Gibt es Dinge im Leben, die ihr schon immer negativ bewertet habt?

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Ja, das sind Menschen, die ich als unseriös wahrnehmen, in welcher Hinsicht auch immer. Damit hängt zusammen, dass ich mit strengen Wertevorstellungen aufwuchs, in denen bestimmte Dinge nicht vorkommen oder unseriös sind und in denen vieles und auch so, wie Menschen zu sein haben, klar geregelt ist so wie auch definiert ist, wie sie zu sein haben. Es war so bieder, geordnet und seriös wie dieses ARD-Design hier von 1994 mit Werner Veigel in der Tageschau.

https://www.youtube.com/watch?v=clL21VM25Mg

Und alles, was diese Grenzen sprengt und sich nicht an "Regeln" hält und negativ auffällt in menschlicher Hinsicht, das wird halt entsprechend bewertet - man kann halt nicht aus seiner Haut raus. Meinen Vorbildern von damals muss ich im Umkehrschluss aber auch attestieren, dass sie mit ihrer Einschätzung selten daneben lagen, seien diese auch so vernichtend gewesen. Es griff am ehesten das Motto "inhaltlich war's richtig, man hätte es anders formulieren können".

Nur ein Beispiel: Ich hatte in der fünften Klasse mit 10/11 Jahren eine Fachlehrerin, in deren Gegenwart ich mich extrem unsicher fühlte, eigentlich hatte ich sogar Angst vor ihr. Sie war stark geschminkt, kleidete sich recht auffällig und war mir im Ganzen wenig angenehm - ich fühlte mich in ihrem Unterricht unsicher und wollte mit ihr nix zu tun haben. Ich war froh, als sie nach einem Jahr versetzt wurde und ich sie nicht mehr sehen musste. Sie war eine etwas bizarre, schillernde und sehr umstrittene Persönlichkeit - und ich stamme eben aus sehr konservativen, geordneten und klassischen Verhältnissen.

Ein weiteres Beispiel: Als Schüler hatte mich auch das Lied "Maria" von Blondie mitsamt Sängerin irritiert. Dazu ein Hintergrund: Wer 1999 so Mitte 50 war wie diese Sängerin, der wirkte in meinem Umfeld in der Regel sehr klassisch, konservativ, hörte Schlager, war auf nette Art bescheiden-spießig-kleinbürgerlich, wenn man nicht gerade in den Reichen- oder Intellektuellenkreisen unterwegs war (aus denen ich zum Glück nicht stamme). Viel Holz in der Wohnung, laut tickende Wanduhr mit Holzbesatz und Zinn-Zifferblatt; Strickjacke, Hemd, Bundfaltenhose, Frühneunzigerjahre Audi 80 oder zehn Jahre alter Mercedes 190E, Kaffee und Kuchen am Sonntag, "Musik liegt in der Luft" und das "ZDF Auslandsjournal" im Fernsehen. Mich bzw. mein kindliches Bild älterer Leute, das durch Nachbarn, Lehrer und die eigene Familie geprägt war, hat das irgendwie überfordert und ich fand diese Sängerin befremdlich. Ich fand auch eine Cousine meiner Oma (?) merkwürdig, die ich im Februar '99 auf einem Leichentrunk getroffen hatte; die sah ich nur einmal im Leben, sie war damals vielleicht 60, stark geschminkt, Dauerwelle, trug irgendeinen komischen Pulli und war von ihrer Art her so anders als andere, es war komisch einfach.

Und irgendwie bin ich heute in Teilen immer noch so. Ich weiß, dass es nicht wirklich gut ist, aber man kann aus seiner Haut nicht immer raus und vielleicht ist das auch ganz gut so. Heute bin ich nicht mehr so streng wie damals bzw. als Kind ist man viel leichter zu verunsichern, aber wenn ich diese Fachlehrerin von damals heute im Edeka usw. sehen würde, dann würde ich auch denken ... oh Gott, die Dame kommt unsympathisch und affektiert rüber, mit der wollen wir nix zu tun haben, es wird garantiert besser so sein. Manchen Menschen sieht man halt auch mit gewisser Empathie - ich denke, dass ich das als Kind schon war - an, dass da "nix mit los ist" und es nicht passt.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

An sich das Leben sogar

7veren⁷

Natürlich.

Ja Sachen die ich nicht mochte

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Wissen sagt Ah