Gab es in der DDR ebenfalls eine Art Fairnessabkommen, bei dem bestimmte Themen bewusst nicht angesprochen wurden?

3 Antworten

Offiziell sprach man von „sozialistischer Solidarität“ und „gesunder Staatsführung“. Bestimmte Themen wurden bewusst nicht angesprochen, um den Staat, die Partei oder die Ideologie nicht zu delegitimieren. Dazu gehörten zum Beispiel die Realität der wirtschaftlichen Engpässe, politische Repressionen, die Rolle der Stasi oder Probleme im Alltag wie Wohnungsnot oder Mangelwirtschaft.

Diese Selbstzensur existierte auf mehreren Ebenen, denn Medien und Schulen durften nur die vom SED-Regime autorisierte Version der Geschichte und Gegenwart darstellen; in privaten Gesprächen wussten die Menschen instinktiv, dass kritische Themen tabu waren, besonders wenn sie ein staatliches Organ oder einen Lehrer oder Kollegen betrafen, der in Partei- oder Sicherheitsstrukturen involviert war. Auch literarische Werke mussten „zensiert“ werden, um das ideologische Gleichgewicht nicht zu stören.

Gruß aus Tel Aviv

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Globalgeschichte/ internationale Politik

zetra  04.09.2025, 20:53

Diese Aussagen sind richtig und treffen Heute aber auch noch ins Schwarze.

JMJreboot  05.09.2025, 14:03
@zetra

Da bin ich aber froh in Deutschland zu wohnen, wenn ich höre was in Südafrika los ist.

Einerseits gab es sicherlich staatlich verordnete und propagierte Solidarität, aber auch im Alltag Hilfsbereitschaft der Bürger untereinander, nicht zuletzt aus dem Mangel heraus.

Bestimmte Dinge wurden eher als Tabu nicht angesprochen, wie etwa die Flucht in den Westen, oder galten als nicht opportun wie Westmedien, selbst wenn es gang und gäbe war. Schließlich wurde bestimmte Art der Kritik und Opposition als staatsfeindliche Hetze verfolgt und war nur erschwert möglich.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Wenn Du das Kölner Fairness Abkommen meinst. Da wurde nicht vereinbart, gewisse Themen, wie Migration nicht anzusprechen, wie die Medien das vielfach falsch berichtet haben, sondern lediglich Themen nicht mit Hetze zu belegen - wortwörtlich "inhaltlich fair zu bleiben". Ansprechen durfte man im Wahlkampf alle Themen, wie auch Migration.

Deine Frage ist wahrscheinlich nicht ernst gemeint, will aber trotzdem darauf antworten. Es gab keinen Wahlkampf in der DDR. Es gab zwar mehrere Parteien, die sich aber auf der Einheitsliste der Nationalen Front eintragen mussten und der Wähler konnte die gesamte Liste entweder komplett zustimmen oder ablehnen. Einzelne Parteien konnte man nicht wählen. Die Sitzverteilung stand vorher fest. In so fern war so eine Vereinbarung nicht notwendig.


Tannibi  04.09.2025, 17:55
Ansprechen durfte man im Wahlkampf alle Themen, wie auch Migration.

Da steht "Migrantinnen, Migranten und Flüchtlinge nicht für
negative gesellschaftliche Entwicklungen wie die Arbeitslosigkeit
oder die Gefährdung der Inneren Sicherheit verantwortlich zu machen."

Sollten sie für irgendeine negative gesellschaftliche
Entwicklung verantwortlich sein, folgt daraus, dass das
nicht thematisiert wird.