Denkt ihr, wir haben einen freien Willen?

12 Antworten

Es gibt da ein, wie ich finde sehr kluges, Zitat von Arthur Schopenhauer: Der Mensch kann zwar tun, was er will, aber nicht wollen, was er will.

Beispiel: Du sitzt am Sofa und liest ein Buch. Plötzlich bekommst du Lust auf Schokolade. Du kannst dir jetzt aussuchen, ob du aufstehst und welche aus dem Schrank holst oder ob du sitzen bleibst. Also ob du nach dem Drang handelst. Du kannst aber nicht bestimmen, ob und wann du Lust auf Schokolade bekommst. Ebensowenig kannst du der Lust befehlen, wieder zu verschwinden. Viel wahrscheinlicher ist es, dass du es dir durch vorbewusste Rationalisierung schön redest und damit so tust, als hättest du dir den Drang selbst ausgesucht: "Gute Idee, jetzt etwas zu essen! Ich habe heute eh noch zu wenige Kalorien für mein Training."

Das meinste Sigmund Freud mit Das Ich ist nicht Herr im eigenen Haus.

Selbstverständlich hat der Mensch einen freien Willen, wäre es anders, sähen wir anders aus, müssten ohne Sprache auskommen und bewegten wir uns immer noch in der Wildnis ... Der freie Wille hat uns zu dem gemacht, was wir heute sind.

Der "freie Wille" ist eine Begrifflichkeit aus unseren Bewusstseinsinhalten, und die sind bestimmt durch die Wahrnehmung der objektiven Realität, in der wir uns zurechtfinden müssen, wenn wir gut leben wollen. Nicht unser Hirn bestimmt, was wir denken, nein, unser ewig fließender innerer Monolog (Denken& Imaginieren) bestimmt das bzw. die durch das Leben im Langzeitgedächtnis akkumulierten Wahrnehmungsergebnisse, Informationen, kurz: unser Wissen von uns, den anderen und der Welt.

Klar, wir sind auch durch die physikalischen, chemischen, biologischen und gesellschaftlichen Verhältnisse determiniert, aber niemals so, dass uns irgendwelche Quantensprünge ( - diese Energieveränderungen, die damit gemeint sind, sind absolut unerheblich für die tatsächlichen für das Bewusstsein verantwortlichen Energien - ) in unserem Körper gefährlich werden könnten. Wir besitzen volle Entscheidungsfreiheit und werden nach einer Entscheidung auch dafür verantwortlich gemacht.

Der freie Wille wird von den allermeisten (Philosophen inbegriffen) im gesellschaftlichen Sinne verstanden. Da gibt es natürlich alle möglichen Regeln, Bedürfnisse und Prägungen, die unseren Willen bestimmen. Das ist nicht gar so sensationell, sonst würden wir schließlich nur in irgendeiner Pfütze vor uns hinlallen.

Interessant wird die Frage erst, wenn man das physikalische Prinzip von Ursache und Wirkung (Determinismus) auf unsere Entscheidungen übertragen will. Viele machen das allen Ernstes, aus Treue zu ihrem Schulwissen. Wenn du jetzt kurz den Finger anhebst, ist das aber offensichtlich nicht das Ergebnis einer Wechselwirkungskaskade auf Teilchenebene, die man möglichst noch vom Urknall aus vorausberechnen könnte (wenn man den Überblick hätte).

Das geht schon deshalb nicht, weil im Quantenbereich nur Wahrscheinlichkeitsaussagen möglich sind. Das erklärt das Phänomen freier Bewegungsentscheidungen aber nicht. Die Kanalisierung von Nervenimpulsen im Gehirn, die einer bewussten Muskelbewegung vorausgeht, kommt (anders als Reiz-Reaktions-Ketten) physikalisch aus dem Nichts, ebenso unser ganzes Handeln, mit dem wir physikalische Prozesse lenken.

Das ist naturwissenschaftlich eigentlich absolut "verboten", allerdings zugleich Grundlage jeden Strafrechts. Gut, dass es kaum jemandem auffällt.

Ich denke, dass wir keinen haben. Die Prozesse im Gehirn basieren alle auf physikalischen und chemischen Prozessen. Dementsprechend geht jeder "Entscheidung", die wir treffen, ein wissenschaftlicher Prozess voraus.

Woher ich das weiß:Hobby – Der menschliche Geist ist faszinierend.
FitzMullenbeck8 
Fragesteller
 31.01.2024, 12:17

Wie? Ist also alles determiniert?

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JoshuasFragende  31.01.2024, 12:21
@FitzMullenbeck8

Nicht unbedingt alles. Quantenobjekte (zum Beispiel Elektronen) sind unbestimmt. Das heißt, man kann das Verhalten dieser Objekte wissenschaftlich nicht vollständig voraussagen kann. Man weiß zwar, dass diese Objekte bestimmte Eigenschaften haben, aber für den Aufenthaltsort kann man immer nur Wahrscheinlichkeiten angeben. Es gibt also durchaus einen nicht-deterministischen Aspekt im Universum. Allerdings hat dieser nichts mit dem freien Willen zu tun. Der freie Wille sagt ja nur aus, ob wir Entscheidungen treffen können, die nicht fremdbestimmt sind. Und das ist ja selbst dann nicht der Fall, wenn unsere Entscheidungen durch zufällige physikalische Prozesse gesteuert werden.

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Grundsätzlich hat der Mensch einen freien Willen, selbst, wenn wir nur zwischen zwei Übeln wählen können. Der freie Wille wird aber durch Pflichten und Regeln behindert. Logisch, wer verpflichtet ist, ist nicht frei und wenn es verboten ist, ist man auch eingeschränkt. Die Frage ist eigentlich, wie viel freier Wille bleibt uns heutzutage noch übrig?