Debatte: Fächer Gesunde Ernährung und Werteerziehung in der Schule?

3 Antworten

Mein erster Gedanke ist der, ob sich damit die Eltern endgültig aus der Verantwortung in der Erziehung stehlen wollen.

Wenn ich mir die Welt heute ansehe, scheint es in der Tat so, als würden die Werte ganz stark den Bach runter gehen. Was einerseits für ein "pro" stehen würde.

Andererseits finde ich aber, dass unsere moderne Gesellschaft sich doch gerade dadurch auszeichnen kann, dass jeder seine Werte und Maßstäbe selbst wählen kann, solange sie nicht in ein Gegeneinander münden. Wenn die Schule anfangen würde, allgemeine Werte zu vermitteln, würden garantiert manche Eltern Sturm dagegen laufen. Es gibt ja teilweise schon Eltern, die dagegen sind, dass den Kindern was über die Evolution erzählt wird.

Ähnlich sehe ich es bei der Ernährung. Kinder sind doch bis zu einem Alter von 6-8 Jahren, bevor sie in der Schule etwas darüber lernen können, schon ziemlich vom Elternhaus geprägt, was die Ernährung betrifft, und habe ihren eigenen Geschmack. Auch hier finde ich, man darf es den Menschen durchaus selbst überlassen, ob sie sich vegan oder vegetarisch ernähren oder keins von beidem.

Zudem scheint mir heute bei vielen Menschen, die sich besonders um eine sogenannte gesunde Ernährung bemühen, am Ende ein sehr anstrengendes Leben heraus zu kommen, bei dem die Ernährung zu einem reinen Krampf wird. Man braucht sich dazu nur manche Fragen hier anzuschauen. Da wimmelt es doch nur von selbsternannten Ernährungswissenschaftlern und Kalorienzählern. Die Hersteller von entsprechenden Produkten freuen sich auf jeden Fall. Ich wüsste nicht, wie die Schule da ein gesundes Mittelmaß finden wollte, was man den Kindern als gesunde Ernährung beibringt.

Wenn man dagegen kommentarlos hinnimmt, dass weiter geraucht wird oder Alkohol im Übermaß getrunken wird, finde ich, man sollte lieber hier mal aufklären.

Pro:

Man lese sich die Fragen vieler junger User zu diesen Themen bei GF und ähnlichen Plattformen durch. Je geringer das Wissen, desto größer der Glaube an das, was man irgendwo hört/ liest/ "erlebt".

Das Schlimme daran ist: diejenigen, die sich die größte Mühe geben, auch schwierige und desinteressierte Jugendliche zu erreichen, sind nicht Eltern oder Lehrer, sondern Fanatiker aller "Glaubensrichtungen". (Dazu zähle ich auch Parteien, Kampf-Veganer, Pro Ana, militante Tierschützer usw.)

In der Schule können gerade Kinder aus schwierigen Familien freier diskutieren als zuhause. Außerdem verhindern "Spielregeln", dass immer der lauteste oder stärkste "gewinnt".

Eltern können durch den Lehrplan gezwungen werden, ihre Kinder auch andere Meinungen hören zu lassen.

Antworten werden von Menschen gegeben, die sich "wissenschaftlich" mit den Themen beschäftigt haben, nicht von "Gläubigen" oder selbsternannten "Propheten".

Kinder, die zuhause Probleme in diesen Bereichen haben, können Vertrauen zu Lehrern fassen und Informationen erhalten, wie sie damit umgehen können.

Contra:

Lehrer/ Lehrpläne/charismatische Mitschüler können Kinder beeinflussen.

Es kann zu Streitigkeiten kommen, sowohl unter Schülern, die verschiedener Meinug sind, als auch in den Familien.

Auch Lehrer sind nicht immer gut informiert, und Wertedebatten sind gerade bei aktuellen Themen schwer bis unmöglich zu führen.

Frontalunterricht und festgeschriebene Lehrsätze, die in Klausuren abgefragt werden, entwerten jedes noch so wichtige Thema.

Es ist sehr schwierig, Inhalte glaubhaft zu vermitteln, wenn viele Fragen unbeantwortet bleiben müssen. (Darf man Tiere essen? Oder Raffinerie-Zucker? Ist eine Obergrenze für Flüchtlinge richtig? Sollte man Religionen verbieten, die dem Grundgesetz widersprechen?...)

=> Meiner Meinung nach sollten die Themen angesprochen werden, aber nicht im Sinne eines Schulfachs, sondern als "Zusatzprogramm", im Rahmen von Projektwochen o.ä.

=> Statt "der gesunden Ernährung" oder "den richtigen Werten" sollten Grundlagen vermittelt werden, die den Schülern helfen, ihren eigenen Weg zu finden, "Altes" zu hinterfragen und "Neues" zu überprüfen.

=> Statt dem erhobenen Zeigefinger sollten Lehrer und Schulleitung ein offenes Ohr haben und versuchen, "große" Konflikte im Kleinen (= an ihrer Schule) zu lösen.

Sowohl gesunde Ernährung als auch Werte sind immer Kompromisse - das zu vermitteln sollte Ziel und Zweck eines solchen Unterrichts sein.

Pro:

  • Viele Kinder haben heute keine Ahnung von gesunder Ernährung, ebenso wenig wie die Eltern

Contra:

  • Der Religions/Ethik Unterricht ist im Prinzip schon Werteerziehung, dafür braucht man kein eigenes Fach
  • Für gesundes Essen sind die Eltern zuständig, die Schule kann nicht den Eltern alles abnehmen, und sollte das auch nicht.
  • Werteerziehung kann leicht von der Meinung des Lehrers beeinflusst werden, was nicht passieren darf (auch rechtlich nicht).
PeterSchu  06.03.2018, 22:17

"Viele Kinder haben heute keine Ahnung von gesunder Ernährung, ebenso wenig wie die Eltern."

Da geb ich dir vollkommen Recht. Aber wenn die Schule dann versucht, den Eltern reinzureden, kannst du darauf wetten, dass sie dagegen Sturm laufen werden. Auch wenn es noch so vernünftig sein mag, was die Schule erzählt.

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Seraphiel0  07.03.2018, 13:21
@PeterSchu

Deshalb auch mein Kontraargument, das die Eltern eigentlich dafür zuständig sind, die Kinder gesund zu ernähren.

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