Heiraten ohne Liebe?

KamTashtaki  02.02.2022, 22:15

Bist du eine Muslimah?

Aylin774 
Fragesteller
 04.02.2022, 11:26

Ja

11 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Es war ja bis vor nicht allzulanger Zeit in nahezu allen Ländern und Gesellschaften gar nicht soo einfach, überhaupt jemanden des anderen Geschlechtes ungezwungen kennenzulernen.

Der wesentliche Kontaktkreis bezog sich auf die Großfamilie und nur in einem beschränkten Umfang auch auf das nachbarschaftliche Umfeld. Oft wurde aus diesen Kreisen dann der jeweilige Ehepartner rekrutiert--unter Vermittlung und Dafürhalten der Eltern.

Für meine Oma z.B. wäre es ein Unding gewesen, abends mit Freundinnen mal rauszugehen und dann auch noch auf Jungs zu treffen.

Da hätten aber die jeweiligen Eltern mit mehr oder minder roher Gewalt dazwischengefunkt.

Dennoch blieb es nicht aus, dass der Sexualtrieb erwachte, und man doch mal jemanden unbemerkt traf, irgendwo in einer stillen Ecke Sex hatte, mit entsprechenden Folgen.

Dies führte dann damals meist dazu, dass man "heiraten musste". Weil es Scheidungen quasi nicht geben durfte, musste man sich eben irgendwie dann miteinander arrangieren.

In anderen Fällen waren es Vernunftgründe/Versorgungsgründe. Der Mann sollte "was haben" und die Frau bestenfalls auch. Jedenfalls aber fleißig sein und die Kenntnisse haben, einen Haushalt zu führen und Kinder großzuziehen.

"Die Liebe kommt dann schon " hieß es

Vermutlich machte man sich gar nicht sooo viele Gedanken über die Liebe.

Sicher gab es Fälle, wo Liebe oder zumindest Verliebtheit rasch vorhanden waren...( hoffe ich jedenfalls )

Im Islam werden ohnehin andere Maßstäbe angelegt

Zur Wahl des Ehepartners sagte der Prophet (s.a.w.) dereinst in einem Hadis: “Eine Frau kann aus vier Gründen geehelicht werden.
Wegen ihres Vermögens
wegen ihrer Abstammung
wegen ihrer Schönheit
oder wegen ihrer Frömmigkeit.
Du aber - mögest du gesegnet sein - solltest die Fromme bevorzugen.”

Das ist auch nichts anderes als eine Beziehung aus Vernunft einzugehen und das ist, erfahrungsgemäß, gar nicht mal schlecht. Liebe entsteht ohnehin erst dann, wenn man Jahre miteinander verbracht hat, allerdings heiratet man ja hierzulande auch erst nach etlichen Jahren.

Es gibt aber auch nachwievor Ehen aus Prestigegründen, aber das ist etwas, das ich weder beurteilen kann, noch möchte. Das Ansehen ist in manchen Kreisen und Kulturen unfassbar wichtig.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Seit 2006 in der gleichen Beziehung.

Aylin774 
Fragesteller
 02.02.2022, 14:18

Aber was wenn über die Jahre keine Liebe entsteht?

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Kugelflitz  02.02.2022, 14:25
@Aylin774

Das ist dann wie in jeder anderen Beziehung, ob man vorher verliebt ist und keine Liebe entsteht oder ob man einfach so gut passt und keine Liebe entsteht macht keinen Unterschied.

Wenn man aber tatsächlich wie Arsch auf Eimer zusammenpasst, ist es sehr viel wahrscheinlicher, dass die Basis für Liebe reicht. Wenn man sich dagegen nur äußerlich anzieht oder man zusammen ist, weil es so schön kribbelt, zeigt die Zeit meist, dass überhaupt nichts passt.

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Das nennst sich arrangierte Ehe. Die Eltern einer Tochter oder eines Sohnes suchen den passenden Ehepartner / Ehepartnerin. Wirtschaftliche Überlegungen spielen eine viel grössere Rolle als die Eigenschaften der Brautleute.

Bis zur Ehe kennen sich Braut und Bräutigam meist nicht. Solche Ehen müssen nicht unbedingt schlechtere Ehen sein, als solche, bei der sich das Paar schon lange vorher kennt. Ich habe viele Biografien aus Ländern mit arrangierten Ehen gelesen und die Erfahrungen der Paare waren sehr unterschiedlich.

60 Prozent aller Hochzeiten weltweit sind laut "Womankind" arrangiert. Zum Alltag gehören sie vor allem in Südasien, wo die Online-Heiratsvermittlung boomt wie nie zuvor, aber auch im Mittleren Osten sowie in einigen afrikanischen Ländern.
https://www.fluter.de/erst-die-hochzeit-dann-die-liebe

Oder Zwangsehen.

https://www.youtube.com/results?search_query=Zwangsehen

https://www.youtube.com/results?search_query=arrangierte+ehe+doku+

Zwangsverheiratungen liegen dann vor, wenn mindestens einer der Eheleute durch die Ausübung von Gewalt oder durch Drohungen zum Eingehen einer formellen oder informellen (also durch eine religiöse oder soziale Zeremonie geschlossenen) Ehe gezwungen wird. Eine mögliche Weigerung einer der Ehepartner hat entweder kein Gehör gefunden oder der/die Betroffene hat es nicht gewagt, sich zu widersetzen. Auch die Bedrohung der Betroffenen mit existentiellen finanziellen oder ausländerrechtlichen Konsequenzen kann zu einer Zwangsverheiratung führen.
Abgrenzung zur arrangierten Ehe
Eine klare Abgrenzung zu arrangierten Ehen ist in der Praxis manchmal schwer. Im Zweifel orientieren wir uns nach der Perspektive der Betroffenen. Danach ergibt sich folgende Definition: Arrangierte Heiraten liegen dann vor, wenn die Heirat zwar von Verwandten, Bekannten oder von Ehevermittlern bzw. -vermittlerinnen initiiert, aber im vollen Einverständnis der Eheleute geschlossen wird.
Welche Gründe gibt es für eine Zwangsverheiratung?
Die Motive, die einer Zwangsverheiratung zu Grunde liegen, sind vielfältig. Ein Grund kann sein, dass die Familie der Betroffenen sicherstellen will, dass die Tochter einen Mann aus demselben kulturellen, sozialen, religiösen und/oder ethnischen Umfeld heiratet, aus dem die Familie stammt. Manche Familien begründen die Heirat ihrer Söhne auch mit dem Versuch, sie zu "disziplinieren". Zum anderen spielen in einigen Fällen finanzielle Gründe eine Rolle, vor allem dann, wenn es in einer Kultur üblich ist, einen Brautpreis zu zahlen. Das Motiv für eine Zwangsverheiratung kann außerdem in der Erlangung eines Aufenthaltstitels in Deutschland für den nachziehenden Ehemann bzw. die nachziehende Ehefrau liegen. Die Mädchen und jungen Frauen, die als so genannte "Importbräute" nach Deutschland kommen, gelten bei patriarchalen Familien oftmals als weniger "westlich" und somit besser geeignet für eine Ehe nach ihren Vorstellungen.
https://www.frauenrechte.de/unsere-arbeit/themen/gewalt-im-namen-der-ehre/168-was-ist-zwangsheirat

Das war früher und ist auch heute noch irgendwo gängige Praxis. Man heiratete aus finanziellen Gründen, um Stabilität im Leben und Umfeld zu haben.

Auch kulturelle bzw. religiöse Gründe gibt es. Z.b gibt es in islamischen Ländern die Zwangs-Ehe, die zwar auch finanziell zu sehen ist, aber auch dafür sorgt, dass Familien bessere Beziehungen und Geschäfte untereinander haben!


Schaferr  02.02.2022, 14:10

Eine Ehe ohne Liebe muss nicht unbedingt eine Zwangs-Ehe sein.

Wenn beide Teile heiraten und eine Familie gründen wollen, und dann die Familien die Ehe aushandeln. Aber vor dem Ehe-Vertrag das Einverständnis ihrer Kinder möchten, kann dies ohne Zwang auslaufen und auf dauer eine glückliche ehe werden, wenn beide Grob die selben zukunftspläne haben und sich gegenseitig als sympatisch ansehen

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Rakey269  02.02.2022, 14:18
@Schaferr

Eine Beziehung zwischen einer 13-Jährigen und einem 28-Jährigen kann auch funktionieren und auf Dauer Glück bedeuten, wenn sie sich gegenseitig als sympathisch ansehen.

Ist diese Beziehung deshalb selbstbestimmt und frei? Möglich. Ausnahmen gibt es immer. Tendenz ist aber Fremdbestimmung und Missbrauch.

Ähnlich ist es mit Eheplanung seitens zweier Familien. Es entspricht nicht meinem Freiheitsempfinden, wenn Eltern - die alle möglichen Züge wie Autorität und ungesunde Einflussnahme aufweisen können - ihren Kindern ein "Angebot" vorbereiten.

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Schaferr  02.02.2022, 14:24
@Rakey269

Die Autorität als Elternteil zu nutzen, um die Einwilligung der Tochter oder des Sohnes zu bekommen, wäre eine Art Zwang.

Daher schrieb ich, "und sollte kein Zwang mit laufen."

Wenn Zwang eine Rolle spielt, gehen die Chancen einer glücklichen Ehe in meinen Augen gegen 0.

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Rakey269  02.02.2022, 14:47
@Schaferr

Eltern haben immer eine Art autoritäre Stellung zum Kind.

Der Zwang ist also schon von vorne rein da. Zwang ist es auch, wenn dieser durch Umwege oder indirektem Wege erfolgt. Eine Tocher kann also von klein aus eingetrichtert bekommen, dass soetwas "normal" ist.

Ähnlich mit Thematiken wie Kopftuch oder im Extremfall häusliche Gewalt.

Als Beispiel:
Es gibt in der Psychologie, dass Phänomen, dass wenn ein Kind nur Gewalt kennt, es diese Gewalt als Zuneigung und Liebe empfindet.

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Aylin774 
Fragesteller
 02.02.2022, 14:19

Aber ist das nicht nach Jahren total traurig so? Hält man das überhaupt aus mit jemanden zu wohnen den man nicht liebt?

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Schaferr  02.02.2022, 14:28
@Aylin774

Die Freundin meines Schwagers wurde genötigt jemanden zu heiraten mithilfe von schlägen gegen ihre Mutter. Ich bin mir ziemlich sicher dass dies einen Langfristigen Hass gegenüber den Ehemann aufbaut.

Meine Schwagerin hat ihrer Mutter gesagt sie möchte heiraten, und fand den ihr vorgeschlagenen Ehemann sympatisch und ist mittlerweile glücklich verheiratet, weil sie beide die selben interessen vervolgen. Und sie hätte auch die Möglichkeit gehabt, den Ehemann auszuschlagen.

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Ich denke wenn eine grundlegende sympathie besteht, kann es funktionieren wenn beide damit einverstanden sind.

Ich meine es gibt sicher einige Frauen auf der Welt, die mit Christiano Ronaldo heiraten würden, ohne mit ihm ausgegangen zu sein.

Problematisch wird es erst, wenn zum Beispiel Druck von den Eltern auf die Frau oder den Mann ausgeübt wird, und die Heirat dadurch eingewilligt wird.


Aylin774 
Fragesteller
 02.02.2022, 14:18

Danke !

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