Habe ich diesen Latein Satz richtig übersetzt?
Hi ich wollte fragen ob ich das richtig übersetzt habe „Tandem gruis persuasa est iure iurando gulaeque credens longitudinem colli periculos decor medicinam lupo.“
übersetzt mit
„Schließlich ist ein Kranich mit einem Eid überzeugt worden sich der Kehle anzuvertrauen und die Kehle des Wolfs mit seinem langen Hals auf gefährliche Art zu heilen. „
Vokabelvorgaben sind (gruis persuasa est-ein Kranich wurde überredet, ius iurandum-Eid, gula-Schlund, credere-sich jmd. anvertrauen, longitudinem colli periculosam medicinam facete alicui-jmd. mit seinem langen Hals auf gefährliche Art heilen)
lg und danke im Voraus
2 Antworten
Hallo fires609ae,
du schreibst:
sich der Kehle anzuvertrauen und die Kehle des Wolfs
Bei dir kommt die Kehle zweimal vor, aber im Original nur einmal. Und da bekanntlich „die Kehle (Akkusativobjekt) des Wolfs” gulam lupi hieße, stimmt dieser Teil deiner Übersetzung nicht.
Übrigens ist dir beim Abschreiben das Satzes seltsamerweise das Wort decor mit hineingerutscht. Das gehört da nicht hin.
Bei Phaedrus steht periculosam fecit medicinam lupo.
Habe zwei Lösungsvorschläge notiert:
Schließlich wurde ein Kranich durch den Schwur überzeugt / überredet, vertraute dem Schlund die Länge seines Halses an und führte die gefährliche Behandlung am Wolf aus.
Oder, teils freier übersetzt:
Schließlich ließ sich ein Kranich durch den Schwur überzeugen / überreden und führte die gefährliche Behandlung / Heilung am Wolf aus, indem er seinen [ganzen] langen Hals dem Schlund anvertraute.
Ja, das könnte man. Allerdings hast du dann zweimal ein „und” im Satz („und vertraute ... und führte”). Solch ein Polysyndeton kann als unschön empfunden werden.
Mir ist gerade aufgefallen, dass ich beim abschreiben von dem Text ein paar kleine Fehler gemacht habe. So habe ich ihn bekommen:
"Tandem gruis persuasa est iure iurando gulaeque credens longitudinem colli periculosam fecit medicinam lupo."
Es kann sein, dass es von der Original Lektüre abweicht, weil meine Lehrerin nicht will, dass wir es einfach online abschreiben
Könnte ich es auch so übersetzen: "Schließlich ist ein Kranich mit einem Eid überzeugt worden sich der Kehle anzuvertrauen und führte mit seinem langen Hals auf gefährliche Art die Heilung von dem Wolf durch."
Oder geht es auch so: "Schließlich ist ein Kranich mit einem Eid überzeugt worden sich der Kehle von dem Wolf anzuvertrauen und führte mit seinem langen Hals auf gefährliche Art die Heilung durch."
Ja, ist auch in Ordnung. Wobei ich finde dass „die Kehle” zwar als wörtliche Übersetzung an sich besser ist, aber das Wort „Schlund” klingt viel unheimlicher und erzeugt noch mehr Kopfkino als „Kehle”. Vorgeschlagen wurde ja auch „Schlund” für gula. Du kannst ja in Klammern die alternative Übersetzung angeben.
Deine Lehrerin hat den Text nur unwesentlich geändert.
Habe noch einmal in meiner Ausgabe (Phaedrus, Liber fabularum, hrsg. von Otto Schönberger, Stuttgart 1982) nachgeschaut. Herr Schönberger hat für den lateinischen Text die Edition der Phaedrus-Fabeln von Lucian Müller (Leipzig 1909) benutzt.
Die Textstelle nach Müller:
Tandem persuasa est iure iurando gruis,
gulaeque credens colli longitudinem
periculosam fecit medicinam lupo.
