Moin,
natürlich gibt es dafür Benennungsregeln.
Die Carboxygruppe (–COOH) hat gegenüber der Hydroxygruppe (–OH) die höhere Priorität. Deshalb gehören solche Moleküle schon einmal zur Stoffklasse der Carbonsäuren.
Da es aber zusätzlich zur Carboxygruppe noch eine weitere funktionelle Gruppe gibt (hier die alkoholische Hydroxygruppe), muss das natürlich auch in einer genaueren Stoffklassenbezeichnung berücksichtigt werden. Das machst du, indem du die andere funktionelle Gruppe als Vorsilbe vor die Bezeichnung Carbonsäure setzt.
Das wäre in deinem Fall also eine Hydroxycarbonsäure.
Hättest du anstelle der Hydroxygruppe eine Aminogruppe (–NH2) UND eine Carboxygruppe im Molekül, dann wäre das eben eine Aminocarbonsäure (oder kurz: Aminosäure).
Nun steht in der Antwort von botanicus, dass er das als Alphahydroxycarbonsäure bezeichnen würde. Das ist auch völlig korrekt, weil das eine noch genauere Einengung der Stoffklasse bedeutet und du in deiner Frage von nur zwei Kohlenstoffatomen ausgegangen bist.
Die Bezeichnung „alpha-” bezieht sich genau auf einen solchen Fall. Das liegt daran, dass bei nur zwei C-Atomen das eine C-Atom Bestandteil einer funktionellen Gruppe ist, nämlich hier der Carboxygruppe. Wenn du die C-Atomkette durchnummerierst, dann wäre dieses C-Atom dieser Carboxygruppe das C1-Atom. Dementsprechend hängt am zweiten C-Atom (C2-Atom) die Hydroxygruppe in deinem Beispiel. Aber das C2-Atom ist das erste Atom nach der Carboxyfunktion. Und dieses erste Atom nach der Carboxygruppe bezeichnet man auch als „alpha-C-Atom”, weil alpha der erste Buchstabe im griechischen Alphabet ist.
Na ja, und weil eben an diesem alpha-C-Atom die Hydroxygruppe gebunden ist, handelt es sich dann um eine Alphahydroxycarbonsäure (wie botanicus richtig schrieb).
Wenn die C-Kette länger wäre, zum Beispiel
H3C–CH2–CH(OH)–CH2–COOH
und die Hydroxygruppe (wie hier) an C3 hängt, dann wäre das eine Betahydroxycarbonsäure, weil das C3-Atom gleichzeitig an der zweiten Stelle zur Carboxygruppe steht. Und der zweite Buchstabe im griechischen Alphabet ist das beta.
H3C–CH(OH)–CH2–CH2–COOH
wäre dementsprechend eine Gammahydroxycarbonsäure usw.
Übrigens, wenn die C-Kette noch länger wäre und die Hydroxygruppe endständig und weit weg von der Carboxygruppe liegt, dann zählt man solche Moleküle zu den Omegahydroxycarbonsäuren, weil omega der letzte Buchstabe im griechischen Alphabet ist. Dabei spielt es keine Rolle, ob die tatsächliche C-Atomposition, an die die Hydroxygruppe gebunden ist, auch tatsächlich mit der Omegaposition zur Carboxygruppe übereinstimmt. Ein Beispiel für eine Omegahydroxycarbonsäure wäre
H2C(OH)–CH2–CH2–CH2–CH2–CH2–CH2–COOH.
Du siehst, es gibt auch für solche Moleküle Regeln zur Benennung und Zuordnung zu Stoffklassen...
LG von der Waterkant