Ich bin Kurde und schwul, was soll ich tun?
Hallo,
ich habe ein großes Problem. Ich bin Kurde/Yezide, 18 Jahre alt und ich bin schwul. Ich hab irgendwie angst um meine Zukunft, weil ich glaube, dass ich niemals glücklich leben kann. Meine Familie wird das niemals akzeptieren. Meine Mutter sagt auch regelmäßig zu mir, dass ich mir eine Freundin suchen soll. Mein Vater und meine Brüder rasten aus, wenn sie erfahren, dass ich schwul bin. Outen kann ich mich niemals, weil dann alle über uns reden werden. Ausziehen darf ich auch erst, wenn ich geheiratet habe. Ich möchte bei meinen Eltern auch nicht mehr wohnen. Ich möchte endlich mal so leben wie ich möchte.
9 Antworten
Nun, ich denke du solltest dir dringend Hilfe von Außen holen.
- Erste Anlaufstelle, jemanden zum Reden
Nummer gegen Kummer
https://www.nummergegenkummer.de/
- Im Bezug auf die Religion
Liberal-Islamischer Bund e.V.
https://lib-ev.de/
- Im Bezug auf kurdische Kultur
Kurdische-Gemeine
https://kurdische-gemeinde.de/beratung/?utm_source=chatgpt.com
Die schreiben auf ihrer Seite;
Als Verbandsetzen wir uns aktiv gegen undemokratische Verhaltensweisen ein, wie z.B. antikurdischerRassismus, Antisemitismus, Sexismus, Homophobie, ebenso wie für die allgemeine Wahrung der Menschenrechte.
Und meine Familie würde sich für mich schämen.
Eine Familie, die nicht zu ihren Familienmitgliedern steht, hat weder Würde noch Ehre.
Denn wahre Ehre zeigt sich darin, Bedrängte zu stützen, ehrlich zu sein, und den Mut zu haben, die Wahrheit zu leben, auch wenn sie unbequem ist. Und Würde ist untrennbar mit Akzeptanz, Liebe und Respekt verbunden – nicht mit Verschweigen oder Leugnen.
Das ist natürlich eine sehr unangenehme Situation.
Wichtig ist erstmal, dass du dir im klaren bist, dass sich niemand aussucht schwul zu werden. Genauso, wie deine Haarfarbe und deine Augenfarbe, ist auch deine Sexualität einfach ein Teil von dir. Es ist eben keine Lebensentscheidung, auch wenn es viele Menschen gibt, die einem das erzählen wollen.
Du kannst somit definitiv nichts dafür, dass du Jungs toll findest.
Ich persönlich bin ein großer Verfechter der Religionsfreiheit. Jeder Mensch soll in Deutschland seine Religion frei ausüben dürfen. Das ist eines der wichtigsten Grundrechte, die unsere Vorfahren hart erkämpft haben.
Jedoch sollte das wichtigste Ziel einer Familie immer sein, dass das eigene Kind glücklich wird. Mir ist nicht verständlich, wie man seine Religion über das eigene Kind stellen kann. Jedoch scheint es ja ganz offensichtlich so zu sein, dass es Menschen gibt, die ihre Prioritäten so setzen.
In Deutschland ist es verboten einem anderen Menschen Gewalt anzutun. Da endet das Recht auf die freie Entfaltung der Religion. Ebenfalls sind Beleidigungen, z.B. gegen Homosexuelle, unter Strafe gestellt. Das bedeutet für dich: Deine Eltern müssen deine Sexualität nicht toll finden, noch müssen sie mit deiner Lebensweise einverstanden sein. Das ist zwar schade und (meiner Meinung nach) auch eine Schande für jeden, der sich mit eurer Religion identifiziert, jedoch auch nicht zu ändern.
Es gibt allerdings überhaupt gar keinen Grund, weswegen du dir Gewalt in irgendeiner Form gefallen lassen solltest. Mit 18 Jahren bist du nach unserem Recht ein erwachsener Mensch. Du darfst selbst entscheiden, mit welchen Menschen du dich umgeben und wo du wohnen möchtest. Das ist so Gesetzt. Wer in Deutschland lebt, der muss sich auch daran halten. Sollte man dich also bedrohen oder einsperren, rufst du bitte die Polizei.
Soweit zum rechtlichen. Natürlich weiß ich, dass das dann doch nicht ganz so einfach ist. Schließlich musst du mit 18 ja irgendwo wohnen und die eigene Familie anzuzeigen ist ja auch nicht mal eben so getan. Hier empfehle ich dir dringend, dass du dir Hilfe holst. Entsprechend Anlaufstellen sind ja bereits schon zu genüge genannt worden.
