Gibt es echten Zufall?

9 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Meiner Erfahrung nach gibt es weder Zufall, Glück, Unglück, Pech, Schicksal, Vorherbestimmung oder irgendwas in der Richtung, sondern, sobald Individuen mit Entscheidungsfreiheit Einfluss nehmen können, wird die Entwicklung der Realität maßgeblich durch die Konsequenzen von Entscheidungen beteiligter Individuen beeinflusst die entsprechend für ihre Entscheidungen selbst verantwortlich sind - und dahingehend habe ich in meinem Leben immer wieder Bestätigungen erlebt, aber nie etwas, was dies widerlegt hätte.

JTKirk2000  08.08.2023, 22:22

Vielen lieben Dank für das Sternchen. :)

1

Die Kombination von Quantenmechanik und Chaos sorgt für echten Zufall. Keine Chance für Determinismus. Determinismus (Laplaces Dämon) führt zu einem Selbstreferenz-Widerspruch ähnlich dem Friseursparadoxon, dem Gödelschen Unvollständigkeitssatz und Turings Halteproblem. Wenn alles vorherbestimmt ist, dann liegt die detaillierte Information über die Zukunft im Universum bereit und ist im Prinzip auslesbar und durch Menschen vermeidbar, außer wenn auch die Information über das Auslesen der Information schon bereitliegt, genau wie die Infomation über das Auslesen der Information über das Auslesen usw. ad vomitum*, um das Paradox zu umgehen. Der Speicherplatz auch eines unendlichen Universums kann aber nicht mächtiger sein als das Universum selbst.

*) ad infinitum, bis man kotzt

In diesem Universum verhindert zusätzlich die Kombination von Quantenmechanik und Chaos die Vorausberechnung aller Zukunft, weil sie mikroskopische Anfangsbedingungen, die gegenwärtig nicht nur unbekannt sondern nicht existent sind, zu makroskopischen Abweichungen vergrößert.

https://www.youtube.com/watch?v=fDek6cYijxI

Was übrigens nicht bedeutet, dass Chaos Willkür ist - es folgt fundamentalen Gesetzen...

https://www.youtube.com/watch?v=ovJcsL7vyrk

Unsere Welt ist kein gigantisches Pool-Billard von Elementarteilchen, nicht nur weil Kausalketten auf Quantenebene durch Zufallsereignisse unterbrochen werden. Ein Dämon, der das Universum von außen überblickt, könnte niemals vom Urknall aus berechnen, was wir in dem Moment gerade machen. Wie höhere Lebewesen über ihre Bewegungen entscheiden, kann man unmöglich als Ergebnis noch so komplexer physikalischer Wechselwirkungen verstehen (etwa als "Reizbeantwortung"). Wenn es den freien Willen nicht gäbe und alles vorherbestimmt wäre, müsste man schließlich alle Straftäter freilassen. Jegliche persönlichen und gesellschaftlichen Bestrebungen wären sinnlos. Natürlich ist es eine Lücke im physikalischen Weltbild, aber die nimmt man ausnahmsweise gern in Kauf.

Es gibt definitiv keine Zufälle. Denn Wirkungen können nur durch das Vermischen von Ursachen entstehen und somit erst existieren. Ohne Grund kann in der Welt der Vergänglichkeit nichts passieren.

Laut gegenwärtigem Stand der Wissenschaft gibt es echten Zufall, und die Grundlage dafür, nämlich die Quantenphysik, hast du bereits selbst aufgeschrieben. Es ist nun mal gemäß dieser Theorie nicht möglich gewissen Eigenschaften von Teilchen gleichzeitig vollständig zu bestimmen, damit ist auch eine Vorhersage über das weitere Verhalten des Teilchens nur in diesen Grenzen möglich.

Dieses Einzelbild auf Teilchenebene mittelt sich zwar bei realen Beobachtungen in der makroskopischen Welt ziemlich gut heraus, so das auf makroskopischer Ebene scheinbar eine gute Möglichkeit der Vorhersage besteht. Warum schreibe ich scheinbar? Weil auch da Grenzen bestehen, und zwar mathematische und physikalische. Selbst für scheinbar simple physikalische Zusammenhänge wie die gravitative Wechselwirkung zwischen drei Körpern gibt es keine analytischen Lösungen, sondern lediglich numerische. Solche Probleme haben aber gleichzeitig oft die Eigenschaft, dass ihr Lösungsverhalten höchst instabil ist, d.h. dass sich eine nur kleine Änderung der Anfangsbedingung (die durch Messung festgelegt ist) sehr stark auf die Lösung auswirkt. Für die Messungen, die zur Angabe der Anfangsbedinung führen gibt es aber wieder physiklische Grenzen.

Insbesondere ist es nicht möglich, bei einem wiederholten realen physikalischen Experiment regelmäßig die gleichen Voraussetzungen zu schaffen. Dies bedeutet damit auch, dass eine Art von "Zufall" auch in der makroskopischen Welt immer vorhanden ist. Ein Beispiel dafür ist übrigens neben dem schon angesprochenen Dreikörperproblem die Wettervorhersage, bei der es nicht möglich ist die Anfangsbedingungen gut genug zu messen um eine zuverlässige Vorhersage über einen gewissen Zeitraum hinaus zu ermöglichen.