Gelten die erste und die zweite Mendelsche Regel auch für intermediäre Erbgänge und wenn ja warum ?

4 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Moin,

die Mendel-Regeln gelten zunächst einmal im Prinzip immer (von Genkopplungen, Kopplungsbrüchen durch Crossing-overs... etc. einmal abgesehen). Und selbst da, wo sie scheinbar nicht zu gelten scheinen, findet man eine Erklärung innerhalb des Regelsystems, das letztlich zeigt, dass die Mendel-Regeln eben auch hier prinzipiell gelten.

Bei einem intermediären Erbgang ist das noch völlig unproblematisch nachzuvollziehen.

Schau dir beispielsweise die Vererbung der Blütenfarbe bei der japanischen Wunderblume (Mirabilis jalapa) an.

P-Generation: reinerbig rotblühende x reinerbig weißblühende

F1-Generation: alle rosablühend

Das Merkmal ist die Blütenfarbe. Sie wird von einem Gen bestimmt. Damit ist der Erbgang schon einmal monohybrid. Es gibt offenbar drei Ausprägungen des Merkmals, nämlich Rot, Weiß und Rosa. Es fällt auf, dass Rosa irgendwie eine in der Mitte liegende Mischung aus den beiden Extremen Rot und Weiß zu sein scheint. Also spricht man von einem intermediären Erbgang (genauer ist das ein Erbgang mit unvollständiger Dominanz). Zusammengefasst ist das also ein monohybrider, intermediärer Erbgang.

Wie du aus dem ersten Schritt dieses Erbgangs sehen kannst, gilt die 1. Mendel-Regel, denn diese besagt:

Kreuzt man Individuen einer Art, die sich in einem Merkmal reinerbig voneinander unterscheiden, so sehen alle Nachkommen dieser Kreuzung im Bezug auf dieses Merkmal gleich aus. Dabei spielt es keine Rolle, welcher Elternteil welche der beiden Merkmalsausprägungen hat.

Dass alle Nachkommen gleich aussehen, ist im oben stehenden Erbgang offenbar gegeben, denn alle Nachkommen sind rosablühend.

Gerade weil alle Nachkommen bei Kreuzungen reiner Linien (Homozygotie der Eltern) in Bezug auf das untersuchte Merkmal gleich aussehen, hat dazu geführt, dass man diese 1. Mendel-Regel auch Uniformitätsregel nennt.
Und der Umstand, dass es dabei egal ist, welcher Elternteil welche Merkmalsausprägung homozygot besitzt, ist der Grund dafür, dass man diese 1. Mendel-Regel auch noch unter dem schwer auszusprechenden Begriff "Reziprokizitätsregel" kennt (von reziprok: Kehrwert oder Umkehrung).

Wenn du nun die Individuen der F1-Generation untereinander kreuzt, dann kommt in der F2-Generation folgende Merkmalsverteilung heraus:

25% der Nachkommen sind rotblühend,
50% der Nachkommen sind rosablühend und
25% der Nachkommen sind weißblühend.

Das macht ein Aufspaltungsverhältnis von 1:2:1.

Tja, und damit gilt auch die 2. Mendel-Regel (Spaltungsregel), weil die nämlich besagt, dass die Kreuzung heterogener Individuen untereinander zu einer für den Erbgang typischen Aufspaltung der Merkmalsausprägungen führt. 1:2:1 ist die typische Aufspaltung der Merkmalsausprägungen für einen monohybriden, intermediären Erbgang. QED

Für die Überprüfung, ob auch die 3. Mendel-Regel gilt, müsstest du dir einen dihybriden Erbgang anschauen, bei dem mindestens ein Merkmal durch ein Gen nach einem intermediären Prinzip vererbt wird. So etwas gibt es (natürlich) auch! Zum Beispiel die Körnerfarbe bestimmter Weizensorten.

