Brauche Hilfe: Freund ist zu unterwürfig, was tun?
Hi ihr Lieben,
sorry der Text ist etwas länger.
ich bräuchte mal einen Rat von euch. Mein Freund und ich sind jetzt 1,5 Jahre zusammen und ich habe nach der Verliebtheits-Phase gemerkt, dass da irgendwas nicht stimmt. Er scheint ein sehr geringes Selbstwertgefühl zu haben und traut sich nie seine Meinung zu sagen. Er ist ein "Ja- Sager", total unterwürfig und hängt auch noch sehr an seiner Mutter. (Was wahrscheinlich die Ursache des Ganzen ist)
Er hat einfach kein Rückgrat seine Meinung zu sagen, "Nein" zu sagen- auch seiner Mutter gegenüber nicht- was mich auch sehr stört. Er will mir immer alles recht machen, sagt was ich hören will - ich habe gemerkt dass ich das mittlerweile extrem unattraktiv finde und würde ihm das gerne auch mal mitteilen.
Über das Problem mit seiner Mutter haben wir schon gesprochen und er meinte er möchte unabhängig werden, ausziehen (es ist 28 Jahre alt), sogar eine Therapie anfangen, da diese Mutter eine Narzisstin und Helikopter Mutter ist und ihn extrem negativ in seiner Entwicklung beeinflusst hat.
Was das betrifft habe ich Verständnis und würde ihm gerne helfen, ABER:
Er hat sich bis jetzt weder um eine eigene Wohnung gekümmert noch um einen Therapeuten/eine Therapeutin. Er ist (allgemein) sehr passiv.
Er überflutet mich mit total übertriebenen Komplimenten und Namen, was mich total abturnt und möchte immer Bestätigung. Ständig schickt er mich Selfies auf WhatsApp als ob er Angst hätte ich könnte vergessen wie er aussieht.
Wenn wir zusammen sind sucht er auch übermäßig viel Körperkontakt und sagt mir ständig wie schön ich bin und ich wäre die "tollste Frau der Welt".
Das wirkt alles so künstlich, übertrieben und unecht. Ich komme damit nicht mehr klar.
Mir wird das alles zu viel und wünsche mir einen Mann der Rückgrat hat, seine Meinung sagen kann, zu mir und zu anderen, der seine Bedürfnisse äußert aber nicht total bedürftig und klammernd ist. Meine Gefühle gehen immer mehr den Bach runter und ich möchte ihm das sagen, bevor es zu spät ist. Aber wie?
Ich kann ihm ja nicht sagen "Hey du bist ein meinungsloses Muttersöhnchen, du turnst mich total ab".
Habt ihr einen Rat für mich?
Liebe Grüße, bin für jeden Rat dankbar
10 Antworten
Liebe TheSunray
Aus dem Verhalten deines Freundes spricht eine grosse Verlustangst. Du träumst von einem Partner mit Zivilcourage. Das ist gut nachvollziehbar. Bist du aber auch sicher, dass du mit diesem Wunschpartner glücklicher wärst?
Aus deinem Profil geht hervor, dass du selber auch einige Baustellen zu bearbeiten hast. Ich spüre, dass du in deiner Therapie bereits wichtige Fortschritte machen konntest.
Motiviere deinen Freund, sich auch in therapeutische Behandlung zu begeben. Nur dadurch kann er sich aus seinem kindlichen Verhalten befreien und selbstständiger werden. Du kannst und darfst nicht seine Therapeutin sein. Damit würdest du eure Beziehung gefährden.
Ich wünsche euch beiden Mut, Kraft und Zuversicht.
Er muß von sich selber aus Hilfe suchen, sprich, zu einem Therapeuten gehen. Solange `immer` jemand da ist, wird er auch nichts machen, denn er wird `betüddelt`. Erst wenn er tief genug gefallen ist, und sich selber sagt, das war es jetzt, dann wird er sich Hilfe suchen.
Du kannst ihm mal mit dem Hinweis kommen, ob er Selbstachtung hat.
Du kannst ihn nicht ändern und du wirst ihn nicht ändern.
Entweder du liebst ihn so wie er ist oder eben nicht.
So wie du es beschreibst, passt ihr einfach nicht zusammen.
Zeig ihm diese Frage. Das ist schmerzhaft, aber auch ehrlich. Setz ihm ein Ultimatum. Entweder hat er in einem halben Jahr eine eigene Wohnung und hat sich abgenabelt, oder du kannst ihm nicht mehr garantieren, dass diese Beziehung Bestand hat, weil du dir einen gefestigteren Partner für dein Leben wünschst.
Grundlegende Charaktereigenschaften kannst du definitiv nicht ändern. Du hast ihn so genommen. Da war er ja auch nicht anders, oder? Und ob du dann jemanden haben willst, der selber egoistisch ist und dich wie Dreck behandelt - da ist er wohl das kleinere Übel. Arschlöcher findest du nämlich an jeder Ecke. Dass dich das abturnt, kann ich z.T. nachvollziehen. Aber das ist nicht NUR sein Problem.
Eine "Therapie"... machen wir uns nichts vor. Dazu gehört erstmal Problembewusstsein. ER muss einen Leidensdruck verspüren, der so groß ist, dass er von sich aus etwas ändern will. Dir zu Gefallen sowas zu beginnen, würde nichts nützen. Zumal gibt es inzwischen Wartezeiten bis zu einem Jahr und mehr. Denn viele Leute sind wirklich psychisch krank und haben nicht "nur" ein gestörtes Selbtbewusstsein.
