Gibt es überhaupt eine objektive Geschichtsschreibung oder wird die Geschichte nur von Siegern geschrieben?


10.03.2024, 16:53

The Great Winston Churchill once said “History is written by the Victors.” 

SchlimmerJimmy  11.03.2024, 08:30

Großer Unterschied zwischen "Winston Churchill once said..." und "Someone once said...". Merkste selber, oder?

Merlin128 
Fragesteller
 11.03.2024, 21:11

W. Churchill said on that topic: "He probably was not the greatest of all victors, if only because his name has been utterly forgotten." ;-)

SchlimmerJimmy  11.03.2024, 23:08

Wir sind uns also einig, dass dein Zitat: "The Great Winston Churchill once said “History is written by the Victors.”" falsch ist, da es nicht von Winston Churchill stammt.

Merlin128 
Fragesteller
 12.03.2024, 08:45

I couldn't agree with you more. ;-)

7 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Nun: eine ungefärbte Geschichtsschreibung: was ist das?? - jedoch dreht es sich nicht um die Sieger, sondern um den Zeitgeist, der herrscht. Nur ein Beispiel: die Hexenverfolgung hier in Europa. Zur Zeit der selben galten Hexen und Hexer als tatsächliche böse Wesen. Um die Seelen zu reinigen musste das Feuer nachhelfen. Das galt über mehrere Hundert Jahre.

Heute sehen wir das als Verbrechen an.

Mit unserer Moral bewerten wir bewusst und unbewusst Ereignisse. Natürlich auch Geschichte.

Ein anderes Beispiel: Alexander der Große. Ein genialer Feldherr, der ein riesen Reich eroberte. Wir bewundern noch sein militärisches Geschick. Sehen in ihm aber auch den Menschen, der seine Macht missbrauchte: und selbst Freunde und Kampfgefährten um seiner Macht Willen tötete. Uns ist heute bewusst, das damals Krieg einen anderen Stellenwert hatte: er galt als normal, ja nötig. Heute sehen wir in Alexander auch den Despoten.

Natürlich kann man Geschichte auch objektiv schreiben. Der Schreiber muss sich dafür aber von jeglicher eigen Wertung frei machen und auch prüfen, wie befangen seine Quellen sind.

Und ob sich seine Darstellung der Geschehnisse dann in der öffentlichen Meinung durchsetzt, bleibt abzuwarten.

minimax11  10.03.2024, 13:55

Das wage ich zu bezweifeln, das irgend ein Mensch überhaupt in der Lage ist, ohne seine subjektive Meinung und Moral etwas darzustellen. Selbst standardisierte Nachrichten sind immer, wenn vielleicht auch unbewusst, irgendwie gefärbt.

Selbst ein Gedicht bekommt durch den Vortragenden eine andere Färbung. Allein die Betonung macht da den Unterschied. Und du selbst als Konsument des Gedichtes fühlst anders als dein Nachbar. Der das selbe Gedicht hört im selben Moment vom selben Vortrag.

Wirr selbst interpretieren in Fakten unsere Moral hinein. Und färben etwas gelesenes, was nur " Fakten" enthält.....

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Callidus89  10.03.2024, 17:39
@minimax11

Hab auch nicht behauptet, dass das einfach ist. Es gibt aber Leute die gut über die eigene Meinung hinaus gucken können und zumindest sachlicher als andere berichten können. Aber natürlich ist es schwierig völlig neutral zu sein.

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minimax11  10.03.2024, 18:21
@Callidus89

Es ist nicht nur schwierig völlig neutral zu sein: es ist einfach unmöglich. Genau das wollte ich mit dem Beispiel des Gedichtes Dir nahelegen. Weil wir einfach nicht über unseren Schatten springen können.. Auch das Bild was in Deinem Kopf entsteht ist bereits durch Dich, Durch Deine Erfahrungen geändert.. auch wenn Du glaubst etwas objektiv beurteilen zu können.

Einzig physikalische , mathematische oder andere naturwissenschaftliche Phänome, die sich messen lassen, kann man objektiv beurteilen. Alles andere unterliegt unseren eigenem Horizont.

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Callidus89  10.03.2024, 18:57
@minimax11

Vielleicht habe ich mich falsch ausgedrückt. Absolute Unvoreingenommenheit gibt es natürlich nicht. Wer es will und auf entsprechende Dinge achtet,, kann aber schon sehr sehr objektiv über etwas berichten.

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Nein, wird sie nicht. Aber es gibt unterschiedliche Sichtweisen und Interpretationen.

Beispiel: Als die Weissen 1918 die Roten in Finnland besiegten, entstand bei den bürgerlichen der Begriff "Befreiungskrieg" Linke Kreise nennen das ganze noch heute "Bürgerkrieg".

uhyrius  10.03.2024, 09:18

Du meinst die äußerste Rechte (z.B. DU) nennt das "Befreiuungskrieg", die sogenannte "Mitte" (repräsentiert z.B. durch Wikipedia und zwar soweit ich das sehe in allen Sprachversionen) nennt es Bürgerkrieg und ich als Kommunist nenne es Konterrevolution (mitentschieden durch ausländischen - deutschen - Einmarsch.)

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Muminpapa  10.03.2024, 10:10
@uhyrius

Lustig, der Befreiungskrieg war bereits maßgeblich vorbei als die deutsche Ostseedivision in Helsinki eintraf. Nach einem unblutigen Marsch vom Ankunftshafen Hangö aus. So kam übrigens mein Großvater nach Finnland... und blieb.

Der linke Terror war enorm, die Internierung der Roten auf Sveaborg aber auch.

In übrigen hatten die Roten die Regierung nie wirklich übernommen, die rechtmäßige Regierung war nach Vasa verlegt worden. Von daher keine Kontertrevolution. Aber die Niederschlagung einer versuchen Revolution.

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Es gibt den Zweig der Geschichtswissenschaft der sich mit der methodischen Erforschung und Rekonstruktion der Geschichte beschäftigt.

In der Vergangenheit oder manch restriktiven Systemen mag das durch Undeutung anders sein.

Ändert aber nichts daran das Geschichte objektiv anhand der bekannten Fakten dargestellt wird und somit keineswegs nur von Siegern geschrieben wird.

Die Geschichte des Nationalsozialismus etwa ist ebenso Gegenstand der Forschung durch Historiker des Verlierers Deutschland.

Den Geschichtsbücher etwa bei uns kannst du durchaus trauen.

Woher ich das weiß:Hobby – Geschichte interessiert mich einfach

Gute Historiker bemühen sich immer um Objektivität. Natürlich kann man unterschiedliche Perspektiven einnehmen. Für die Unterdrückten war der 8. Mai 1945 ein Tag der Befreiung, für Nazis und auch die heutige AfD ein Tag der Niederlage und Schande.

Interessant ist ja auch, dass Putin zur Zeit versucht, die russische Geschichte umzuschreiben. Als Hobby-Historiker macht er sich zwar lächerlich, aber als Diktator hat er die Macht, die Geschichtsbücher in den Schulen neu schreiben zu lassen und die Kinder und Jugendlichen mit seiner schrägen Sichtweise zu indoktrinieren. George Orwell lässt grüßen.