Freundschaft-Psychotherapeutin-Altersunterschied geht das?

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Nein, das geht aus meiner Sicht in der Regel leider nicht. Allerdings gibt es Ausnahmen von der Regel. Das muss dann im Gespräch geklärt werden..

Dein Wunsch nach einer Freundschaft ist verständlich. Aber lass uns doch mal versuchen, es realistisch zu sehen.

Sie ist eine gute Therapeutin – und da hast du echt Glück gehabt. Allerdings muss sie für viele da sein. Das ist ihr Job und dafür wird sie gut bezahlt. Und sie macht ihren Job offenbar gut.

Du bist eine von vielen Klienten und der Wunsch nach Freundschaft wird sicher öfter vorkommen.

Ihre Aufgabe war, dir zu helfen, dich zu behandeln und bei dir etwas zu bewirken, was dir für deine Zukunft hilft. Und sie wird sich sicher freuen, wenn du von der Therapie und der positiven Erinnerung daran und an sie profitieren könntest. Positive Erinnerungen sind sehr wertvoll.

Das Leben als Therapeutin besteht aus Job und Privat.

Sie hat wahrscheinlich ein ausgefülltes Leben. Job und Privatleben. Familie, Studienkollegen und Freunde. Vielleicht auch Mann und Kinder.

Dann braucht sie noch Zeit für Vor- und Nachbereitung ihrer Therapiesitzungen, für Weiterbildung usw.

Auf jeden Fall dürfte da wenig Zeit für neue Freunde sein.

Für dich ist wichtig, dass du dir dein eigenes Leben aufbaust und dir einen Freundeskreis aufbaust, auf den du bauen und dich verlassen kannst.

So – das ist meine Erfahrung und Einschätzung.

Trotzdem würde ich an deiner Stelle mit ihr über das Thema Freundschaft sprechen. Du könntest sie z.B. fragen, ob Freundschaft zwischen Therapeuten und Klienten möglich ist – und ihr auch sagen, dass du sie sehr vermissen wirst. Das sind wichtig Gefühle, über die du sprechen solltest, insbesondere mit deiner Therapeutin. Sie wird das mit Sicherheit positiv sehen. Da solltest du keine Bedenken haben.

Du kannst z.B. auch meine Antwort ausdrucken und ihr zu lesen geben – und sie fragen, ob es so ist, wie ich es einschätze.

Absolut wichtig für jeden von uns im Leben ist, dass man die Realität erkennt und von Wunschdenken unterscheiden kann. Damit kann man sich viele Enttäuschungen ersparen. LG und alles Gute !

Meine Psychotherapeutin ist 25 Jahre älter und daher habe ich Angst, dass sie eine mögliche Freundschaft schon allein deswegen ablehnen wird.

Sie wird es aus berufsethischen Gründen ablehnen und nicht aufgrund des Altersunterschiedes.

Im allgemeinen ist eine Freundschaft zum/zur Psychotherapeutin nicht möglich nach Ende der Therapie.

Eigentlich sollte ein Therapeut/in auch das Ende der Therapie, d.h. den kommenden Abschied, vorher bereits vorbereiten. Zu einer gelungenen Therapie gehört auch der gelungene Abschied.

Als ich mich entschloss, nach vielen Stunden - ca 250 - meine Lehrtherapie zu beenden, haben wir uns ein Datum ausgeguckt. Und dann hat mich mein Lehrtherapeut auch immer wieder daran erinnert, obwohl ich das oft gar nicht gerne hörte.

Es gilt für Therapeuten ein "Abstinenzverbot" das heißt das ein professioneller Psychotherapeut den Wunsch nach Privaten Kontakt nicht nach kommt.

Willibergi  09.01.2018, 16:00

Kleiner Fehler, große Wirkung: Es herrscht kein Abstinenzverbot, sondern ein Abstinenzgebot. Die Abstinenz soll nicht unterbunden, sondern im Gegenteil gewährleistet werden. ;-)

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Es herrscht von Seiten der Psychotherapeutenkammer in der Berufsordnung für Psychotherapeuten das sog. Abstinenzgebot. Deine Psychotherapeutin muss den Kontakt nach Beendigung der Psychotherapie abbrechen, darf die Beziehung auch nicht freundschaftlich aufrechterhalten. Des Weiteren darf sie das Vertrauensverhältnis nicht zur Befriedigung eigener Interessen nutzen.

