Geburtstag der Götter im Olymp?

4 Antworten

Es hat in der antiken Vorstellung Geburtstage von Gottheiten gegeben. Dies betrifft nicht nur olympische Gottheiten. Der Olymp wird in dem Buch zur Kulturgeschichte vermutlich deshalb allgemein genannt, weil dieser Ort als Aufenthalt besonders geläufig ist. Antike Texte geben keine solche Darstellung. Ihnen können eher Hinweise auf öffentliche Feste zu Ehren von Gottheiten entnommen werden. Der Geburtstag war als solcher Tag passend. Es sind aber bei manchen Gottheiten mehrere Tage als heilige Tage bekannt. Anfangs wurde anscheinend gefeiert.

Zum Teil gibt es keine bestimmte Hinweise, nur Anzeichen für einen Tag als Geburtstag oder nur Hinweise zu einem heiligen Tag.

Apollon: 7. Tag des Monats

Hesiod(os), Erga kai hemerai (griechisch: Ἔργα καὶ ἡμέραι; Werke und Tage; lateinischer Titel: Opera et dies) 770 – 771: Leto gebar Apollon am 7. Tag des Monats

Plutarch(os), Aitia Hellenika (griechisch: Αἴτια ῾Ελληνικά; Griechische Ursprünge/Fragen; lateinischer Titel: Quaestiones Graecae) 9 (Ethika [Ἠθικά]/Moralia/Schriften über Ethik 292 d): nach den Delphiern (Bewohnern von Delphi) 7. Tag des Monats Geburtstag des Gottes (Apollon)

Plutarch(os), Symposiaka problemata (griechisch: Συμποσίακα προβλήματα; Symposionsfragen; lateinischer Titel: Quaestiones Convivales) 8, 1, 1 – 2 (Ethika [Ἠθικά]/Moralia/Schriften über Ethik 717 d): Platon am 7. Tag des athenischen Monats Thargelion geboren, Karneades am 7. Tag des kyrenaischen Monats Karneios, beide am Tag des Festes Apollons

Scholion zu Hesiod(os), Erga kai hemerai (griechisch: Ἔργα καὶ ἡμέραι; Werke und Tage; lateinischer Titel: Opera et dies) 768 = Philochorus FGrH 328 F88: 7. Monatstag heiliger Tag des Apollon

Artemis: 6. Tag des Monats

Diogenes Laertios 2, 44: 6. Tag des Monats Thargelion nach den Deliern (Bewohnern der Insel Delos)

Sylloge inscriptionum Graecarum 3 Nr. 695: in Magnesia am Maiandros Feier für Artemis Leukophryene am 6. Tag des Monats Artemision

Agathos Daimon (griechisch: Ἀγαθὸς Δαίμων: wohlgesinnte Gottheit): 2. Tag des Monats (Suda s. v. Ἀγαθὸς Δαίμων; Hesychios s. v. Ἀγαθὸς Δαίμων)

Athene: 3. Tag des Monats (Harpokration s. v. Τριτομήνις; Etymologikon mega [griechisch: Ἐτυμολογικὸν μέγα; Große Etymologie; lateinischer Titel: Etymologicum magnum] s. v. Τριτογένεια)

Hermes: 4. Tag des Monats

Homerischer Hymnus 4, 19: Maia gebar Hermes am 4. Monatstag

Plutarch(os), Symposiaka problemata (griechisch: Συμποσίακα προβλήματα; Symposionsfragen; lateinischer Titel: Quaestiones Convivales) 9, 3, 2 (Ethika [Ἠθικά]/Moralia/Schriften über Ethik 738 e - f): Hermes am 4. Monatstag geboren

Scholion zu Hesiod(os), Erga kai hemerai (griechisch: Ἔργα καὶ ἡμέραι; Werke und Tage; lateinischer Titel: Opera et dies) 768 = Philochorus FGrH 328 F88: Herakles und Hermes 4. Tag

Scholion zu Aristophanes, Ploutos (griechisch: Πλοῦτος; Der Reichtum; lateinischer Titel: Plutus) 1127: 4. Tag des Monats heiliger Tag des Hermes

Aphrodite: 4. Tag des Monats

Scholion zu Hesiod(os), Erga kai hemerai (griechisch: Ἔργα καὶ ἡμέραι; Werke und Tage; lateinischer Titel: Opera et dies) 798: 4. Tag heiliger Tag der Aphrodite und des Hermes

Lydos, Peri menon (griechisch: Περὶ μηνῶν; Über die Monate; lateinischer Titel: De mensibus) 64: 4. Tag heiliger Tag der Aphrodite

