Brauche Hilfe: Freund ist zu unterwürfig, was tun?

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Liebe TheSunray

Aus dem Verhalten deines Freundes spricht eine grosse Verlustangst. Du träumst von einem Partner mit Zivilcourage. Das ist gut nachvollziehbar. Bist du aber auch sicher, dass du mit diesem Wunschpartner glücklicher wärst?

Aus deinem Profil geht hervor, dass du selber auch einige Baustellen zu bearbeiten hast. Ich spüre, dass du in deiner Therapie bereits wichtige Fortschritte machen konntest.

Motiviere deinen Freund, sich auch in therapeutische Behandlung zu begeben. Nur dadurch kann er sich aus seinem kindlichen Verhalten befreien und selbstständiger werden. Du kannst und darfst nicht seine Therapeutin sein. Damit würdest du eure Beziehung gefährden.

Ich wünsche euch beiden Mut, Kraft und Zuversicht.


fidelia535  06.06.2021, 23:08

Herzlichen Dank für deinen Stern!

Er muß von sich selber aus Hilfe suchen, sprich, zu einem Therapeuten gehen. Solange `immer` jemand da ist, wird er auch nichts machen, denn er wird `betüddelt`. Erst wenn er tief genug gefallen ist, und sich selber sagt, das war es jetzt, dann wird er sich Hilfe suchen.

Du kannst ihm mal mit dem Hinweis kommen, ob er Selbstachtung hat.

Du kannst ihn nicht ändern und du wirst ihn nicht ändern.

Entweder du liebst ihn so wie er ist oder eben nicht.

So wie du es beschreibst, passt ihr einfach nicht zusammen.

Zeig ihm diese Frage. Das ist schmerzhaft, aber auch ehrlich. Setz ihm ein Ultimatum. Entweder hat er in einem halben Jahr eine eigene Wohnung und hat sich abgenabelt, oder du kannst ihm nicht mehr garantieren, dass diese Beziehung Bestand hat, weil du dir einen gefestigteren Partner für dein Leben wünschst.

Grundlegende Charaktereigenschaften kannst du definitiv nicht ändern. Du hast ihn so genommen. Da war er ja auch nicht anders, oder? Und ob du dann jemanden haben willst, der selber egoistisch ist und dich wie Dreck behandelt - da ist er wohl das kleinere Übel. Arschlöcher findest du nämlich an jeder Ecke. Dass dich das abturnt, kann ich z.T. nachvollziehen. Aber das ist nicht NUR sein Problem.

Eine "Therapie"... machen wir uns nichts vor. Dazu gehört erstmal Problembewusstsein. ER muss einen Leidensdruck verspüren, der so groß ist, dass er von sich aus etwas ändern will. Dir zu Gefallen sowas zu beginnen, würde nichts nützen. Zumal gibt es inzwischen Wartezeiten bis zu einem Jahr und mehr. Denn viele Leute sind wirklich psychisch krank und haben nicht "nur" ein gestörtes Selbtbewusstsein.

Ich weiß sehr gut, wie er sich fühlt. Ich habe - durch eine gebrochene Biografie - auch bis zum Tod meiner Eltern bei diesen gewohnt. Durch Erfahrungen, für die meine Eltern aber nur sehr bedingt etwas können, ist mein SelbtwertGEFÜHL zerstört. Und ich kann mir heute nicht mehr vorstellen, dass sich dieses je wieder regeneriert. Ich habe Frauen auch oft auf einen Sockel gestellt - und dafür nur Verachtung bekommen. Es gibt nichts Zerstörerisches als das. Aus seiner Sicht tut er alles für dich, und du weißt es nicht zu schätzen. Er wird die Welt nicht verstehen.

Trotzdem habe ich zumindest SelbstBEWUSSTSEIN aufbauen können. Ich weiß, wer ich bin, was ich kann - und was nicht, und ich lasse mir definitiv auch nicht (mehr) die Butter vom Brot nehmen. Trotzdem ist es für mich nun für vieles zu spät. Therapien haben mir dabei nicht wirklich geholfen. Ich habe selbst eine psychologische Ausbildung gemacht (deswegen), das brachte mich schon weiter.