Dort gibt es zum Beispiel den Fall, dass Pflanzen mit reinerbig dunkelroten Körnern an ihren Ähren mit Pflanzen gekreuzt werden, die reinerbig blaßgelbliche (weiße) Körner an ihren Ähren besitzen.

Die Nachkommen dieser Kreuzung haben Ähren mit einheitlich hellroten Körnern (Mischung aus dunkelrot und weißlich).

Werden nun die Pflanzen der F1-Generation untereinander gekreuzt, erhält man überraschenderweise nicht das zunächst erwartete Aufspaltungsverhältnis von 1:2:1 (wie es typisch für einen monohybriden, intermediären Erbgang wäre), sondern es gibt vielmehr fünf Phänotypen mit folgender Aufspaltung:

1 (dunkelrot) : 4 (rot) : 6 (hellrot) : 4 (rötlich) : 1 (weißlich).

Das zeigt, dass es sich tatsächlich um einen dihybriden Erbgang handelte, bei dem zwei Gene das Merkmal Körnerfarbe beeinflussen. Da beide Gene die Körnerfarbe auch noch in gleicher Weise beeinflussen und sich aufaddierte Rotwerte ergeben, bezeichnet man diese Form des Erbgangs als dihybriden, intermediären Erbgang mit additiver Polygenie.

Wie auch immer, der Erbgang zeigt, dass auch die 3. Mendel-Regel (Unabhängigkeitsregel) in intermediären Erbgängen gilt, weil in der F2-Generation neue Phänotypen auftreten, was nur möglich ist, wenn die Gene im Prinzip unabhängig voneinander vererbt werden (was ja die Aussage der 3. Mendel-Regel ist).

LG von der Waterkant

Ja. Das tun sie.

Dazu gibt es viele Quellen, deren Aussagen fachlich verbürgt und somit richtig sind.

Dorther solltest Du dein Wissen in diesem Falle beziehen.

Wissen aus zweiter Hand ist fast immer verfälscht und deshalb unzuverlässig.

Am einfachsten ist es, wenn Du in ein Schulbuch schaust.

Dort sind die Mendelschen Regeln sehr gut erklärt und mit Abbildungen leichtverständlich dargestellt.

Mit besten Grüßen

gregor443

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung

Ja, die beiden Regeln gelten auch ür einen intermediären Erbgang.

Die 1. Mendelsche Regel (Uniformitätsregel) besagt kurz zusammengefasst, dass in der F1-Generation alle phäno- und genotypisch gleich sind. Im intermediären Erbgang entsprechen alle in der F1-Generation dem intermediären Erscheinungbild. Beispiel Wunderblume: Die P-Generation soll aus einer roten (RR) und einer weißen (rr) Elternpflanze bestehen. Die Nachkommen sind dann alle Rr und rosa.

Die 2. Mendelsche Regel (Spaltungsregel) besagt, dass die Phänotypen der Elterngenerationen in einem bestimmten Zahlenverhältnis wieder auftreten. Es ist aber ein anderes Zahlenverhältnis als beim dominant-rezessiven Erbgang (dort ist es 3:1 bezüglich des Phänotyps, da ja die mischerbigen aussehen wie die reinerbigen mit dem dominanten Allel. Für den Genotyp gibt es eine Aufspaltung von 1:2:1 (reinerbig dominant : intermediär : reinerbig rezessiv).
Wieder Beispiel Wunderblume: Wir kreuzen aus der F1-Generation Rr x Rr und erhalten ein Spaltungsverhältnis, das im Genotyp und im Phänotyp diesmal gleich ist, 1:2:1. Denn es treten jetzt auf: rot (1), rosa (2) und weiß (1).

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Biologiestudium, Universität Leipzig

Die zweite Regel (Spaltungsregel) spielt eine Rolle. Schaue dir mal den Artikel bei Wikipedia und ggf. andere Internetseiten dazu an. Ist meistens sehr anschaulich erklärt und hat mir damals bei meinem Referat sehr geholfen! :-)

https://de.wikipedia.org/wiki/Mendelsche_Regeln

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung