Erfahrungen Rechtspfleger vs Jura?

5 Antworten

Ich habe zunächst ein paar Gegenfragen.

  1. Welche Fächer gefallen dir beim Industriekaufmann nicht?
  2. Rechtspfleger ist eine duale Ausbildung und dauert 3 Jahre und du bekommst Geld. Aber Vorsicht. Rechtspfleger kennen sich überhaupt keinen blassen schimmer aus mit Recht. Da kenne ich mich um Meilen besser aus als Dipl.-Medienwirt und hatte auch viel Recht. Z.B. Arbeitsrecht, BGB, HGB, Steuerrecht, Urheber- und Medienrecht. Woher ich das weiß dass sie keinen Plan haben, weil ich dort schon war und eine Rechtspflegerin meinte, dass ich beim Arbeitsgericht einen Gerichtskostenvorschuss einbezahlen muss. Ich fragte woher sie das weiß. Antwort: Weil ich Jura studiert habe. Sie wußte nicht einmal die Zuständigkeit des Gerichtes und schickte die ganze Sache an das Amtsgericht.
  3. Also bleibt dir nur eines übrig. Jura zu studieren. Alles andere macht keinen Sinn und ja, es ist nicht unbedingt Zuarbeit was ein Rechtspfleger macht, das macht übrigens eine Sekretärin. Sie nehmen Rechtsanträge auf und tippen nur runter was man sagt und geben Formulare aus. Also teilweise noch weniger als Zuarbeit.

Allerdings ist ein Jurastudium schwierig. Habe ich mir selber auch schon überlegt aber aufgrund der Tatsache dass es doch sehr lange dauert bin ich wieder davon abgekommen. Ich habe auch schon von Leuten gehört die das 1. Staatsexamen bestanden haben und dann im 2. Staatsexamen zweimal durchgefallen sind und dann ist die "Reise" zu Ende und man hat vielleicht schon 6 Jahre studiert und nichts in der Hand.

Positiv ist dass man sehr gut verdient und sich auf 2 Rechtsgebiete konzentrieren kann. Ich würde da sofort Medienrecht wählen weil ich mich ein bisschen auskenne und vielleicht Arbeitsrecht oder Verkehrsrecht. Verkehrsrecht einfach deshalb, weil alles ziemlich klar ist. Obwohl ich Handelsrecht hatte, würde ich das auf keinen fall wählen, weil es sehr umfangreich und schwierig ist. Müsste ich als Betriebswirtschaftler eigentlich gut kennen, tue ich aber nicht. Es ist sehr komplex und verzwickt.

Was auch interessant ist in Richtung Patentanwalt zu gehen.

Alejandro1998 
Fragesteller
 21.03.2020, 23:58

Beim Industriekaufmann gefällt mir vor allem das Fach Gesamtwirtschaftliche Prozesse nicht, welches nur aus Auswendiglernen besteht. Dieses wird aber in der Abschlussprüfung sehr stark gewichtet. Ich kann sehr gut auswendig lernen und habe auch immer gute Noten, aber Spaß machen tut es mir nicht. Was mich am meisten frustriert ist, dass ich teilweise wochenlang einfach mal garnichts zu tun habe und auch wenn ich nach Aufgaben frage, gibt es nichts. Wie soll man sich so ein Bild vom spätere Beruf machen?

Ich kann es nicht ganz einschätzen, inwieweit der Rechtspfleger für mich geeignet ist/wäre. Ich interessiere mich auf jeden Fall sehr stark für Recht und habe eigentlich nur die Option Jura oder Rechtspfleger, wobei Jura natürlich schon ein hohes Risiko hat...

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atlas100  22.03.2020, 00:45
@Alejandro1998

Unter gesamtwirtschaftliche Prozesse kann ich mir jetzt überhaupt nichts vorstellen. Das ist alles und auch nichts. Also im Studium hatte ich Marketing, Vertrieb, Finanzierung oder Logistik je nachdem welches BWL-Studium man macht.

In einem richtigen Studium muss man nicht nur auswendig lernen, man muss es beherrschen. D.h. dass man für eine Media AG ein Marketingkonzept entwerfen muss und eine Vertriebsstrategie erstellen muss z.B. für eine bestimmte Zeitschrift. Du bist dann für den "Spiegel" verantwortlich und machst für eine junge ZG eine zweite Zeitschrift mit einer Auflagengröße von 100.000 Stück und hast ein bestimmtes Budget. Der Hauptverlag befindet sich in Hamburg, die Tochterfirma in Köln. Wie gehst du da vor. Das könnte eine Frage sein.

