Deutsches Schulsystem in 10,20,30 Jahren?
Hallo
mich interessiert es, wie unser aktuelles Schulsystem in der Zukunft aussehen wird?
Unser Schulsystem kriegt ja zurzeit ziemlich viel Kritik ab. Wie wird sich des Schulsystem in den nächsten Jahren ändern? Werden manche Fächer entfernt und durch andere ersetzt oder wie kann ich es mir vorstellen?
Ich würde mich über informative Antworten freuen :)
2 Antworten
Der Leidensdruck, die ständig schneller abfallende Effektivität des westeuropäischen Schulsystems betreffend (und die Einsicht, durch deutlich zu unüberlegte Reformen etwas falsch gemacht zu haben), sind noch lange nicht groß genug, um erwarten zu können, dass sich schon in den nächsten 3 Jahrzehnten etwas ändert.
Es wird also zunächst mal noch viel schlimmer kommen.
Betroffen ist ganz Westeuropa, also keineswegs nur Deutschland.
Schlimmer als uns Deutsche scheint es die Schweiz zu treffen. Wie deren Lehrer selbst sagen, kann inzwischen schon jeder fünfte Volksschulabgänger nicht mehr richtig lesen und schreiben. Auch der Lehrermangel steigt in der Schweiz schneller als bei uns, da mindestens die Klassenlehrer mit ständig mehr Verwaltungsarbeit belastet werden, so dass sie kaum noch Zeit haben, ihre Schüler zu unterrichten:
Dass die flächenweite Einführung von Frühfranzösisch komplett zum Desaster wurde, man jetzt also vor einem Scherbenhaufen steht, scheinen sogar die verantwortlichen Bildungspolitiker inzwischen einzusehen. Noch lange nicht einsehen wird man, dass auch das Ersetzen des klassischen Frontalunterrichts durch fast ausschließlich sog. "kompetenz-orientierten" Unterricht einfach nur kontraproduktiv ist:
Schweiz : Schule : Lehrplan 21 – Wie er Lehrern das Leben schwer macht.
... womit sich zeigt, dass selbstorganisiertes Lernen viele Schüler überfordert.
Die Mehrzahl der so übereifrigen Bildungsreformer scheint daran nicht zu denken.
Die haben ja auch nicht unbedingt den engsten Praxisbezug...
So ist es. Aber warum gibt man ihnen dann derart viel Macht, sinnlos umzukrempeln und zu verdammen, was sich bewährt hat: Guten Frontalunterricht, der deutlich weniger Schüler überfordert?
Weil Pädagogik ja auf jeden Fall innovativ sein will! Interessant in diesem Zusammenhang finde ich auch, dass Lernvideos von youtubern hochgelobt werden, wobei man als Lehrer mit diesem Unterrichtsstil vom Hof gejagt wird.
Aktuell habe ich eher den Eindruck, dass sich das Schulsystem verschlimmbessert - statt "antiquierter" Tafel samt Kreide (hey, wer nie eine Schwammschlacht in der Klasse gemacht hat, war nicht in der Schule) müssen es jetzt moderne Whiteboards sein (fressen halt nur Energie), bei den notwendigen Korrekturen der Inhalte sehe ich noch keine Veränderungsbereitschaft; noch immer gilt viel zu oft, dass man für die Schule und nicht für das Leben lernt, obgleich es umgekehrt sein sollte, wird das Gymnasium als voruniversitäre Lernstufe missverstanden und -behandelt, besonders bitte stößt mir auf, dass man noch immer zwei verbindliche Fremdsprachen braucht, um das Abitur erlangen zu könnenm, obgleich unterdessen Englisch eine unbestreitbare Dominanz erlangt hat, dafür wird in den Fremdsprachen aber Literatur gelesen (macht man im Deutschunterricht ja bekanntlich gar nicht) anstatt die Sprache mal alltagstauglich zu vermitteln ...
Danke für deinen Kommentar.
Das in Deutsch Literatur gelesen wird, kann ich nur zustimmen. Ich bin selber zwar noch Schüler, sogar ich mache noch ziemlich viele Rechtschreibfehler. Und ich wette, ich bin nicht der einzige damit. Ich merke einfach (an den verschiedenen Noten in Schulaufgaben), dass ziemlich viele Schüler es einfach schwer haben ohne Fehler zu schreiben, da diese einfach passieren.
Statt diese besser zu verinnerlichen, werden uns Literatur Bücher vor die Nase gedrückt und uns wird gesagt, dass wir 50 Seiten bis nächste Woche Lesen sollen um nur danach ein Aufsatz darüber zu schreiben, wo dann wieder mal zig Rechtschreibfehler bei den Schülern auftreten. Wenn es keine Fehler gäbe, dann hätte ja jeder eine 1 mit Sternchen bekommen, oder? :)
Ich finde, man sollte erstmal die Basics gut können um dann gute Aufsätze zu schreiben. Und wenn dann anschließend sich die Lehrer auch noch darüber beschweren, warum die Schulaufgabe so schlecht ausfiel, weil eben viele Rechtschreibfehler gemacht werden, dann Frage ich mich einfach wo wir gelandet sind.
Wobei Du meine Ironie nicht erkannt hast:
Insbesondere in Fremdsprachen finde ich es wichtig, die Sprache alltagstauglich zu beherrschen, da ist Literatur nachrangig. Als ich das erste Mal in einem Vorortzug in London saß und die Durchsage lautete "... calling at" gefolgt von den Stationsnamen habe ich doch gestutzt (natürlich habe ich das logisch auflösen können, komisch war es aber doch), genau so, wie ich schon des Öfteren bei Besuch aus England lieber gewusst hätte, was Kuchengabel, Tortenheber oder Luftpumpe auf Englisch heißt.
Zum Teil stimme ich dir zu. Allerdings war das Gymnasium ja eigentlich dafür geplant, auf das Studium vorzubereiten. Dass heute fast jeder mit aller Gewalt ein Abitur erreichen möchte, auch wenn er gar niicht studieren will, dazu kann diese Schulform eigentlich nichts.
Eben: Vorzubereiten. Es soll die allgemeine Hochschulreife herstellen, aber nicht Hochschulinhalte vorwegnehmen - genau das passiert heute aber in einigen Fächern. Wobei wir natürlich bei den Hochschulen weiter machen könnten - was dort teilweise prüfungsrelevanter Lehrstoff ist, hat mit Dingen, die man im Beruf nachher können muss, oft erfrischend nichts zu tun; hausgemachter Fachkräftemangel.
Zumindest für Mathematik kann ich sagen, dass das Niveau während meiner Unterrichtstätigkeit deutlich abgenommen hat und sich die Inhalten auf den Gebrauch technischer Hilfsmittel verschoben haben,
Mal ganz ehrlich: Wir haben, was sinnvoll wäre, nie Zinseszinsrechnung gelernt, dreidimensionale Vektorrechnung habe ich aber nie wieder gebraucht - trotz 25 Jahren in allen möglichen Funktionen (auch verantwortlicher Art) in der operativen IT.
Kann ich nicht bestätigen. Zinsrechnung ist absolut verbindlich, in mehreren Klassenstufen (in Unterstufe als Brüche mit Hundertsteln, dann in der Mittelstufe und auch bei exponentiellem Wachstum in der Oberstufe)
Vektorrechnung ist sicher im späteren Leben nicht existentiell, schult aber das räumliche Anschauungsvermögen.
Vielleicht war die verbindlich, wir haben sie dennoch nie gehabt ...
Danke! Du hast noch vergessen, dass die Schüler ihre Aufgaben alle bei Gute Frage einstellen, da sie mit google und chatbot überfordert sind.