Siehe auch §174c StGB, "Sexueller Mißbrauch unter Ausnutzung eines Beratungs-, Behandlungs- oder Betreuungsverhältnisses". Er regelt Folgendes:

(1) Wer sexuelle Handlungen an einer Person, die ihm wegen einer geistigen oder seelischen Krankheit oder Behinderung einschließlich einer Suchtkrankheit oder wegen einer körperlichen Krankheit oder Behinderung zur Beratung, Behandlung oder Betreuung anvertraut ist, unter Mißbrauch des Beratungs-, Behandlungs- oder Betreuungsverhältnisses vornimmt oder an sich von ihr vornehmen läßt, wird mit Freiheitsstrafe von drei Monaten bis zu fünf Jahren bestraft.

(2) Ebenso wird bestraft, wer sexuelle Handlungen an einer Person, die ihm zur psychotherapeutischen Behandlung anvertraut ist, unter Mißbrauch des Behandlungsverhältnisses vornimmt oder an sich von ihr vornehmen läßt.

(3) Der Versuch ist strafbar.

nach https://dejure.org/gesetze/StGB/174c.html.

Das gilt während der Therapie, aber auch nach der Therapie wird keine professionelle Psychotherapeutin das therapeutisch entstandene Verhältnis - wenn auch freundschaftlich - aufrechterhalten, das könnte sie im schlimmsten Fall ihren Job kosten.

Siehe auch hier:

Für Psychotherapeuten gilt das sog. "Abstinenzgebot". Danach dürfen Psychotherapeuten die therapeutische Vertrauensbeziehung nicht zur Befriedigung eigener Interessen, Wünsche und Bedürfnisse nutzen. Eine Verletzung des Abstinenzgebotes kann deswegen schon vorliegen, wenn der Therapeut den Patienten zum Beispiel um eine Gefälligkeit, etwa einen Botengang bittet. "Gerade weil die Grenze im Einzelfall manchmal schwer zu ziehen ist, müssen die professionellen Verpflichtungen grundsätzlich ohne Wenn und Aber eingehalten werden", stellt BPtK-Präsident Richter klar. Ein professionell arbeitender Psychotherapeut kommt dem Wunsch nach einem privaten Kontakt nicht nach. Er schreibt keine privaten Briefe an den Patienten, er verabredet sich nicht mit ihm zum Essen, er nimmt keine Geschenke an. Insbesondere ist jeder sexuelle Kontakt unzulässig. Das Abstinenzgebot erstreckt sich auch auf Personen, die dem Patienten nahe stehen und gilt auch nach Beendigung der Behandlung, bis sich der Patient aus der therapeutischen Beziehung gelöst hat, in jedem Fall aber mindestens ein Jahr nach Behandlungsende.

http://www.bptk.de/aktuell/einzelseite/artikel/besonders-sc.html

Ergo - bitte verstehe das, sie darf, kann und wird mit Dir keine freundschaftliche Beziehung pflegen. Es ist absolut verständlich, dass ein Abschied schwierig ist, insbesondere, wenn die Therapie so gut funktioniert hat und ein solch vertrauensvolles Verhältnis entstanden ist.

Das ist ja auch schon oft bei Patienten im Krankenhaus so - dass sie nach der Entlassung gerne den Kontakt zu dortigen Ärzten oder Pflegern halten möchten, weil sie ihnen so unglaublich dankbar sind. Das ist aber alleine schon aufgrund der Menge der Patienten nicht möglich.

Und in einer Psychotherapie ist die Bindung natürlich noch ausgeprägter. Trotzdem gibt es genau um Missbrauch des Vertrauensverhältnisses zu unterbinden das Abstinenzgebot in der Berufsordnung für Therapeuten. Daran müssen sie sich halten.

Schreib ihr einen Abschiedsbrief, in dem Du Deinen Dank und Dein Vertrauensverhältnis niederschreiben kannst. Diesen kannst Du ihr in der letzten Stunde geben. Der Abschied wird nach zwei Jahren schwer fallen, aber manchmal muss man eben Abschied nehmen. Rede mit ihr in den letzten Stunden darüber. Dann findet ihr schon eine Lösung, wie sie es Dir einfacher gestalten kann.

Ich wünsche Dir alles Gute.