Zeit 60 Minuten und dann schreibst du ca. 7 Seiten.

Ich hatte einmal eine Aufgabe, da sollte Schneeketten vertrieben werden. Über welche Kanäle vertreiben sie die Schneeketten. Erarbeiten sie ein Marketing-Konzept und begründen sie ihre Vorgehensweise.

Rechtspflege hat sehr wenig mit Recht zu tun. Die haben wirklich keine Ahnung und es ist leider kein Jurastudium. Kannst du knicken und ist stink langweilig und eintönig. Die bearbeiten ja keine Rechtsfälle wie ein Rechtsanwalt, sondern überprüfen z.B. den ganzen Tag nur Kosten. Schauen nach den Abrechnungen. Was hat das mit Jura zu tun? Oder schauen dass die Termine rechtzeitig gelegt werden. Oder nehmen an der Rechtsantragstelle Anträge auf. Da muss man nicht studiert haben, das sind Hilfstätigkeiten. Außer dass man verbeamtet ist, hat dieser Beruf keine Vorteile.

Ich habe selbst auch FH-Reife, würde aber sowas nicht studieren, weil man auch nicht aufsteigen kann.

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Alejandro1998 
Fragesteller
 22.03.2020, 12:13
@atlas100

Wenn ich mir das hier so durchlesen, glaube ich immer mehr ich sollte mich einfach an Jura wagen. Mich interessieren die ganzen wirtschaftlichen Inhalte einfach nur eingeschränkt, für mich sind die Mittel zum Zweck. Ich mache meine Ausbildung aktuelle nur noch, um sie gemacht zu haben. Um eben genau keinen Abbruch auf dem Lebenslauf stehen zu haben. Und um Geld zu verdienen.

Auch ist mir Karriere sehr wichtig, und da würde ich mit Jura natürlich auch an einen Job wie den des Richters oder Staatsanwalts kommen.

Ich möchte eine Tätigkeit haben, welche von Relevanz für die Gesellschaft ist. In der ich mit einem anderen Gefühl in die Arbeit gehe als jetzt, das ist für mich total unerfüllend. Und vor allem eine Tätigkeit, in der ich jeden Tag mit dem Gesetz und der Auslegung von Gesetzen zu tun habe. Dafür brenne ich und zwar auch in meinem Privatleben, ich durfte auch schon mal als Privatperson als Kläger vor Gericht auftreten, all das hat mich extrem fasziniert.

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Theresa3101  20.01.2021, 12:44

Also ich finde es sehr erschreckend, wenn man wegen einer Person, die vielleicht wirklich einfach keine Ahnung hat, solche Rückschlüsse auf den ganzen Beruf zieht. Würdest du dich mal richtig informieren, würdest du schnell rausfinden, dass man als Rechtspfleger eben nicht nur Anträge "runter tippt", die Rechtsantragsstelle ist nämlich selten mit Rechtspflegern besetzt. Absolut unsachlicher und an den Haaren herbei gezogener Beitrag, der von vorne bis hinten nicht stimmt. Und was bedeutet bitte "weil ich dort schon war"? Wo auch immer dieses "dort" ist, wo du eventuelle für 5 Minuten warst, dass bedeutet nicht unbedingt, dass man jetzt plötzlich den totalen Plan von allem und jedem hat😂

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Ich bin Jurist aber Du hast bei Jura maximal eine 7jährige Ausbildung (inklusive Referendariat, wo Du schon etwas verdienst) und 1000 Euro im Monat brauchst Du im Studium auch nicht. Ein Rechtspfleger ist zwar in seiner Berufstätigkleit auch weitgehend selbstständig aber er ist mehr oder weniger Anwender formaler Rechtsvorschriften und hat da kaum Beurteilungsspielraum. Ein Richter, ein Staatsanwalt, ein Rechtsanwalt hat mehr Möglichkeiten, das Recht zu interpretieren und diesbezüglich kreativ zu sein. Ein juristisches Studium ist anspruchsvoll. Deine bisherige Berufsausbildung hat dich darauf in keiner Weise vorbereitet. Im Studium wird abstrakt-logisches Denken auf hohem Niveau verlangt und Du musst über viele Jahre hart arbeiten, um den Lernstoff aufnehmen zu können. Im Gegensatz zu vielen anderen Studiengängen haben Juristen nur dann akzeptable Berufsaussichten, wenn es ihnen gelingt, zumindest im 2. Staatsexamen eine Prädikatsnote zu erreichen (befriedigend). Das schaffen nur gut die Hälfte der bestandenen Bewerber. Bevor Du dich entscheidest, solltest Du dich an einer Uni in juristische Lehrveranstaltungen setzen (ist problemlos möglich) und überlegen. ob dich die fachlichen Erörterungen ausreichen ansprechen und interessieren.