Du kannst dir den verlässlichen Text des Perseus-Projekt anschauen. Hier ist der Link
Und auch bei Google Books gibt es eine Ausgabe von Lucian Müllers Edition (Ausgabe von 1921):
Welche dieser zwei Übersetzungen würdest du bevorzugen: Version1: "Schließlich ist ein Kranich mit einem Eid überzeugt worden die Länge des Halses dem Schlund anzuvertrauen und führte auf gefährliche Art die Heilung von dem Wolf durch."
oder Version2: "Schließlich ist ein Kranich mit einem Eid überzeugt worden sich dem Schlund anzuvertrauen und führte mit seinem langen Hals auf gefährliche Art die Heilung von dem Wolf durch."
Bevorzugen würde ich die erste, also
Schließlich ist ein Kranich mit einem Eid überzeugt worden die Länge des Halses dem Schlund anzuvertrauen und führte auf gefährliche Art die Heilung von dem Wolf durch.
Zumal die zweite nicht stimmt, denn der Kranich vertraut nicht sich selbst dem Schlund an, sondern, als pars pro toto, seinen langen Hals (wörtlich: die Länge seines Halses).
Bin nur nicht ganz zufrieden mit dem Wort „Eid”, auch wenn deine Lehrerin dies als Übersetzung vorschlägt. Finde, das Wort „Schwur” passt ein wenig besser, denn dieses Schwören des Wolfs ist ja nur eine Finte, und das kennt man aus dem Alltag, nämlich von Leuten, die einen beschwindeln wollen und „Alter, isch schwör!” sagen.
Ansonsten stört mich nur noch
von dem Wolf
Bin zwar kein fanatischer Gegner der Umschreibung einer Zugehörigkeit durch „von XY”, aber ein Lateiner wie du weiß, wie schön es ist, dass der Genitiv existiert. Scherz. Also schreibe bitte „des Wolfs”.
Aber lupo ist doch nicht Genitiv sondern Dativ?
Ja, im lateinischen Satz ist lupo selbstverständlich ein Dativ(objekt). Deswegen wurde ja auch angegeben:
medicinam facere alicui
Auch das Verb mederi (=heilen) erfordert den Dativ. Das erklärt, dass fecit medicinam lupo im Lateinischen steht.
Aber: Dir ist vielleicht schon aufgefallen, dass nach sinngleichen Verben im Deutschen und im Lateinischen nicht immer der selbe Kasus gebraucht wird.
Beispiel: persuadere alicui. Persuadere kennst du. Es kommt in der Fabel vom Wolf und dem Kranich als Partizip Perfekt (persuasa) vor. Der Satz „Mihi persuasisti” heißt auf Deutsch „Du hast mich überzeugt” und nicht etwa „Du hast mir überzeugt”.
Es kommt also darauf an, welche Verben du in deiner Übersetzung verwendest.
Wenn du so übersetzt:
führte auf gefährliche Art die Heilung von dem Wolf durch.
dann benutzt du die Präposition von, zwangsläufig gefolgt vom Dativ. Aber die Umschreibung mit „von” ist umgangssprachlich. Anstatt von + XY, also z. B. „Das ist das Auto von meiner Tante” sollte es gepflegter heißen „Das ist das Auto meiner Tante.”
Übrigens, wenn man der völlig richtigen Übersetzungshilfe deiner Lehrerin gefolgt wäre, also
jmd. ... auf gefährliche Art heilen
dann hätte die Übersetzung gelautet:
„und heilte den Wolf”.
Da hättest du auch keinen Dativ wie im lateinischen Satz benutzen dürfen, ja gar nicht benutzen können, weil das deutsche Verb „heilen” nun mal ein Akkusativobjekt verlangt.
Entschuldige die lange Ausführung. Hätte auch kürzer schreiben können, und zwar
1. Nicht zwangsweise werden die selben Kasus wie im Lateinischen in der Übersetzung benötigt.
2. „von dem Wolf” ist einfach nur umgangssprachlich. Es geht mir hier nicht um das Lateinische, sondern um den gepflegteren Ausdruck im Deutschen.
Vielen Dank! Die Finale Version währe dann: Schließlich ist ein Kranich mit einem Schwur überzeugt worden sich dem Schlund anzuvertrauen und führte mit seinem langen Hals auf gefährliche Art die Heilung des Wolfs durch.