Das, diese Selbsterkenntnis und nüchterne Analsyse des eigenen - ABER auch des Verhaltens der anderen - kann nur aus einem selbst kommen. Dazu gehört sehr viel Selbstreflektion. Reflektion - das kommt von "Spiegeln". Irgendwie kann jemand anderes auch Spiegel für ihn sein. Er braucht Erlebnisse, die ihm sich selbst mit deinen Augen zeigen. Er kennt nur seine Perspektive. Vorwürfe zeigen ihm deine nicht - die sorgen nur dafür, dass er noch mehr zumacht. Finde einen Weg, ihm DEINE Sicht auf ihn - mit Achtung und Respekt, aber dennoch glasklar - zu verdeutlichen. Ohne ihn dabei mit Vorwürfen runterzuziehen.

Sei ein Spiegel für ihn. Anspruchsvolle Aufgabe, ich weiß. Aber lösbar.


TheSunray777 
Beitragsersteller
 29.03.2021, 09:43

Danke für deine Offenheit. Ja natürlich muss es von ihm kommen und er meinte auch, dass die Diskussionen mit seiner Mutter ihn nerven und er von zu Hause weg möchte, nur scheint es schwierig für ihn zu sein dies in die Tat umzusetzen. Klar, solche psychologischen Veränderungen passieren nicht von heute auf morgen, ich bin ja selber in Therapie und verurteile ihn nicht für seine Probleme, was ich mit meiner Frage hier ausdrücken wollte ist, dass ich damit nur schwer umgehen kann und etwas ratlos bin. Speziell wie ich ihm das sagen kann OHNE ihn zu verletzen oder zu erniedrigen. Ich kenne ja seine Vergangenheit und möchte ihm eben keine Vorwürfe machen. Ich möchte einen Weg finden ihm mitzuteilen wie ich mich fühle, ohne dass er "zusammenbricht" seelisch, da ich weiß wie schwierig das Thema ist.

cas65  29.03.2021, 10:03
@TheSunray777

Vielleicht zieht ihr zusammen los und schaut euch mal ein paar Wohnungen für ihn an. Sowas kann sogar Spaß machen. Vielleicht braucht er dafür einen Schubs... Das wäre evtl. ein erster Schritt.

Da du, laut Profil Angaben, selbst eine emotional instabile Persönlichkeit bist, ist das Problem nicht allein bei ihm.

Wenn du ihm deine Wahrnehmung so aufgeräumt und dezidiert darlegen würdest, wie du es hier getan hast, würde ihm das sicher einleuchten. Aber das kannst du offenbar nicht. Du würdest ihm tatsächlich vor den Kopf stoßen und sagen: "Hey du bist ein meinungsloses Muttersöhnchen, du turnst mich total ab".

Du kannst ihm das ja lieb in der Form schriftlich mitteilen, wie du es hier tust, dann hat er Gelegenheit sich zu sortieren und angemessen zu reagieren.


TheSunray777 
Beitragsersteller
 29.03.2021, 09:26

Ja das stimmt, aber ich bin seit langem in Therapie und würde ihm nie so vor dem Kopf stoßen (wollen). Ich möchte es ja so behutsam wie möglich ausdrücken

vierfarbeimer  29.03.2021, 09:39
@TheSunray777

Du würdest ihn aber vor den Kopf stoßen, weil du als emotional instabile Persönlichkeit eben das Defizit hast, deine Erklärung in der Konfrontation nicht so schlüssig durchzuhalten wie du es hier tust.

TheSunray777 
Beitragsersteller
 29.03.2021, 09:45
@vierfarbeimer

Ich sage doch nicht dass ich perfekt bin oder besser als er, wer bin ich jemand mit psychischen Problemen zu verurteilen wenn ich selber welche habe, ich habe das hier gepostet, weil ich etwas ratlos und überfordert bin mit der Situation momentan und versuche sie zu lösen ohne ihn zu verletzen.

vierfarbeimer  29.03.2021, 12:46
@TheSunray777
"...ohne ihn zu verletzen."

Wie soll das gehen? Seine charakterliche Unreife ist doch der Gegenstand deines Konfliktes! Du must doch nichts ändern in deinem Leben! Er muss sein Leben ändern! Er wird und kann es aber nicht ändern, wenn du es forderst. Er kann es ändern, wenn er die innere Einsicht, Bereitschaft und Steuerungsfähigkeit dafür erlangt. Das kannst du nicht steuern. Seinen egozentrischen Teufelskreis, der in Gang gehalten wird durch Selbstpreisgabe, Selbstzwang und Selbstbestätigung, kann nur er selbst durchbrechen. Wenn er zu der Einsicht gelangt, dass sich diese fehlerhaften Selbsteinschätzungen gegenseitig beeinflussen und hochschaukeln, kann er anfangen, daran zu arbeiten und sie zu ändern.