Alejandro1998 
Fragesteller
 22.02.2020, 22:35

Ich dachte bei Jura sind 10 Semester á 5 Jahre Regelstudienzeit.. aber das heißt doch nicht, dass man nicht auch länger studieren kann? Naja, wenn ich sehe was ich aktuell für eine Miete in einer Unistadt für eine 20 qm Meter Wohnung ausgeben, da kommt man mit allen Kosten schon auf 1000 Euro und da ist nicht viel schnickschnack mit drinnen

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VirageXO  24.02.2020, 16:45
Du hast bei Jura maximal eine 7jährige Ausbildung

Das sehe ich ziemlich anders.

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atlas100  22.03.2020, 00:17

Meine Sicht der Dinge: Rechtspfleger kennen sich überhaupt keinen blassen schimmer aus mit Recht. Da kenne ich mich als Dipl.-Medienwirt um Meilen besser aus. Ich hatte auch Arbeitsrecht, BGB, HGB, Steuerrecht, Urheber- und Medienrecht. Woher ich das weiß, dass Rechtspfleger keinen Plan haben, weil ich dort schon war und eine Rechtspflegerin meinte, dass ich beim Arbeitsgericht einen Gerichtskostenvorschuss einbezahlen muss. Ich fragte woher sie das weiß. Antwort: Weil ich Jura studiert habe. Sie wußte nicht einmal die Zuständigkeit des Gerichtes und schickte die ganze Sache an das Amtsgericht. Dann musste ich Vorschuss bezahlen und es musste wieder an das Arbeitsgericht geschickt werden.

Soviel zum Rechtspfleger. Meine Meinung zum Jurastudium:

Man muss sich spezialisieren was auch gut ist. Ich könnte mir Arbeitsrecht, Medien- und Urheberrecht vorstellen oder aber auch Verkehrsrecht. Schwierig fand ich im Studium Handelsrecht. Das würde ich auf keinen Fall wählen, wenn ich Jura studieren würde. Eher noch in Richtung Patentrecht - finde ich auch interessant.

Insgesamt dauert es aber lange und dann kommt ein schweres 2. Staatsexamen und wenn man das vergeigt nach 7 Jahren steht man vor dam AUS. Dieses abstrakte Denken habe ich bei den Klausuren im Handelsrecht erfahren und es liegt mir überhaupt nicht, obwohl ich ein gutes Rechtsverständnis habe und auch schon ca. ein Dutzend Klagen ohne Anwalt gewonnen habe. Aber da musste ich nur eine Klage begründen und es ist viel einfacher als eine Klausur. Egal ob es im Mietrecht war, Wohnungseigentumsrecht, Arbeitsrecht oder Verkehrsrecht. Ohne Anwalt habe ich noch keine Verhandlung verloren, mit Anwalt kamen ab und zu nur Vergleiche heraus.

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Zunächst einmal ist da die Frage, ob Du Abi hast. Wenn nicht, müsstest Du dieses evtl. erst noch nachholen.

Und dann bitte ich Dich inständig, den richtigen Beruf für Dich zu finden. Mittels dieses Tests:

https://www.arbeitsagentur.de/bildung/ausbildung/welche-berufe-passen

Vielleicht kommt ja "Anwalt" bei raus - oder Richter. Aber ich würde mir den - an Deiner Stelle - auf jeden Fall geben!

Alejandro1998 
Fragesteller
 22.02.2020, 21:51

Habe Fachabi, was ja in einigen Bundesländern zum Jurastudium berechtigt. Das hängt vom Landesrecht ab

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atlas100  22.03.2020, 00:20

Diese Arbeitsagentur Tests kannst du getrost vergessen. Die sagen überhaupt nichts aus. Man muss bei den Rechtsklausuren sehr abstrakt denken und das beziehen die Testfragen nicht mit ein. Das ist das Problem.

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AriZona04  22.03.2020, 09:18
@atlas100

Und ich finde diesen Test super klasse! Tja, so kann es gehen. Sicherlich kann man alles verteufeln - wie viel es einem selbst bringt, ist eine andere Frage.

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dass ich nur dem Zuarbeiter von den Richtern und Staatsanwälten sein werde.

