Eine Beziehung voller Liebe geht auseinander oder brauchen wir einfach Zeit und Raum?
Hallo,
Ich war in einer 1,5 Jahre langen Fernbeziehung, die von Höhen und Tiefen geprägt war. Es war eine wunderbare, liebevolle und respektvolle Beziehung, aber ich litt unter großer Verlustangst und war in einer sehr unstabilen Lebensphase. Die Fernbeziehung war daher besonders schwierig für mich.
Anfang des Jahres schlug ich vor, dass wir zusammenziehen oder zumindest in die Nähe zueinander ziehen sollten. Das setzte ihn unter Stress, da er meinte, er wolle nicht die Verantwortung dafür übernehmen, ob ich in einem neuen Land glücklich wäre, und dass es ohnehin zu früh dafür sei. Im Frühling verbrachten wir einen Monat in Argentinien und hatten eine wunderschöne Zeit. Danach war er offener für den nächsten Schritt. Allerdings hatte ich bereits einen neuen Job in meinem jetzigen Land angenommen, und wir einigten uns darauf, in einem Jahr erneut zu schauen, ob wir zusammenziehen können.
Leider kam ich mit dem Neustart nicht zurecht: neuer Job, neue Branche, neue Stadt, alleine in einer Wohnung. Während er den Sommer genoss, war ich von Unsicherheit und der Angst, dass er ohne mich mehr Spaß hat und mich verlässt, überwältigt. Diese Ängste führten dazu, dass ich oft überreagierte, weinte und frustriert war.
Als er mich dann für zwei Wochen besuchte, hatten wir eine schöne Zeit zusammen, bis es wieder eskalierte. Meine Verlustängste wurden so stark, dass ich in einem Wutanfall mein Handy gegen die Wand warf und ein Regal umstieß, wobei fast sein Laptop kaputtging. Er sagte, dass er das nicht mitmachen könne, dass ich eine Grenze überschritten habe, und verließ daraufhin die Wohnung. Er wollte sich eine Bleibe für die nächsten Nächte suchen und dann abfliegen.
Später am Abend liefen wir uns zufällig über den Weg, und er sagte erneut, dass er mein Verhalten nicht verstehe und es nicht akzeptieren könne. Am nächsten Tag, als ich ihm den Laptop meiner Mutter brachte, war er weiterhin emotional und sauer. Ich erklärte ihm meine Situation und wie schwer die Fernbeziehung für mich war. Er erzählte mir dann, dass seine Chefs ihn gefragt hätten, wie er sich Homeoffice vorstelle, und dass er sich auch gefragt habe, wie es wäre, in meiner Gesellschaft zu leben.
Trotz eines entspannten Tages am Wasser sagte er schließlich, dass er nicht mit jemandem zusammen sein könne, der so launisch ist und sich nicht unter Kontrolle hat. Er meinte, dass es unerträglich wäre, wenn ich schwanger wäre, und dass er Angst hätte, was passieren könnte, wenn ich einmal auf ihn losgehen würde. Er denkt, dass dieses Verhalten mein Charakter ist und dass es so bleiben wird. Er sagte auch, dass er sich sehr schade finde, weil er sich bei mir immer wohlgefühlt habe und mich sehr liebt, auf eine ehrliche Weise, ohne blind vor Liebe zu sein.
Ich versuchte, ihm zu zeigen, dass ich mich verbessern möchte, aber er meinte, dass das einfach mein Charakter sei. Wir weinten zusammen, und ich sagte, dass ich nicht aufgeben werde und mich bessern möchte. Ich fragte, ob ich mich melden könne, wenn es mir besser geht, und er sagte ja.
In der Nacht schrieb er mir noch, dass er einen extremen Schmerz empfindet. Ich wünschte ihm eine gute Heimreise und dachte, das wäre das Ende. Aber jetzt schreibt er mir weiterhin, erzählt von seiner Zwischenlandung und was er vorhat.
Ich bin völlig perplex. Ich verstehe seine Gefühle, aber ich weiß, dass ich nicht so bin, und ich muss erst heilen. Aber dass er mich trotz aller Liebe so aufgibt, kann ich kaum glauben. Oder handelt er aus den Emotionen heraus, und es ist noch zu früh, um zu sagen, dass es wirklich das Ende ist?
3 Antworten
dass er mich trotz aller Liebe so aufgibt
Er würde dich aus guten Gründen aufgeben, dieser Vorfall war wahrscheinlich nur der Tropfen der das Fass zum Überlaufen brachte. Manchmal ist es besser eine Beziehung zu beenden, egal wie sehr man die Person liebt.
Du solltest dringend etwas gegen deine Ängste tun, ansonsten würde jede Beziehung darunter leiden. Wenn du zB eine Therapie machen würdest hättet ihr vielleicht noch eine Chance. Einfach zu sagen "ich will mich ändern" ist zu wenig und ich glaube auch nicht, dass du das alleine schaffst.
Hallo,
ich denke nicht, dass Ihr Zeit und Raum braucht.
Ich denke, Ihr operiert mehr auf einer Illusion. Durch die Entfernung entsteht ein ständiges Gefühl von Vermissen, und auch das erzeugt auf eine gewisse Art Verbundenheit und Nähe. Aber wirklich kennen tut Ihr Euch nicht, insbesondere nicht im Alltag.
Den zweiten Punkt, den ich bedenklich finde, ist sein Verhalten. Unabhängig von Deinem Ausraster (das war nicht cool, aber das weißt Du selbst), scheint er ja nicht besonders erpicht darauf, wirklich etwas an der Situation ändern zu wollen. Für ihn scheint die Fernbeziehung ja ganz gut zu funktionieren. Ab und zu seht Ihr Euch, aber jeder hat seinen eigenen Bereich, er braucht keine Verantwortung zu übernehmen und kann ansonsten machen, was er will.
Und jetzt, wo er einmal eine schlechte Seite von Dir entdeckte (krass oder nicht), ist sofort Schluss, und er ist weg. Daher meine Einschätzung, dass Ihr mehr auf einer Illusion von Euch operiert als tatsächlich auf der Realität.
Ich sehe ehrlich gesagt für Euch schwarz, auch, dadurch, dass der Zustand sich schon ewig lange so hinzieht, ohne dass eine tatsächliche Änderung in naher Zukunft absehbar ist.
Viele Grüße!
Es klingt so,als würde er mit dem Kopf entscheiden und genaugenommen kann ich gut nachvollziehen,was er sagt.Nach Argentinien auswandern macht man nicht einfach so.Das will gut überlegt sein.
Er liebt dich,aber er sieht genau,wo das hinführen würde,wenn er deine Ausraster tolerieren würde.
"...und mich sehr liebt, auf eine ehrliche Weise, ohne blind vor Liebe zu sein."
Ich würde das Problem in deiner Eifersucht und Unsicherheit sehen.Ob dir eine Therapie helfen würde,kann ich nicht sagen.Vielleicht.Mindestens mußt du aber lernen,mit Dingen klar zu kommen,bzw. sie auszuschalten,die dir nicht gut tun und dich ausrasten lassen.