Könnte ich den Satz auch so übersetzen?: Schließlich wurde ein Kranich durch einen Eid überzeugt und er hat den Schlund vom Wolf, der sich ihm anvertraut, mit seinem langen Hals auf gefährliche Art geheilt.
Hallo fires609ae,
hoffe, es geht dir gut. Habe nur durch Zufall deine Frage von eben gelesen.
1. Zu deiner Übersetzung
und er hat ... geheilt
Diese Fabel ist eine kleine Erzählung, daher sollte in der deutschen Übersetzung das Erzähltempus des Deutschen verwendet werden, also „und er heilte”.
2. Zu deiner Übersetzung
er hat den Schlund vom Wolf ... geheilt
Nein, er hat nicht den Schlund geheilt, sondern den Wolf. Es heißt im lateinischen Text „fecit medicinam lupo” und nicht „fecit medicinam gulae”.
3. Zu deiner Übersetzung
den Schlund vom Wolf
Nochmals, der Kranich hat nicht den Schlund geheilt. Er hat den Wolf geheilt. Und selbst wenn, dann müsste es heißen „den Schlund des Wolfs”.
4. Zu deiner Übersetzung
vom Wolf, der sich ihm anvertraut
Nein. Im lateinischen Text steht nicht, dass der Wolf sich dem Kranich anvertraut. Das hieße „lupus, ei (grui) credens”. Das steht da nicht. Das hast du in den Text hineingelesen, weil du wohl denkst, dass der Patient, also der Wolf, sich dem Helfer, also dem Kranich anvertraut. Nochmals: Das steht nicht im lateinischen Text.
Da steht „gruis, gulaeque credens ... fecit medicinam lupo”.
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Hier ist eine Übersetzung aus einer Ausgabe von Phaedrus-Fabeln. Vielleicht hilft dir das. Aber bitte nicht übernehmen. Deine Lehrerin kennt die Übersetzung.
und übte an dem Wolfe seine Heilkunst aus, indem er seinen Hals in dessen Rachen schob.
Aus: Phaedrus, Liber fabularum, lateinisch und deutsch, übersetzt von Friedrich Fr. Rückert und Otto Schönberger, Reclam, Stuttgart, 3. Auflage 1982
Und hier ist noch die Anmerkung von Otto Schönberger (aus der oben angegebenen Ausgabe der Phaedrus-Fabeln, S. 162:
[...] in den Schlund wird der schlanke Schnabel gesteckt (äußerer Vorgang: gulae credens … colli longitudinem)
Hi, danke für deine Antwort. Währe diese Übersetzung besser?: Schließlich ist ein Kranich mit einem Schwur überzeugt worden sich dem Schlund anzuvertrauen und führte mit seinem langen Hals auf gefährliche Art die Heilung des Wolfs durch.
Das ist besser. Wie ich geschrieben habe, ist eine Fabel eine Erzählung. Daher übersetzt man für gewöhnlich mit dem deutschen Präteritum.
Schließlich ist ein Kranich mit einem Schwur überzeugt worden
Also besser: Schließlich wurde ein Kranich (...)
Wohl gemerkt, im Lateinischen steht das Perfekt, aber man übersetzt besser mit dem deutschen Präteritum. Du hast ja richtigerweise „führte ... aus” übersetzt. Wenn du jetzt noch schreibst „wurde überzeugt” ist alles einheitlich.
Und würde diese Version auch funktionieren?:
Schließlich wurde ein Kranich durch einen Schwur überredet, und während er sich der Kehle anvertraute, heilte er den Wolf mit seinem langen Hals auf gefährliche Art.
Hab hier versucht die Gleichzeitigkeit etwas besser einzubauen.
Das klingt jetzt schon sehr gut. Hätte nur nicht „während”, sondern „indem” geschrieben.
Ich meine schon 🤷🏼♀️ Bin mir aber nicht so sicher. Stehe zwar 1 in Latein, aber bin Jetzt nicht die hellste in dem Fach- aber ich denk eigentlich schon..
Könnte man statt dem Komma auch ein und einfügen also: Schließlich wurde ein Kranich durch den Schwur überzeugt und vertraute dem Schlund die Länge seines Halses an und führte die gefährliche Behandlung am Wolf aus.