einsteiger bezeichnen. Daran ist ja auch nichts verkehrt oder schlimm, aber mit dem Begriff "können" sollte man, wenn von zwei sehr komplexen Eröffnungen die rede ist, ein wenig zurückhaltend sein.
Aber wie gesagt, Ponziani kann ich mir da gut vorstellen, das bringt häufig ähnliche Stellungen und hat einen sehr klaren Spielplan der weit weniger komplex ist als Spanisch und Italienisch.
Nach deiner Antwort muss ich dir zu 100% Recht geben was das ,,können" von Italienisch und Spanisch an geht. Ab sofort werde ich mit dem Begriff ,,können" vorsichtiger umgehen, Danke
Italienisch ist extrem facettenreich und kompliziert. Spanisch noch viel mehr. Da kannst du also viele Stunden intensives Lernen hineininvestieren. Ich persönlich bin noch nicht allzu stark, liebe aber Fried Liver und den Konter, das Traxxler Gambit. Am Anfang kannst du vielen d4-Spielern mit dem Englund-Gambit Probleme bereiten. Es sollte aber auch mehr um Gefühl gehen. Nach einigen Partien weißt du, wie etwas funktioniert. Kein Anfänger kennt tiefgründige Theorie. Konzentriere dich erstmal auf die goldenen Regeln der Schacheröffnung. Eine Google-Suche bringt dich da weiter.
Sonst spielen viele gerne das Damengambit mit weiß und Caro-Kann ist sehr beliebt für schwarz gegen e4.
Die Goldenen Regeln kenne ich mittlerweile und Spanisch kann ich auch noch nicht wirklich. Ich wollte halt erstmal was einfaches probieren. Danke für die Antwort
Ich möchte dich auf ein kleines Schachbüchlein aufmerksam machen, das ich bei amazon gekauft habe: Der philosophische Schachgarten, Autor Ernst Rothe.
Es enthält eine unterhaltsame und recht interessante Betrachtung des Spiels, hat etwas unter 10,-- € gekostet.
Es ist ein kleines Büchlein, aber es sind einige durchaus brauchbare Denkansätze und Partien drin.
Nachdem ich die Antworten hier gelesen habe muss ich ihnen zu 100% Recht geben. Ab sofort werde ich vorsichtiger mit dem Begriff ,,können" umgehen