Hat Nietzsche Recht mit dem letzten Menschen?
Hat er Recht damit? Entwickeln wir uns dahin?
Meiner Meinung gibt es einige Parallelen (ich würde aber mal vermuten, dass es diese schon lange gibt und diese nicht neu sind) und einige Dinge, die noch anders sind. Aber vor allem in Deutschland habe ich das Gefühl, das wir in diese Richtung tendieren (aber immernoch win Stück entfernt sind).
Ich muss zugeben, dass ich gerade erst davon erfahren habe und selber nur den Wikipedia Artikel gelesen habe und somit keinerlei Expertise habe.
Was haltet ihr davon?
Hier der Wikipedia Artikel:
4 Antworten
Genauso ist es!
Ich bin fasziniert! Ich kannte diesen Text nicht!
Ich sehe den "letzten Menschen" allerdings nicht so negativ!
Ehrlich gesagt - ich habe auch noch keine Werke von Nietzsche gelesen -
ich kenne nur oberflächlich seine Thesen - ich vermute aber, dass Nietzsche mit seinem "letzten Menschen " eher ein Negativbeispiel geben wollte??
Ja, genau. So wie ich das verstehe ist der letzte Mensch ein Herdentier, der sich mental kaum vom rest unterscheidet, alle haben die selben Moralvorstellungen und ähnliche Meinungen, andere werden konsequent ausgegrenzt, was soweit geht das Andersdenkende sich selber für irre halten. Er hat kein größeres Ideal, sein Leben schein sinnlos und nihilistisch. Also lebt er nurnoch aus einem zweck: dem Vergnügen.
Wenn man das auf die heutige Gesellschaft übertragen will (meine Interpretation, kann falsch sein): Die meisten Menschen teilen ein allgemeines Verständnis von gut und böse und abhängig von gemeinsamen Vorstellungen/Werten/Region/Religion/Ideologien (dazu zähle ich wie im Buch Sapiens auch z.B. Kapitalismus, Kommunismus, Feminismus, früher vielleicht noch Rassismus, ...) auch, wie sich beides äußert. Das gleich denkende konnte man meiner Meinung nach sehr gut in den letzten Jahren an den Beispielen Corona+Ukraine erkennen (nein, ich glaube an den Virus, bin 3+ geimpft): Obwohl wir selber keine Insiderinformationen oder sonst ein 100% richtiges Wissen haben (und ich würde nicht darauf wetten, dass wir alles wissen was Politiker oder sonstwer in einem dunklen Hinterzimmer ausbrüten), werden/wurden Skeptiker fast schon konsequent lächerlich gemacht, obwohl Diskussionen eigentlich förderlich sind.
Was das Vergnügen/sonstige Herdenverhalten angeht: Ich denke hier muss man nur mal auf die gängigen (a)sozialen Medien schauen: Instagram und Tiktok. Wie viel zeit wird hierauf verschwendet. Zudem existiert natürlich noch unser (über) Konsum, was sich immerwieder zeigt. Am Abend wird in der Regel eher ein Film/Unterhaltend medium konsumiert statt sich weiterzubilden.
Der Nihilismus zeigt sich auch darin, aber es scheint mir persönlich, als würden sich die Menschen neue Sinne suchen, da Gott nicht mehr sehr beliebt ist: Geld (->Konsum), Ideologien,...
Naja, das waren nur mal paar meiner Gedanken zu dem Thema, ich hoffe, der text wurde nicht zu lang, langweilig und naja kontrovers. Bin natürlich bereit für Diskussionen/Meinungsaustausch, bei sowas geschehen schnell Missverständnisse. Wie dem auch sei, schönen Abend noch :)
Danke für deinen Beitrag - ich habe jetzt einen ellenlangen Text geschrieben und dabei hat sich mein Laptop aufgehängt - ich hoffe er ist noch zu retten.....schreib vom Handy aus....... einen schönen guten Abend wünsche ich dir 👍😃
Ein Dankeschön für deinem Beitrag! Ich finde ihn keineswegs zu lange und schon gar nicht langweilig!