Eros: 4. Tag des Monats

Platon, Symposion 203 c: Eros am Geburtstag der Aphrodite geboren

Herakles: 4. Tag des Monats

Scholion zu Hesiod(os), Erga kai hemerai (griechisch: Ἔργα καὶ ἡμέραι; Werke und Tage; lateinischer Titel: Opera et dies) 768 = Philochorus FGrH 328 F88: Herakles und Hermes 4. Tag

Poseidon: 8. Tag des Monats heiliger Tag

Plutarch(os): Theseus 36: Athener verehren Poseidon am 8. Tag jedes Monats

Poseidon 8 Plutarch, Theseus 36; Scholion zu Hesiod(os), Erga kai hemerai (griechisch: Ἔργα καὶ ἡμέραι; Werke und Tage; lateinischer Titel: Opera et dies) 788: 8. Tag des Monats heiliger Tag des Poseidon

Asklepios: 8. Tag des Monats heiliger Tag

Aischines, Logos (griechisch: Λόγος; Rede; lateinischer Titel: Oratio) 3 (Kata Ktesiphontis [griechisch: Κατὰ Κτησιφῶντος; Gegen Ktesiphon; lateinischer Titel: In Ctesiphonta) 67: am 8. Tag des Monats Elaphebolion Opfer und Festtag für Asklepios

Horkos: 5. Tag des Monat

Hesiod(os), Erga kai hemerai (griechisch: Ἔργα καὶ ἡμέραι; Werke und Tage; lateinischer Titel: Opera et dies) 803: Eris gebar Horkos am 5. Monatstag

Demeter und Persephone: 12. Tag heiliger Tag

Scholion zu Aristophanes, Ekklesiazousai (griechisch: Ἐκκλησιάζουσαι; Frauen in der Volksversammlung; lateinischer Titel: Ecclesiazusae) 18: Skira [am 12. Skirophorion] ein Fest der Athene, nach anderen der Demeter und Persephone

Dionysos: 9. Tag des Monats

Helios: 9. Tag des Monats heiliger Tag (zumindest in späteren Zeiten)

Scholion zu Hesiod(os), Erga kai hemerai (griechisch: Ἔργα καὶ ἡμέραι; Werke und Tage; lateinischer Titel: Opera et dies) 768 = Philochorus FGrH 328 F88: 1. Tag des Monats heiliger Tag des Helios und des Apollon

[Dionysios], Rhethorike (griechisch: Ῥητορική; lateinischer Titel: Ars Rhetorica) 3, 1: 9. Tag heliger Tag des Helios

Rhea: 9. Tag des Monats heiliger Tag

Scholien zu Nikandros, Alexipharmaka (griechisch: Ἀλεξιφάρµακα; Abwehrheilmittel/Gegengifte; lateinischer Titel: Alexipharmaca) 217 – 218: 9. Tag des Monats heiliger Tag, an diesem Tag Mysterien der Rhea

Literatur:

Wilhelm Schmidt, Geburtstag im Altertum. Gießen : Töpelmann, 1908 (Religionsgeschichtliche Versuche und Vorarbeiten ; Band 7, Heft 1), S. 6 - 9, S. 12 – 15 und S. 84 – 107

Claudia Englhofer, Geburtstag. In: Der neue Pauly (DNP) : Enzyklopädie der Antike ; Altertum. Herausgegeben von Hubert Cancik und Helmuth Schneider. Band 4: Epo – Gro. Stuttgart ; Weimar : Metzler, 1998, Spalte 844 (A. Griechenland. 2. öffentliche Geburtstagsfeiern. c) Götter): „Bestimmte Monatstage galten als G. bestimmter Götter: Der 1. und dann bes. der 7. waren dem Apollon heilig, der 2. dem agathòs daímon, der 3. der Athena, den 4. teilten sich Herakles, Hermes und Aphrodite, am 5. wurde Horkos gefeiert, am 6. Artemis, am 8. Poseidon, Theseus und Asklepios, am 12. Demeter und Persephone. Während in älterer Zeit Monatsangaben fehlen, d. h. die Feier eine monatliche war, wurden diese später, als das Jahresfest üblich wurde, hinzugefügt."

G. = Geburstage

bes. = besonders

d h. = das heißt

Leider kann man hier bei Schmidt nicht weiterlesen, aber es gibt immerhin schon einen Hinweis: https://www.degruyter.com/document/doi/10.1515/9783111373751-008/pdf

ORakelfonDelfi 
Fragesteller
 09.12.2022, 13:05

Ja, das hab ich auch gefunden und sollte mich die Frage mich noch länger beschäftigt, wird der Schmidt wohl ins Bücherregal einziehen.