Ein Rechtspfleger ist kein Zuarbeiter, sondern entscheidet selbstständig ohne Weisungsbefugnis von Richtern. Bei der Staatsanwaltschaft sieht es anders aus, da ist jeder weisungsgebunden. Das gilt auch für Staatsanwälte. Allerdings sind die Rechtspfleger dort meist in der Strafvollstreckung tätig und arbeiten auch dort selbstständig. Allgemein gibt es kaum Spannungspotential zwischen Richtern und Rechtspflegern, da jeder seinen eigenen Aufgabenbereich hat.

Die Entscheidung zwischen dem regulären Jurastudium und Rechtspflegestudium ist schwer. Alles hat seine Vor- und Nachteile. Das Jurastudium mit Referendariat geht natürlich deutlich länger und während dieser Zeit muss man auch finanziell etwas zurücktreten. Schließt man es nur mittelmäßig ab, muss man unter Umständen auch um einen Arbeitsplatz kämpfen. Dann kann die Bezahlung auch nicht so rosig aussehen. Des Weiteren muss man sich klar machen, dass nur ein sehr geringer Anteil der Absolventen Richter oder Staatsanwalt wird, sofern das der Berufswunsch ist. Die meisten werden Rechtsanwälte oder sonstige angestellte Juristen.

Beim Rechtspflegestudium ist die Zukunft deutlich planbarer. Es geht kürzer (ist aber auch nicht einfach), man erhält während des Studiums eine Bezahlung, mit der man überleben kann, weiß, welche Tätigkeitsbereiche einem nach dem Studium erwarten und wird Beamter, wenn man beim Staat bleibt. Die Bezahlung hängt auch vom Bundesland ab, ist am Anfang ganz okay und nach ein paar Jahren sogar vergleichsweise gut. Aufstiegsmöglichkeiten gibt es schon, aber dazu muss man gut sein. Aber auch das hängt ein wenig vom jeweiligen Bundesland ab. Das Studium ist deutlich praxisorientierter als das Jurastudium, von dem man 3/4 später nicht mehr benötigt.

Ich würde also sagen: Wenn man das Risiko und den enormen Stress nicht scheut, kein Problem damit hat später wahrscheinlich als Rechtsanwalt oder angestellter Jurist zu arbeiten und viele Jahre als armer Student auskommen kann, dann sollte man Jura studieren. Will man es eher sicherer und planbarer haben (gerade auch was die Familienplanung betrifft), nimmt man dafür ein ggf. etwas geringeres Gehalt in Kauf, setzt man viel Wert auf einen Beamtenstatus und mag eher praxisorientierte Studiengänge, dann sollte man Rechtspfleger werden.

atlas100  22.03.2020, 00:03

Dann darf ich dir einmal eines sagen.

Rechtspfleger kennen sich überhaupt nicht aus. Rechtspfleger ist eine duale Ausbildung und dauert 3 Jahre und du bekommst Geld. Aber Vorsicht. Rechtspfleger kennen sich überhaupt keinen blassen schimmer aus mit Recht. Da kenne ich mich um Meilen besser aus als Dipl.-Medienwirt und hatte auch viel Recht. Z.B. Arbeitsrecht, BGB, HGB, Steuerrecht, Urheber- und Medienrecht. Woher ich das weiß dass sie keinen Plan haben, weil ich dort schon war und eine Rechtspflegerin meinte, dass ich beim Arbeitsgericht einen Gerichtskostenvorschuss einbezahlen muss. Ich fragte woher sie das weiß. Antwort: Weil ich Jura studiert habe. Sie wußte nicht einmal die Zuständigkeit des Gerichtes und schickte die ganze Sache an das Amtsgericht.

Soviel zum Rechtspfleger. Was bringt es dir wenn er praktischer ausgerichtet ist aber keinen blassen schimmer von Jura hat? Meine Meinung zum Jurastudium:

Man muss sich spezialisieren was auch gut ist. Ich könnte mir Arbeitsrecht, Medien- und Urheberrecht vorstellen oder aber auch Verkehrsrecht. Schwierig fand ich im Studium Handelsrecht. Das würde ich auf keinen Falls wählen, wenn ich es studieren würde. Eher noch in Richtung Patentrecht - finde ich auch interessant.

Insgesamt dauert es aber lange und dann kommt ein schweres 2. Staatsexamen und wenn man das vergeigt nach 7 Jahren steht man vor dam AUS.

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Hast du denn die erforderliche allgemeine Hochschulreife? Ansonsten stellt sich doch die Frage gar nicht.

Alejandro1998 
Fragesteller
 24.02.2020, 16:38

die normale Fachhochschulreife... in einigen Bundesländern berechtigt diese aber nach Landesrecht auch zum Jurastudium an einer Uni. In Bayern ist diese natürlich nicht der Fall

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