Er ist sehr erbauend für mich - und ich stimmte dir fast zur Gänze zu.
Allerdings muss ich gestehen: Wegen meiner pazifistischen Einstellung ist mir eine angepasste Haltung des Volkes nun doch lieber als Kriegsgemetzel und Aufruhr....hm,hm ( 3xgeimpft)
Der Hedonismus ist nicht ein Kind unserer Zeit, sondern den gab es schon immer - allerdings konnte die breite Masse ihn nicht frönen,
Nun stellt sich die Frage: Ist der "letzte Mensch" ein Hedonist?
Hier sehe ich ein gewisses Schubladendenken -
ich finde:
auch heute noch ist der Mensch individuell: auch der " Übermensch " blieb uns noch erhalten! Die Ziele sind anders geworden, anstatt wie zu Nietzsches Zeiten
die Krusten der Scheinmoral des damals vorherrschenden Klasse zu entfernen,
soll unser Ziel sein der restlichen Weltbevölkerung auch Zugang zu " Brot und Spiele" gestatten und den Klimawandel zu stoppen - das wäre das Ziel des " Übermenschen". Unser Leben ist noch längst nicht sinnentleert - solange es noch soviele "offene Baustellen" gibt.++++++++++
Ich wollte noch mehr schreiben, aber nun habe ich - nach der Textrettung - den Faden verloren ;)
Danke auch für deinen Text.
Ich denke auch, dass der heutige Mensch auch noch individuell ist, wobei ich meine, dass man dabei in - wenn man so will - verschiedene Grade von Individualität unterscheiden sollte (bezogen auf die Meinung): Ich habe in den letzten Jahren immer wieder vor allem von Ausländern und Auswanderern, die also sowohl Inland, als auch Ausland kennen, gehört, dass De im Vergleich zu anderen Ländern eine relativ einheitliche Meinung in der Gesellschaft hat, wobei sich Einzelheiten natürlich unterscheiden, sonst könnte es keine 3 reagierenden Parteien geben.
Interessant finde ich, dass du die Zielsetzung des Übermenschen auf die zeit beziehst und von dieser gewissermaßen abhängig machst, was durchaus total Sinn macht und mir zuvor gar nicht wirklich in den sinn kam.
Bei den offenen Baustellen stimme ich auch zu, wobei es wohl immer welche geben wird, aber ich finde, dass inzwischen immer mehr Baustellen dazuerfunden werden oder nur kurzfristig gelöst werden.
Zum Schluss noch mal zum hedonist: Ich denke schon, dass der letzte Mensch ein hedonist ist, da mir auch der Titel "letzte Mensch" schon selber stark wie ne Schublade vorkommt und der hedonistische Lebensstil aus meiner sicht genau das zentrale Wesensmerkmal des letzten Menschen darstellen soll.
Hier könnte man noch eine Idee auffassen:
Ist der letzte Mensch ein Hedonist, weil er der letzte Mensch ist (chronologisch gesehen) - da " am Ende" sowieso alles sinnlos ist?
oder ist der Hedonist der " letzte Mensch" ( moralisch gesehen)......
Ich vermute, die Bezeichnung "letzte Mensch" kommt daher, dass diese letzten Menschen alle so gleich sind, dass sie quasi nur noch ein einziger Mensch sind auf mentaler/moralischer Ebene, wie ne ein haufen klone (mental gesehen). Also eher letzteres.
Dabei handelt es sich um Menschen mit den perfekten Genen die den übrigen Menschen in Intellekt, Körper und Psyche überlegen sind.
nein, ich finde nicht dass wir da angekommen sind.
Das ist damit nicht gemeint. Ich meinte damit explizit die Idee von Nietzsche.
Das haben zb die Nazis ausprobiert. Durch Nietzsches Idee kamen die Nazis überhaupt auf die Idee eine „Herrenrasse“ zu züchten. Sie nannten sie, wie wir alle wissen Arier.
Ja, die haben seine idee missbraucht und dabei weggelassen, dass der Übermensch nach Nietzsche kein großer fan von Nationalismus ist. Nur weil die Nazis etwas verunstaltet haben heißt es ja nicht, das man aus der Grundidee nichts lernen kann.
Und der Übermensch ist ja quasi das Gegenteil zum letzten Menschen.
Ja klar. Die Arier waren die Übermenschen und die Juden die Untermenschen sprich die letzten Menschen
so die Nazis
Ich glaube wir haben hier ein Missverständnis. Das was ich meine hat nichts mit den nazis zu tun. Lies dir dafür vielleicht mal den Wikipedia Artikel durch, der link steht in der Frage-Beschreibung.
Habe ich und Nietzsche meinte dass die Untermenschen von den Übermenschen besiegt werden.
Hollywood hat dazu auch Filme gedreht oder das Thema in Serien verbaut wie zb bei der Kirk Enterprise
Ich habe aber auch verstanden dass es dir um die Sozialphobie geht die Nietsche bei dem letzen Menschen zuschreibt.
nur damals gab es die Sozialphobie noch nicht.
Soweit ich weiß wurden die Untermenschen erst von den nazis dazugedichtet. Um Sozialphilosophie ging es mir eigentlich nicht im geringsten, aber mich würde dein Gedankengang zu diesem Punkt hin interessieren. Eher ging es mir ganz simpel darum, ob die Menschen wirklich immer einheitlicher, nihilistischer, usw. wie in Nietzsches werk werden und wie Leute das sehen, falls es (nicht) so ist.
Das Wort existierte schon vor den Nazis. Nietsche selbst benutzte es in seinen Werken. Nietsche war während dem dritten Reich schon tot und auch in anderen älteren Büchern ist das Wort zu finden.
Die Nazis haben es speziell für die Juden benutzt und zeitgleich wurde es auch für die Afroamerikaner in den USA benutzt.
generell wurde es immer benutzt in Sklavenhandel. Sklavenhandel gab es auch im Mittelalter und bei den Römern. Immer wenn man Krieg führte und Gefangene gemacht hat waren es Sklaven.
Leute die nichts Wert waren und als Untermenschen bezeichnet wurden.
Ich finde, er beschreibt exakt den Deutschen Michel.
Nietzsche hat mit dieser Aussage mehr als nur Recht.
Absolut!
Der Mensch verfällt dem hedonistischen Genuss- und Konsumterror und wird so zu einem seelenlosem Wesen, welches seiner selbst entfremdet ist.
Über den Schaden etwaiger materieller Gesellschaften haben sich auch unendlich viele namhafter Dichter und Philosophen ausgelassen, das er diesen psychologisch einfachen Mechanismus überhaupt zu erklären braucht.
Der Psychoanalytiker Arno Gruen hat eben diese Frage in seinem Werk "Vom Verlust des Mitgefühls" behandelt.
Ebenso Schopenhauer und quasi der gesamte Marxismus.
Ich kann gut verstehen, dass man vor allem aus ethischer (oder wie auch immer man das nennt - mir fällt gerade nicht der passende Begriff ein) sicht die heutige Gesellschaft befremdlich findet und ein Stück weit missachtet. Aber zumindest auf materieller Ebene hat diese viele Leid/Hunger/Tod verhindert durch die Reduktion der extremen Armut durch die Ausbreitung des Kapitalismus (mit dem die Konsumkultur irgendwann kam) über die letzten Jahrhunderte. Wobei die materielle Ebene natürlich sich von der mentalen (immer noch nicht perfekt aber passender Begriff) Ebene unterscheidet. Wie siehst du das?
die Begriffe "ethisch" "materiell" und "mental" wirken hier ziemlich willkürlich
meinst du spirituell?
Ja, sowas in die Richtung, aber auch das scheint mir nicht 100% passend.
Geht mir genauso. Habe kurz bevor ich die Frage stellte erst von der Idee erfahren und in den letzten Stunden noch ein bisschen weiter recherchiert zu Nietzsches Ideen. Werde mich wahrscheinlich mal in seine werke hineinlesen, die ideen (ob man sie teilt oder nicht) klingen sehr interessant.