Freier Wille vs Determinismus. Welche Argumente gibt es?

2 Antworten

Das wichtigste Argument für die Existenz eines freien Willens ist, dass wir alle in uns das Gefühl verspüren, wir hätten ihn  -  nicht immer, aber doch zumeist. Wir sind es auch gewohnt zu handeln, als hätten Menschen einen freien Willen, indem wir versuchen sie zu erziehen oder auch sie bestrafen.

Das Gegenteil von der Annahme eine freien Willens ist aber nicht der Determinismus. Es gibt verschiedene deterministische Weltbilder, z.B. den theistischen Determinismus (alles ist durch Gott vorherbestimmt) und den mechanistischen Determinismus (alles ist durch eine Ursache vorherbestimmt, die zeitlich vorhergeht). Beide sind überholt, das erste durch den (relativen) Untergang des Religionismus, das zweite spätestens durch die Quantentheorie.

Aber auch die Annahme eine voll und ganz freien Willens ist überholt, spätestens seit Sigmund Freud. Er lehrte: Das Ich ist nicht Herr im eigenen Hause. Vor allem ist die Definition in Frage gestellt, was man eigentlich unter einem "freien Willen" verstehen soll. Habe ich einen freien Willen gehabt, wenn ich etwas entschieden habe zwar ohne äußeren Zwang, aber auch nicht durch bewusstes Nachdenken, sondern gesteuert durch unbewusste innere Vorgänge ? Eher nein. Es ist dies aber nicht die Ausnahme, die nur psychisch gestörte Menschen betrifft, sondern eher die Regel. Es ist uns nur nicht bewusst.

Und selbst wenn ich über eine Entscheidung bewusst und gründlich nachdenke  -  bin ich immer imstande, etwas zu wollen oder nicht zu wollen? 

Wenn ich etwas definitiv nicht kann, dann bin ich das nicht. Wenn es äußere Zwänge sind, die mich daran hindern, es zu können, dann ist die Frage müßig, ob ich es will oder nicht; es ist dann nicht Gegenstand meines Wollens. Was aber, wenn es innere Zwänge sind ? Und jetzt sag bloß nicht, das sei selten. Die Fragen hier bei gutefrage beweisen das Gegenteil.

kitycat 
Fragesteller
 26.03.2017, 15:25

Was meinst du mit die Fragen hier bei gutefrage beweisen das Gegenteil? 

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Ottavio  26.03.2017, 16:10
@kitycat

Ich meine damit, dass ich bei vielen Fragen zum Thema Psychologie und zum Thema Beziehungen damit konfrontiert werde, dass Menschen in Situationen sind, in denen sie inneren Zwängen unterliegen.

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Freier Wille bedeutet zunächst nur, dass man frei ist, etwas Bestimmtes zu wollen. 

Ob man dieses Wollen dann aber auch durchsetzen kann, scheint mir eine ganz andere Frage zu sein.

Und: Wer ist "man" (bzw. "ich")?

Wir glauben, es zu wissen, da wir denken, dass es uns als etwas, das Willen hat, wirklich gibt - doch denken wir da richtig? Wir wissen es nicht, denn auch Wissenschaft kann uns nicht sagen, wie unser Wille entsteht, geschweige denn, ob er frei ist - also nicht durch uns noch unbekannte Mechanismen der Naturgesetze wegen hervorgerufen).

grtgrt  03.04.2017, 18:16

Besser: "... ob er frei ist - also nicht über uns noch unbekannte Mechanismen durch Naturgesetze gesteuert."

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