Zum Schluss noch ein paar Worte zu deiner Aussage, dass du nicht glaubst, dass du glücklich werden könntest. Du bist jetzt 18 Jahre alt. Im Schnitt wird ein Mensch ca. 85 Jahre alt. Wenn ich richtig gerechnet habe, kommen dann bei dir noch ca. 67 Jahre. Möchtest du mir jetzt ersthaft erzählen, dass du nach den ersten 18 Jahren keine Chance mehr siehst und die nächsten 67 Jahre auf jeden Fall verloren sind? Ich halte das für Blödsinn. Ich selber bin auch schwul und kann dir sagen, dass man damit sehr wohl glücklich werden kann. Menschen, die mit uns ein Problem haben wird es immer geben. Jedoch muss man den Umgang mit solchen Menschen lernen. Das ist gerade am Anfang eben nicht immer einfach. Vor allem nicht, wenn es um die eigene Familie geht.
Hoffe, dass ich dir ein bisschen weiterhelfen konnte! Kannst dich jederzeit gerne noch mal melden, wenn du mal Bedarf haben solltest.
Hey :)
Ich kann nur erahnen wie schwer es ist, mit dieser Angst und Sorge zu leben v.a wenn man weiß, dass die eigene Familie das wahrscheinlich nicht akzeptieren wird. Du bist mit diesen Gefühlen nicht allein. Vielen queeren Menschen aus strengeren kulturellen oder religiösen Hintergründen geht es ähnlich.
Es ist sehr wichtig, dass du für dich erkennst: Deine Identität ist nichts Falsches. Du hast das Recht, so zu lieben und zu leben, wie es dich glücklich macht. Auch wenn das im Moment unmöglich scheint, gibt es Wege und Menschen, die dir dabei helfen können, einen sicheren Raum für dich zu finden.
Es kann sehr hilfreich sein, sich an eine (lokale) queere Beratungsstelle zu wenden, am besten eine, die Erfahrung mit Menschen hat, die kulturell oder religiös stark eingebunden sind und deshalb ein Outing fürchten. Diese Stellen kennen deine Sorgen gut und haben oft ganz praktische Tipps, wie man mit dieser doppelten Belastung umgehen kann. Auch die Nummer gegen Kummer (116 111) hört dir anonym zu, wenn du einfach mal reden möchtest.
Wenn du schon drüber nachdenkst auszuziehen, wäre es vielleicht gut, dich auch rechtlich beraten zu lassen, welche Möglichkeiten du hast — manchmal können Jugendberatungsstellen oder das Jugendamt helfen, gerade wenn du zu Hause keine Sicherheit mehr spürst.
Ich bin Sozialpädagogin bei Digital Streetwork Bayern und habe ein offenes Ohr für junge Menschen zwischen 14 und 27 Jahren. Wenn du dich weiterhin über dieses oder ein anderes Thema austauschen möchtest, bin ich gerne für dich da. Melde dich bei Bedarf gerne :)
Liebe Grüße
Chantay von Digital Streetwork Bayern
Wenn du 18 bist haben deine Eltern dir nicht zu sagen, wo du zu leben hast. Ich habe meine Eltern verlassen, weil sie mich nicht akzeptiert haben, und würde das auch immer wieder so tun.
Wenn du eigenständig und zufrieden Leben möchtest kommst du nicht drumherum dich zu outen. Ansonsten wirst du zwangsverheiratet und musst immer so leben wie deine Eltern es für dich wollen. Glaube mir es ist kein leichter Gang aber eine Türkische Mutter will dass es ihrem Kind gut geht und auch wenn Sie dass vor der Familie nicht zugibt aber Sie wird dich irwie unterstützen vielleicht würde Sie sogar für dich lügen. Du hast keine Wahl vertrau dich wenigstens deiner Mutter an. Wie lange lebt ihr denn schon in Deutschland? Oder du musst ne Frau finden die diese Lüge mit dir lebt und ihr nur zum Schein verheiratet seid. Allerdings kommt dass immer irwie raus durch einen dummen Zufall.... Tu dir selbst einen Gefallen und oute dich... Bei einer vertrauten Person. Gruß Melanie
Ich bin hier geboren und meine Eltern leben hier auch schon seit über 40 Jahren. Ich könnte das niemals meiner Mutter sagen, sie wird direkt anfangen zu weinen. Das wäre bestimmt ein Albtraum für meine Eltern ein Sohn zu haben der Schwul ist. Ich komme aus einer Kleinstadt wo sehr viele Kurden leben und wenn ich mich Oute könnte ich mich nirgendswo mehr blicken lassen. Und meine Familie würde sich für mich schämen. Sollte das mein Vater erfahren werden wahrscheinlich schlimme dinge passieren.