Freikirchen?
Hallo zusammen, habt ihr auch den Eindruck, dass Mitglieder von Freikirchen sich erhabener/ als die besseren Gläubigen betrachten gegenüber Mitgliedern der Landeskirchen, in welchen viele ihre Prägung erhalten haben.
Für mich stellt es sich so dar dass viele „Freikirchler“ auf die „Landeskirchler“ herabsehen. Für mich gehen viele „Freikirchler“ in Richtung Sekte.
Sehe das nur ich so?? Danke
13 Antworten
Ich war lange in der Charismatischen Erneuerung in der katholischen Kirche, habe aber auch viele Freikirchen besucht (Baptisten, Methodisten, Heilsarmee, Vineyard-Bewegung, Pfingstgemeinden, unabhängige charismatische Gemeinden). Seit mehreren Jahren bin ich evangelisch-lutherisch und besuche eine landeskirchliche Gemeinde mit evangelikalen und charismatischen Elementen.
Mit freikirchlichen Christen habe ich sehr unterschiedliche Erfahrungen gemacht, von sehr positiv bis sehr negativ. Auf alle Fälle darf man die Begriffe Freikirche und "Sekte" (besser: christliche Sondergemeinschaft) nicht synonym verwenden. Das geschieht leider oft in Deutschland (in den USA sieht man das viel lockerer). Man muss aber berücksichtigen, dass es auch eine Grauzone zwischen freikirchlich und christlicher Sondergemeinschaft gibt und sich manche Freikirchen in dieser Grauzone befinden.
Was das Verhältnis der Freikirchlicher zu den (entschiedenen) Christen aus den Großkirchen betrifft, kann man zwei Gruppen unterscheiden: Manche Freikirchler sind davon überzeugt, dass Katholiken, Lutheraner, Reformierte, Anglikaner und Orthodoxe, die sich bekehrt haben, ihre Kirchen verlassen müssen, um freikirchlich zu werden. Andere Freikirchler dagegen halten es für wichtig, dass es auch in den Großkirchen lebendige Christen gibt, die in ihren Kirchen wirken.
Ich muss allerdings gestehen, dass ich sehr viel von freikirchlichen Christen gelernt habe. Interessanterweise meint der evangelische Theologe Jürgen Moltmann (er war Professor für systemtische Theologie in Tübingen), dass die Zukunft der Kirche freikirchlich ist:
Provokant gesagt: Die Zukunft der Kirche ist freikirchlich. Nicht mehr in meiner und der nächsten Generation, aber so wie die Entwicklung läuft, sehe ich, dass die Zukunft der Kirche eine freiere und freiwilligere sein wird.
https://www.jesus.de/nachrichten-themen/theologe-moltmann-die-zukunft-der-kirche-ist-freikirchlich/
Provokant gesagt: Die Zukunft der Kirche ist freikirchlich. Nicht mehr in meiner und der nächsten Generation, aber so wie die Entwicklung läuft, sehe ich, dass die Zukunft der Kirche eine freiere und freiwilligere sein wird.
Diese Entwicklung sehe ich auch so kommen. Ich hoffe nur, daß die liberale Theologie es vermag, sich zu behaupten.
Das Universum der Freikirchen ist groß und unübersichtlich. Es gibt alte etablierte Freikirchen wie Baptisten und Methodisten, die offen für die Ökumene sind. Selbst die Neuapostolische Kirche macht zaghafte Schritte in diese Richtung. Andere Freikirchen wiederum fühlen sich elitär, andere werden neu gegründet und verschwinden schnell wieder. Ich habe in einer Kolummne des Journalisten Andreas Malessa gelesen, daß es in und um die lippische Kleinstadt Lage 15 Freikirchen bzw. freie Gemeinden geben soll, und das zeugt auch ein bißchen von der Zerstrittenheit der Freikirchen untereinander. Kommt es innerhalb einer Gemeinde zum Streit, wird flugs eine neue Gemeinde gegründet.
Was wohl fast alle Freikirchen verbindet, ist die Ablehnung der Universtäts-Theologie.
Aber sie leben auch nicht für alle Zeit auf einer Insel der Seeligen. Bei einigen fehlts am Geld, andere kämpfen mit Nachwuchssorgen bei Pastoren, Gemeinden werden zusammengelegt und es bilden sich neue „Kirchen“. Zum Beispiel aktuell spaltet sich eine auf und entzweit sich an der Frage der Homosexualität in der Kirche.
Sehe das nur ich so??
Nein, auch manche andere, doch das macht es nicht besser.
Musst wohl den Zwiespalt schüren?
Den Eindruck habe ich auch.