Hund beisst Menschen, ist aggresiv und ignoriert Befehle?

7 Antworten

Ich picke mir nur einen Punkt raus:

Man spielt mit ihm oder streichelt ihn nur und alles ist gut - und von
ein auf den anderen Moment beisst er einen. Als Bestrafung wird er in
den Nacken gepackt und auf den Boden gelegt bis er aufhört zu Knurren
und danach wird er in sein Korb geschickt, die Tür wird zugemacht und er
wird ignoriert.


Du hast Dich und den Hund selbst in einen Teufelskreis gebracht. Den Hund im Nacken zu packen und auf den Boden "zu legen" (was wohl reichlich beschönigt ist) bedeutet in seiner Sprache, dass Du ihn töten willst. Bedenke hier auch das Größen- und Kräfteverhältnis zwischen Dir und dem winzigen Tier. Ihn auszusperren bedeutet soziale Isolation und ist die zweit schlimmste Strafe für ein hoch soziales Tier wie einen Hund. Du hast das Vertrauen des Hundes in Dich über die Jahre ganz massiv und systematisch zerstört. Dass er "plötzlich" knurrt ist absolut nachvollziehbar, weil er schlicht und ergreifend Angst vor Dir hat, weil Du für den Hund unkalkulierbar bist und weil er sich von Dir bedroht fühlt.

Du wirst ungewollt schon sehr früh eine Eskalationsstufe unterbunden haben. Nämlich das Knurren, mit dem der Hund zeigt, dass er Ruhe und Abstand will, weil er z.B. Schmerzen oder schlichtweg keine Lust hat. Bestrafst Du ihn dafür, geht er sofort zum nächsten Schritt über und beißt.

Zudem machen Deine Strafen überhaupt keinen Sinn. Du hast das Verhalten nicht nur selbst herangezogen, sondern es auch komplett verpasst ihm beizubringen, was Du von ihm erwartest und Du nimmst überhaupt keine Rücksicht darauf, dass der Hund das Spiel oder das Streicheln beenden will, weil Du weder ihn, noch seine Körpersprache verstehst.

Stell Dir bitte vor, dass Du mit Deinem Partner kuschelst, ihm sagst, dass Du nun gerne schlafen und Deine Ruhe haben würdest und als Reaktion wirft Dein Partner Dich auf den Boden, geht Dir an die Gurgel, bis Du Todesangst hast, wartet, bis Du aufhörst, um Hilfe zu rufen und wirft Dich dann aus der Wohnung. Vier Jahre lang, immer und immer wieder. Wie wäre es um Dein Vertrauen in Deinen Partner bestellt?

Ihr braucht keine Hundeschule. Ihr braucht einen mobilen, gewaltfrei arbeitenden Trainer (denn das, was Ihr ausübt, ist aus Sicht des Hundes ganz massive Gewalt), der zu Euch kommt, sich Euren Umgang mit dem Hund ansieht und Euch erklärt, wie Ihr es anders und besser machen könnt. Zusätzlich solltet Ihr zum Tierarzt gehen und abklären lassen, ob der Hund Schmerzen hat und ob seine Augen in Ordnung sind.

Und bitte: hört bis dahin auf, den Hund so anzugehen und besorgt Euch ein paar Bücher zum Thema Körpersprache des Hundes.

lamota 
Fragesteller
 10.02.2017, 21:22

Danke für deine Antwort. Aber wie bestraft man einen Hund denn am besten, wenn er einen Beißt? Ich habe in mehreren Foren im Internet gelesen, da stand das man es so machen soll :(

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Naninja  10.02.2017, 21:43
@lamota

Ich kann nur meinen Rat wiederholen, einen mobilen Hundetrainer zu kontaktieren, der nicht über Strafe arbeitet. Easy Dogs, Trainieren statt dominieren und cumcane sind gute Adressen.

Es gibt viele Hundehalter, die über Strafe arbeiten. Meins ist es nicht, ich arbeite überwiegend positiv (auch wenn streng genommen schon ein nicht gegebenes Leckerchen Strafe ist). Mein Weg wäre, am Vertrauensverhältnis zu arbeiten und dem Hund zu zeigen, dass er keinen Grund hat, sich gegen mich zu verteidigen. Du hast den Karren ja leider selbst in den Dreck gefahren, indem Du durch Strafe dafür gesorgt hast, dass der Hund Angst vor Dir hat. Jede unbedachte Strafe, die Du jetzt nachlegst, verschlimmert die Situation nur noch weiter.