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ORakelfonDelfi 
Fragesteller
 09.12.2022, 14:24
@ZiegemitBock

Warum? Ich habe bspw. einen günstigen Reprint im Amazon gefunden.
Was mir bezüglich der Göttergeburtstage noch eingefallen ist:
Denkst du nicht, die Feiertage, Spiele und Feste, welche man zu Ehren der Götter veranstaltet hat, könnten mit ihrem Geburtstag zusammenhängen?

Aber ich glaube, wie LeFreak72 in ihrem Kommentar erwähnt, dass es sich dabei weniger um die Tage im Besonderen, als um die Tatsache handelt, dass sie damit anschaulicher und greifbarer gemacht wurden.

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ZiegemitBock  09.12.2022, 14:46
@ORakelfonDelfi

Oh, ich hatte nur die Preise gesehen, die dort auf der Seite aufgeführt wurden und dachte... Hoppla.... Ja, dass Feiertage auch an einen Göttergeburtstag geknüpft werden können, klingt logisch. Ist ja im Christentum auch so.

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Wo genau schreibt Egon Friedell das denn? Hast du kurz eine Angabe zum Werk (ich vermute das stammt aus der Kulturgeschichte Ägyptens und des Alten Orients), also Seite resp. Kapitel (oder gleich einen Link zu Guttenberg). Ich würde den Wortlaut dann gerne nachlesen zunächst. Friedell schreibt ja manchmal ein wenig schelmisch und oft in Form von Analogien, so dass der Bezug manchmal "künstlerisch-konstruiert" ist (was aber vielfach den Charme seiner Schriften ausmacht).

ORakelfonDelfi 
Fragesteller
 08.12.2022, 12:19

Da kann ich nur zustimmen, was den Duktus Friedells angeht.

Das Namentliche befindet sich in der "Kulturgeschichte Griechenlands",
was auf das Ägyptenbuch folgte. Im Kapitel "Olymp" auf Seite 81 schreibt er:

Übrigens ist ihnen (Göttern) nur ein gelegentliches Intervenieren verstattet, denn sie sind nicht Weltregenten und noch weniger Weltschöpfer, vielmehr selber geschaffen, weswegen auch ihre Geburtstage gefeiert werden.

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LeFreak72  08.12.2022, 18:13
@ORakelfonDelfi

Naja, das ist die übliche Art von EF, die Sache darzustellen: Die Götter sind halt auch nur Menschen bzw. von Menschen erschaffen (erdichtet), weswegen sie ja auch so überaus "menschlich" daherkommen. Der Verweis auf die Geburtstagsfeiern (für die Götter) zeigt halt nur nochmals sehr klar auf, wie gewöhnlich/normal sie eigentlich sind. Die Götter waren halt "Entertainment". Wann, also an welchem Tag des Jahres der Geburtstag nun war, das ist eher unwichtig.

Kann bzgl. des griechischen Göttersammelsoriums nur die wunderbare Abhandlung von Dietrich Schwanitz empfehlen ("Bildung - Alles, was man wissen muß" Erster Teil, Kapitel I, Goldmann Verlag 1996).

Und von EF ist die Kulturgeschichte der Neuzeit natürlich Pflichtlektüre. Ich fand dieses Buch zufällig im Bücherregal meines Vaters zwischen Bertelsmanntiteln und Robbins-Simmel-Romanen und anderer, eher fragwürdiger Kost. Ich war seinerzeit 17 oder 18 Jahre alt, es muss also um 1990 gewesen sein, und es brachte so viel in mein Leben, da sich viele meiner Sichtweisen danach verändert hatten. Es machte einfach Freude, dieses Werk immer wieder in Teilen oder zu bestimmten Ereignissen und Personen zu durchkämmen.

Eine der IMO grandiosetsen Kapitel/Passagen daraus:

Der Haß des Künstlers

(ganz nach unten scrollen, letzter Abschnitt) oder im Buch auf den Seiten 1346-48 zu finden.

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ORakelfonDelfi 
Fragesteller
 09.12.2022, 12:50
@LeFreak72

Dankeschön!
Von Schwanitz habe ich bislang noch nichts gelesen.
Aber das klingt nach meinem Geschmack. Ich werde sehen, dass ich es lese.
Ach ja, da gibt und gab es schon Lektüren, die uns verändert und das Leben bereichert haben. Was Geschichte betrifft, ist bei mir Golo Manns Werk über das 19. und 20. Jahrhundert nicht wegzudenken.

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Der Geburtstag von Sol Invictus bzw Helios ist am 25. Dezember jeden Jahres.

Den Christen gefiel es aber überhaupt nicht dass die Leute ständig den Geburtstag von nem Sonnengott feierten, gerade weil da ein paar Christen mitgefeiert haben sollen. Ist ja schließlich heidnisch.

Also haben sie einfach beschlossen so zu tun, als sei der 25. Dezember der Geburtstag von Jesus Christus. Weil denen das so besser passte.

Armer Helios.