Grammatikfrage: wie Objekt nach "zum"?

5 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Kein Expertenbeitrag, sondern eine Meinungskolumne:

Du hast völlig recht, diese Formen sind Gurkendeutsch und nicht akzeptabel. Alle Sub­stantive, die von lateinischen Partizipien, Adjektiven o.ä. (real oder imaginär) abgeleitet sind, werden nämlich schwach dekliniert, haben also in allen Kasus des Singulars außer dem Nominativ ein -en:

  • der Kandidat, des Kandidaten, …
  • der Referent, des Referenten, …
  • der Student, des Studenten, …
  • der Dozent, des Dozenten, …
  • der Fabrikant, des Fabrikanten, …
  • der Gradient, des Gradienten, …
  • der Konvertit, des Konvertiten, …

Das gilt auch dann, wenn das fragliche Wort gar nicht aus dem Lateinischen kommt, sondern nur mit einer lateinischen Endung verziert wurde:

  • der Lieferant, des Lieferanten, …
  • der Nebochant, des Nebochanten, …

oder wenn die Entlehnung aus einer Nachfolgesprache des Lateinischen stammt

  • der Journalist, des Journalisten, …
  • der Kommandant, des Kommandanten, …

Und es kann auch gar nicht anders sein, denn jedes nichtfeminine deutsche Substan­tiv sollte entweder stark, also Gen Sg auf -(e)s, oder schwach, also Gen, Dat Akk auf -en, deklinieren. Um diese Regel können sich nur ganz wenige Wörter herumschrau­ben, meistens indem sie gar nicht deklinieren.

Da aber so gut wie jeder das -en im Genitiv verwendet (fast niemand sagt **des Kan­di­dats oder so ähnlich), muß das -en auch in den anderen Kasus dran.

Das Argument „Sprachwandel“ ist auch ganz verkehrt. Denn so etwas gibt es zwar wirklich (z.B. die Verben auf -ieren bilden eine beispiellose Klasse, die im Perfekts­partizip keine Vorsilbe ge- nimmt, obwohl das alle anderen nichtzusammengesetzten Verben tun), aber dann müßte ja die ganze Klasse dieser Wörter gleichzeitig betroffen sein. Also liegt einfach nur Schlamperei vor.

Woher ich das weiß:Hobby – Angelesenes Wissen über Sprach­geschich­te und Grammatik
Zalla55 
Fragesteller
 25.08.2022, 08:14

Das nenne ich mal eine umfangreiche Antwort 👍

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Ja, Du hast vollkommen Recht.

Zalla55 
Fragesteller
 24.08.2022, 17:01

Es irritiert mich, dass sowas von eigentlich sprachlich kompetenten Journalisten kommt.

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paulklaus  24.08.2022, 17:07
@Zalla55

Seit wann sind Journalisten SPRACHLICH KOMPETENT ?!

Nach Lektüre der Tageszeitung lege ich diese mit Grauen (Rechtschreibung / Grammatik) weg ! .....gleichgültig, ob lokales Blättchen oder renommierte Tageszeitung !!

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MeinNeuerName  24.08.2022, 17:09
@paulklaus

Leider kann ich das nur bestätigen. Es sind nicht immer die Besten, die Journalisten werden. Es gibt erfreuliche Ausnahmen, aber viel zu wenige.

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paulklaus  24.08.2022, 17:11
@MeinNeuerName

Dasselbe behaupte ich von meinem Beruf (42-jährige Erfahrung): (Deutsch)-Lehrer !

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Zalla55 
Fragesteller
 24.08.2022, 17:13
@paulklaus

Naja, sollten sie sein. Eigentlich. Aber ich habe auch schon das blanke Grauen gesehen bei der Zeitungslektüre.

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Wer streng normativ argumentiert, wird dir sicherlich Recht geben. Allerdings ist diese "Verkürzung" meiner bescheidenen Meinung nach bei manchen Substantiven inzwischen so gängig, dass sie nicht mehr unbedingt als falsch angesehen werden muss.

Es handelt sich wohl um einen Fall von Sprachwandel, wie er immer und überall vorkommt. NOCH mag uns das auffallen, in 100 Jahren vielleicht schon nicht mehr. Jetzt kann man natürlich wieder über den Sprachwandel oder -verfall(?) schimpfen... Aber mal ehrlich, wer von uns nutzt beispielsweise das Dativ-e noch produktiv? Und das ist ja auch nur ein Beispiel für den Sprachwandel; halt eines, dessen Phase des Wandels schon länger zurückliegt. (Und das uns daher gar nicht mehr auffällt.)

Zalla55 
Fragesteller
 25.08.2022, 08:18

Ist wohl so. Ich sage und schreibe ja auch gegen besseres Wissen einiges grammatikalisch falsch oder kürze Sätze ein (Nein, nicht sowas wie "Ich geh Aldi", aber z.B. dass ich das "Das" vor "Ist wohl so." geschlampt habe.)

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Völlig korrekt: das Präpositional(!!)-Objekt im Dativ mit (hier) angehängtem "EN" !

Woher ich das weiß:Berufserfahrung
Von Experte paulklaus bestätigt
Muss das nicht Präsidenten und Kandidaten heißen?

Ja, natürlich muss es das.

Es ist zwar ein verbreiteter Fehler, aber kein akzeptabler. Die fehlenden Endungen sind einfach falsch.