Gibt es wirklich die ,,Berufung" dazu arbeitslos zu sein?

9 Antworten

Dazu bestimmt nicht. Das würde bedeuten eine höhere Macht nimmt alle alternativen und daran glaube ich persönlih nicht.

ABER: Es gibt sowas wie veranlagung, Förderung, Vorbilder und Möglichkeiten.

  • Möglichkeiten sind heutzutage vergleichsweise gleich weil man unabhängig vom Geld oder Ruf der Eltern Schule, Studium und Ausbildung machen kann. Das war aber nicht immer so.
  • Veranlagung ist individuell. Manche Menschen haben es einfach schwerer etwas zu finden worin sie gut sind.
  • Je mehr möglichkeiten man Kindern gibt verschiedene Dinge zu tun und zu erleben und auszuprobieren und zu sehen desto eher wissen sie was sie werden wollen. Jemand der, ggf. finanziell bedingt, nicht viel sieht außer Schule, zuhause und Spielplatz in der Stadt weiß ggf nicht das ihm Garten und Landschaftsbau gefallen würde.
  • Vorbilder sind die Leute mit denen wir viel zu tun haben. Wenn alle im Umfeld Arbeitslos sind ist das das Leben was man sieht, und sind das die Erfahrungen von denen alle Sprechen. Sind die Erwachsenen im Umfeld Arzt, Jurist und Abteilungsleiter dann sind das die Vorbilder mit denen man aufwächst. Deswegen ist Soziale durchmischung ja so wichtig, damit Kinder mit Kindern aus anderen Sozialen schichten spielen und andere Vorbilder sehen.

DocPsychopath  16.10.2021, 17:11

"weil man unabhängig vom Geld oder Ruf der Eltern Schule, Studium und Ausbildung machen kann"

Vergiss nicht die Geschichte vom Storch, der die Kinder bringt. Oder vom Weihnachtsmann und dem Osterhasen. Die sind auch gut!

dieLuka  16.10.2021, 17:17
@DocPsychopath

Ich nehem mal an das du aus persönlicher erfahrung sprichst?

Darf man fragen wie viele Leute du kennst denen man den Zugang zur Grundschule verweigert hat weil die eltern arbeitslos sind?

Und wie viele Leute trotz guter Noten auf die Hauptschule mussten weil die eltern einen schlechten Ruf hatten?

Oder ggf einen Fall wo Bafög abgelehnt wurde weil die Eltern im falschen Stadtteil wohnen?

Ich nehme an du kennst auch Fälle wo Kinder mit 12 die Schule verlassen mussten weil die Eltern auf das zusätzliche Geld angewiesen sind und man es sich nicht leisten konnte ein Kind zur schule zu schicken?

Berufung kommt von "sich berufen fühlen" = "dass man etwas gerne macht und daraus einen Beruf macht"

Kinder schauen sich von ihren Eltern sehr viel ab:

Ist der Hauptverdiener überwiegend, während er in einer Elternrolle steckt, arbeitslos, dann schaut sich das auch das Kind ab. Das Kind entwickelt keinen Ehrgeiz usw. Das Kind hat keine inspirierenden Eltern und ist deshalb auch eher phlegmatisch bis arbeitsscheu.

Ich könnte mir vorstellen, dass der Charakter von einigen Menschen sich so gebildet hat, dass sie wirklich quasi von Natur aus nicht arbeitsfähig sind, ja.

Die Lehre von der Vorherbestimmung ist ziemlich alt. Und ist auch von einigen Religionsgelehrten verbreitet worden. Berühmt ist etwa Jean Calvin mit der Prädestination (was ja nur die lateinische Übersetzung ist).

In vorindustriellen Wirtschaftsordnungen gab es den "Arbeitslosen" nicht. Wie Lohnarbeit dort ohnehin nicht normal, sondern eine Ausnahme war. Die abhängig Arbeitenden waren meist in irgendeiner Eigentumsform zu einem anderen, als Leibeigene, Knechte, Sklaven etc. Und aus dem Besitzverhältnis entliess einen der Besitzer nicht mal ebenso, sowenig wie man selbst "kündigen" konnte.

Man wurde dann vererbt und es ging immer irgendwie weiter. Wie man seinen Rechtsstatus als Leibeigener auch an die Kinder vererbte.

Zurück in die Gegenwart. Wie sehr vorherbestimmt Arbeitslosigkeit ist, haben schon Millionen in den letzten Jahren erfahren, die meinten, dass es nur faulen oder dummen Zeitgenossen geschehen könnte und dann selbst plötzlich unerwartet arbeitslos wurden.

Praktisch, wenn man noch so eine althergebrachte mittelalterliche Idee wie die Vorherbestimmung hat, so dass man niemals an der Richtigkeit der wirtschaftlichen und kapitalistischen Verhältnisse zweifeln darf :)

Der Lehrer hatte ihnen dann erklärt, dass man früher dachte man wäre Gott dazu bestimmt den Beruf vom Vater zu übernehmen.

Dieses "früher" war wohl eher zu einer Zeit, als die Alternative hieß: Entweder hat man Arbeit und verdient sein Brot oder man hungert. Das Menschen die keine Arbeit haben, vom Staat alimentiert werden, bzw. Geld aus einer Versicherung bekommen, ist ja historisch eher ein relativ neues Phänomen.

Ansonsten würde ich sagen, dass der Mensch sicherlich nicht dazu gedacht ist, nichts zu tun. Sondern die menschliche Existenz gibt ja eigentlich vor, dass man für seinen Lebensunterhalt sorgen muss. Die gebratenen Tauben fliegen einem nicht in den Mund und Milch und Honig fließt auch nicht einfach so.

Wenn man es biblisch betrachten will, heißt es über Vögel: "Sie säen nicht und ernten nicht, aber der Herr ernährt sie trotzdem!" Für Menschen gilt das in diesem Kontext sicherlich nicht.