Ich weiß sehr gut, wie er sich fühlt. Ich habe - durch eine gebrochene Biografie - auch bis zum Tod meiner Eltern bei diesen gewohnt. Durch Erfahrungen, für die meine Eltern aber nur sehr bedingt etwas können, ist mein SelbtwertGEFÜHL zerstört. Und ich kann mir heute nicht mehr vorstellen, dass sich dieses je wieder regeneriert. Ich habe Frauen auch oft auf einen Sockel gestellt - und dafür nur Verachtung bekommen. Es gibt nichts Zerstörerisches als das. Aus seiner Sicht tut er alles für dich, und du weißt es nicht zu schätzen. Er wird die Welt nicht verstehen.
Trotzdem habe ich zumindest SelbstBEWUSSTSEIN aufbauen können. Ich weiß, wer ich bin, was ich kann - und was nicht, und ich lasse mir definitiv auch nicht (mehr) die Butter vom Brot nehmen. Trotzdem ist es für mich nun für vieles zu spät. Therapien haben mir dabei nicht wirklich geholfen. Ich habe selbst eine psychologische Ausbildung gemacht (deswegen), das brachte mich schon weiter.
Das, diese Selbsterkenntnis und nüchterne Analsyse des eigenen - ABER auch des Verhaltens der anderen - kann nur aus einem selbst kommen. Dazu gehört sehr viel Selbstreflektion. Reflektion - das kommt von "Spiegeln". Irgendwie kann jemand anderes auch Spiegel für ihn sein. Er braucht Erlebnisse, die ihm sich selbst mit deinen Augen zeigen. Er kennt nur seine Perspektive. Vorwürfe zeigen ihm deine nicht - die sorgen nur dafür, dass er noch mehr zumacht. Finde einen Weg, ihm DEINE Sicht auf ihn - mit Achtung und Respekt, aber dennoch glasklar - zu verdeutlichen. Ohne ihn dabei mit Vorwürfen runterzuziehen.
Sei ein Spiegel für ihn. Anspruchsvolle Aufgabe, ich weiß. Aber lösbar.
Vielleicht zieht ihr zusammen los und schaut euch mal ein paar Wohnungen für ihn an. Sowas kann sogar Spaß machen. Vielleicht braucht er dafür einen Schubs... Das wäre evtl. ein erster Schritt.
Da du, laut Profil Angaben, selbst eine emotional instabile Persönlichkeit bist, ist das Problem nicht allein bei ihm.
Wenn du ihm deine Wahrnehmung so aufgeräumt und dezidiert darlegen würdest, wie du es hier getan hast, würde ihm das sicher einleuchten. Aber das kannst du offenbar nicht. Du würdest ihm tatsächlich vor den Kopf stoßen und sagen: "Hey du bist ein meinungsloses Muttersöhnchen, du turnst mich total ab".
Du kannst ihm das ja lieb in der Form schriftlich mitteilen, wie du es hier tust, dann hat er Gelegenheit sich zu sortieren und angemessen zu reagieren.
Ja das stimmt, aber ich bin seit langem in Therapie und würde ihm nie so vor dem Kopf stoßen (wollen). Ich möchte es ja so behutsam wie möglich ausdrücken
Du würdest ihn aber vor den Kopf stoßen, weil du als emotional instabile Persönlichkeit eben das Defizit hast, deine Erklärung in der Konfrontation nicht so schlüssig durchzuhalten wie du es hier tust.
Ich sage doch nicht dass ich perfekt bin oder besser als er, wer bin ich jemand mit psychischen Problemen zu verurteilen wenn ich selber welche habe, ich habe das hier gepostet, weil ich etwas ratlos und überfordert bin mit der Situation momentan und versuche sie zu lösen ohne ihn zu verletzen.
"...ohne ihn zu verletzen."
Wie soll das gehen? Seine charakterliche Unreife ist doch der Gegenstand deines Konfliktes! Du must doch nichts ändern in deinem Leben! Er muss sein Leben ändern! Er wird und kann es aber nicht ändern, wenn du es forderst. Er kann es ändern, wenn er die innere Einsicht, Bereitschaft und Steuerungsfähigkeit dafür erlangt. Das kannst du nicht steuern. Seinen egozentrischen Teufelskreis, der in Gang gehalten wird durch Selbstpreisgabe, Selbstzwang und Selbstbestätigung, kann nur er selbst durchbrechen. Wenn er zu der Einsicht gelangt, dass sich diese fehlerhaften Selbsteinschätzungen gegenseitig beeinflussen und hochschaukeln, kann er anfangen, daran zu arbeiten und sie zu ändern.
Danke für deine Offenheit. Ja natürlich muss es von ihm kommen und er meinte auch, dass die Diskussionen mit seiner Mutter ihn nerven und er von zu Hause weg möchte, nur scheint es schwierig für ihn zu sein dies in die Tat umzusetzen. Klar, solche psychologischen Veränderungen passieren nicht von heute auf morgen, ich bin ja selber in Therapie und verurteile ihn nicht für seine Probleme, was ich mit meiner Frage hier ausdrücken wollte ist, dass ich damit nur schwer umgehen kann und etwas ratlos bin. Speziell wie ich ihm das sagen kann OHNE ihn zu verletzen oder zu erniedrigen. Ich kenne ja seine Vergangenheit und möchte ihm eben keine Vorwürfe machen. Ich möchte einen Weg finden ihm mitzuteilen wie ich mich fühle, ohne dass er "zusammenbricht" seelisch, da ich weiß wie schwierig das Thema ist.