Freundin hat Krebs aber ich möchte mein Leben deshalb nicht umstellen. Liege ich falsch?
Gut möglich dass mich viele jetzt furchtbar finden, aber hier mein Problem. Eine Freundin (A) von mir wurde vor Kurzem mit Krebs diagnostiziert. Kurz zuvor hatte ich ein (nicht das erste) Gespräch mit ihr, dass sie mir gegenüber keine gute Freundin war und dass ich die Freundschaft beende wenn sich nichts ändert weil es mich schon psychisch belastet hat. Jetzt die Diagnose.
Ich habe beschlossen dass wir unsere Differenzen jetzt Mal auf Eis legen und ich sie unterstütze wo ich kann und für sie da bin. Allerdings ändern sich dadurch auch viele Dinge in unserem Freundeskreis. Zum Beispiel wollen ein Paar der Leute unseren gemeinsamen Urlaub absagen weil A nicht mehr mitkommen kann und deshalb "sollte keiner von uns gehen" und A möchte dass ich ein Event das ich mit jemand anderem ausgemacht habe absage und stattdessen mit ihr gehen. Ich würde auch von jemandem angesprochen ob ich nicht meine Geburtstagsfeier (in 2 Wochen) umplanen kann weil wir würden wandern gehen und A kann gerade nicht wandern aber ich sehe das irgendwie nicht ein...
Ich fühle mich sehr gespalten. Auf der einen Seite will ich natürlich für A da sein und Dinge mit ihr machen, aber auf der anderen Seite will ich nicht mein Leben danach richten müssen was sie tun und nicht tun kann weil das ist für mich nicht was "für jemanden da sein" bedeutet.. ich weiß einfach garnicht wie ich damit umgehen soll und mein Umfeld macht mir nur Vorwürfe warum ich mich überhaupt im Zwispalt befinde. Hat vielleicht wer Erfahrungen und/oder Ratschläge?
Danke auf jeden Fall im Voraus
Wie schätzen die Ärzte denn die Chancen auf Heilung bei A ein?
Wenn alles gut geht dann sollte sie in 6 Monaten krebsfrei sein
14 Antworten
Also ich würde vollgender Maßen vorgehen wenn mein Freund/Freundin Krebs hat( in deiner Aktuellen Situation) .
Wenn sie oder er mit mir Zeit verbringen möchte würde ich ihn oder sie aufjeden Fall vorziehen, da man nicht weiß ob diese Person den Krebs besiegt oder nicht und wenn sie oder er denn stirbt hatte man gemeinsam noch eine schöne Zeit verbracht. Allerdings würde ich sie oder ihn denn nicht aufdringlich hinterher rennen, wenn sie oder er mit mir Zeit verbringen möchte, dann würde sie oder er sich schon bei mir melden.
Gerade mit der Aussicht auf Heilung ist es albern, von anderen zu fordern, das eigene Leben zu vernachlässigen.
Meine Freundin erkrankte letztes Jahr an Brustkrebs. Natürlich war ich für sie da, aber wir haben eher telefoniert. Zu wichtigen Terminen habe ich sie gefahren, oder begleitet. Ihr wäre im Traum nicht eingefallen, mich vollständig unter Selbstaufgabe zu fordern.
Echte Freundschaft hat Nähe, auch über zig Kilometer hinweg.
Das mit dem Urlaub verstehe ich komplett, fände ich auch irgendwie gemein, wenn ihr ohne sie fahren würdet.
Beim Wandern: Wandert doch irgendwo hin, wo sie mit Auto oder so hin kann, wo sie dann auf euch warten kann.
Mach, was du willst. Es gibt keine perfekte Lösung, da diese mit deinen Prioritäten steht und fällt.
Einerseits sollte die Freundin in 6 Monaten krebsfrei sein, andererseits hören sich die Argumente an wie "machen wir ihr in ihren letzen 6 Monaten noch so viel Freude wie möglich". Was denn nun?
Den Urlaub absagen - falsch. Wenn A sich das Bein gebrochen hätte und deswegen nicht mitfahren könnte, würde der Rest der Clique trotzdem in Urlaub fahren. Eine Krebsbehandlung ist da kein Grund.
Das Event mit jemand anderem absagen - falsch. Der Andere freut sich auf das Event, warum soll der zurückstehen? Es sei denn, er bietet es von sich aus an.
Geburtstagsfeier umplanen - falsch. Hier gilt das gleiche wie beim Urlaub.
Du kannst für die Freundin da sein, aber stelle sie nicht in den Mittelpunkt deines Lebens. Wenn sie eine Freundin ist, wird sie das verstehen. Du bist nicht ihr Lebenspartner.
Für einen Krebspatienten da zu sein ist psychisch sehr belastend. Den Patienten geht es häufig körperlich und seelisch sehr schlecht. Es ist ein ständiger Wechsel zwischen Höhen und Tiefen. Wenn du der Freundin da beistehen willst, ist dir das hoch anzurechnen. Du brauchst aber einen Ausgleich, sonst schaffst du das nicht. Es nützt niemandem etwas, wenn du dich erst aufreibst, und dann nach 4 Wochen aufgeben musst, weil du es nicht mehr schaffst.
Bei meiner Schwester lagen zwischen der Diagnose Brustkrebs und ihrem Tod 13 Jahre. Ihr Mann hat sich aufopferungsvoll um sie gekümmert. Meine Schwester hat aber immer darauf bestanden, dass er weiter seinen Hobbies nachgeht, sich mit Freunden trifft und mit denen was unternimmt. Ohne sie. Und das war gut so.