Dein Hund beißt Dich nicht, weil er bösartig ist. Er beißt, weil er in permanenter Angst davor lebt, dass Du ihm weh tust und dass er angegriffen wird. Und er beißt, weil Du seine Körpersprache nicht lesen und ihn nicht verstehen kannst.

Für den Hund ist die Situation ziemlich übel. Er kann sich nicht aussuchen, wo und mit wem er lebt. Er hat vor den Menschen, mit denen er zwangsläufig unter einem Dach leben muss, offensichtlich Angst und glaubt, sich vor ihnen schützen zu müssen. Wie sich ein solches Leben anfühlt, kannst Du Dir selbst ausmalen. Also überleg Dir, ob Du noch weiter nachlegen willst und den Ratschlägen irgendwelcher Leute in Foren folgen willst, oder ob Du Dir einen Trainer suchst, der Dir und dem Hund einen Weg aus dieser unschönen Situation zeigt.

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Nehmt ihr in der Hundeschule Einzelstunden ?

Über Hilfe aus dem Internet lässt sich das Problem nicht lösen bzw. kannst du da mehr falsch als richtig machen.

Ein guter Hundetrainer macht einen Trainingsplan speziell für deinen Hund. Es gibt so viele Ursachen aus denen das Verhalten kommen kann und eben so viele Möglichkeiten die Probleme los zu werden. Verlasse dich da aber bitte auf den Trainer, mit eigenem rumprobieren können sich die Probleme verschlimmern und die Rechnung der Hundeschule wird unnötig länger ;)

Such dir einen kompetenen Hundetrainer. Gerade bei Angst- und Aggressionsproblemen sollte man nie versuchen, dem im Alleingang Herr zu werden.

Und vertraue bitte auch nicht auf irgendwelche Erziehungstipps, die du von wildfremden Menschen im Internet bekommst. Du weißt nicht, ob sich diese Leute genügend mit der Materie auskennen und selbst wenn ist es unmöglich, eine sichere Ferndiagnose zu stellen!

Ihr sollte ihn am besten auch mal einem Tierarzt vorstellen. Vielleicht hat der Hund Schmerzen und schnappt deshalb plötzlich zu, wenn ihr ihn streicheln wollt.

Hundeschule ist schon mal super, wird womöglich aber nicht ausreichen. Wie gesagt, holt euch einen Fachmann ins Haus und lasst das mit der Alpharolle a la Cesar Milan.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Selbst Hundebesitzer und ehrenamtlicher Verhaltensberater

"Er ist nicht kastriert (Könnte es daran liegen?)"

... solch ein Denken ist in Deutschland wohl immer noch vorhanden. Wenn der Hund nicht spurt und beißt: Kastration. Das machen viele Hundehalter und denken, dass sie dann einen braven lieben Hund bekommen. Kastration ist eine Verstümmelung und sollte nicht als Erziehungswerkzeug behandelt werden. Ich kastrier meinen Freund auch nicht wenn er mich anzickt oder?

Erziehung, Erziehung, Erziehung, Konsequenz! Jeder Hund, klein oder groß, brauchen Erziehung. Ich versteh immer noch nicht, wieso ´Menschen sich einen Hund holen und dann meinen das wars, der is ja lieb. Und dann landen diese Hunde irgendwann, spätestens in der Pubertät, im Tierheim.

Leider hat die Erziehung am Anfang wohl sehr versagt, da wir auch nicht in einer Hundeschule waren, das ist natürlich blöd aber kann man jetzt nicht mehr ändern.

Hier hat eindeutig der Hundehalter versagt. Ändern lässt sich das allerdings!

Gerade bei kleinen Rassen wird null Wert auf Erziehung gelegt.

Auch ein kleiner Hund ist ein Hund, der genauso erzogen werden muss wie z. B. ein Schäferhund!

So, wie ich das lese, hat man Eurem Hund niemals eine untere Rangordnung zugeteilt, er war von Anfang an der "Boss".

Ihr solltet Euch fachmännische Unterstützung in einer guten Hundeschule suchen. Ein aggressiver Hund ist gefährlich und Euer Hund muss schnellstens lernen, sich unterzuordnen.

Alles Gute