Ich kann meine Leidenschaft nicht mehr leben. Was tun?

9 Antworten

Die Vorstellung durch einen solchen Unfall nicht wieder Klavier spielen zu können ist für jemanden, dessen Hobby das ist, natürlich die Katastrophe schlechthin. Was ich nachvollziehen kann. Ich hatte mir das rechte Handgelenk gebrochen vor einigen Jahren und meine größte Angst in der mehrmonatigen Phase des Heilprozesses war genau das, dass ich eben nie mehr spielen könne. Meine Frau ist begeisterte Sportlerin und hat sich die Achillesszene jüngst gerissen, auch da war ihre größte Angst, nie mehr Sport machen zu können. In beiden Fällen sagten die Ärzte das gleiche: In solch schweren Fällen ist die Chance, dass man zu vollen 100% die Belastung jemals wieder herstellen kann, eher gering, mit Abstrichen muss man rechnen, was aber lange nicht bedeutet, dass dann wirklich gar nichts mehr geht.

Während meine Frau aktuell noch "warten muss" (ihr Unfall liegt noch nicht lange zurück), so stellte ich schon wenige Monate nach dem Bruch damals fest, dass meine Fingerspannweite der rechten Hand sich "verkleinert" hat. Während sie vormals größer war als links, ist sie nun minimal kleiner und wird aber mit Übung nach und nach auch wieder minimal größer. Mit anderen Worten: Auch wenn (im Extremfall) der Ursprungszustand nie wieder da sein wird, ich kann wieder spielen und tu es auch und merke dabei praktisch nichts mehr von dem Unfall.

Daher meine Nachfrage: Ist das, was du beschreibst, die ärztliche Diagnose? Wird das tatsächlich so schlecht verheilen, dass du wirklich nie wieder spielen kannst? Oder malst du dir grad den Teufel an die Wand? In dem Fall würde ich erstmal locker bleiben und abwarten. Du bist ja nun nicht beruflich auf dem Klavier unterwegs und deswegen hängt erstmal nicht deine Existenz davon ab. In einigen Monaten ist das vielleicht alles schon wieder (fast) vergessen. Kläre das in Ruhe mit dir ab.

lg up

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Praktische Erfahrung seit über dreißig Jahren.

Hi! Das kann ich absolut verstehen, würde ich ähnlich schlimm finden, wenn ich kein Schlagzeug mehr spielen könnte.

Aber es hilft nichts, Du musst einen Weg finden, Dich damit zu arrangieren. Vertue doch Deine Energie einfach nicht damit, zu hadern und zu bedauern dass es nicht mehr geht, sondern schau was noch geht:

Du kannst Metronomarbeit für die Begleitungshand machen, Du kannst Dir neue oder schon bekannte Stücke nochmal notentechnisch anschauen und aufarbeiten oder einfach mal Dein Repertiore auf den neuesten Stand bringen. Aus meinem Trainingsprogramm: Du kannst links spielen und rechts singen (ob gut oder nicht ist völlig wurst). Sei kreativ, es gibt bestimmt noch viele andere Dinge die Du tun kannst.

Und gib Dir gute Energie, dann wird das mit der Heilung bestimmt gut voran gehen.

Gute Besserung und Gruss

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Am Mittwoch?

Warte mal 3 Monate. Ärzte liegen oft völlig schief mit ihrer Einschätzung, was wieder benutzbar ist und was nicht.

Volleyball habe ich stets gehasst. Dann ließ ich mich breitschlagen, doch mal auszuhelfen. Und? Zeh und Mittelfuß verstaucht. Konnte gar nicht mehr gehen. Hat 3 Monate gedauert oder länger.

Ist jetzt schon 2 Jahre her. Rein gar nichts ist zurückgeblieben.

Habe also Geduld und hoffe auf Mutter Natur.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – lernte rund 10 Jahre Klavier

Also ich persönlich spiele auch Klavier und kann dich einigermaßen verstehen. Du kannst versuchen mit der linken Hand zu spielen. Zwar macht das nicht unbedingt Spaß aber dann hast du eine Möglichkeit deine linke Hand zu stärken.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Sei mal nicht so pessimistisch! Ich habe mir, als Spieler von so einigen Instrumenten, mal beide Hände gebrochen - und zwar zeitgleich. Bin aus dem 1. Obergeschoss aus dem Fenster gestürzt, also ca 5m Höhe. Es waren richtige Trümmerbrüche, die die Chirurgen wieder zusammenpuzzeln mussten.

Ich denke, man kann sich vorstellen, wie hilfsbedürftig ich war, wenn beide Hände außer Gefecht waren. 2 Monate konnte ich nicht mal allein auf Klo gehen, keine Flasche aufdrehen, anfangs nicht mal selbstständig Essen... Ich habe mir natürlich auch Gedanken gemacht, was nun aus mir wird, wenn die Hände nicht mehr richtig verheilen. Aber nach 1/2 Jahr, mit viel Physiotherapie und Selbsttraining war alles wieder wie vorher.

Also hab erstmal Geduld. In der Zeit wo du nicht spielen kannst, kannst du dich ja vielleicht mal intensiv mit der Musiktheorie/Harmonielehre befassen. Das unterstützt dich dann später auch sehr beim Spielen.

LG und gute Besserung

Der Phoenixx

Woher ich das weiß:Hobby – Ich mache seit meinem 5. Lebensjahr Musik