Blutzucker messen als Laie?
Servus erstmal,
ich stelle gerade einen Notfallrucksack für meine Gemeinde her. Ich selbst bin medizinisches Fachpersonal aber meine Frage betrifft dir Ehrenamtlichen welche das nicht sind:
Der Rucksack wird oft für die Kinder/Jugendarbeit verwendet, also auf Freiheiten und ähnlichem. Theoretisch wäre da ein Blutzuckergerät nicht verkehrt um sehen zu können, ob ein Kind z. B. Hypoglykämisch ist. Die Frage allerdings: dürfen meine ehrenamtlichen Kollegen ohne medizinische Ausbildung solche Sachen wie Blutzuckermessen? Dazu unter anderen auch noch an Kindern.
Da würde mich mal die rechtliche Lage interessieren, Dankeschön jetzt schon mal. 👌
7 Antworten
Im Notfallrucksack bei Fahrten mit Kindern und Jugendlichen brauchst du in erster Linie Pflaster!!!!
Ich mache solche Zeltlager seit fast 40 Jahren - und noch nie, nie, niemals hatte ein gesundes Kind eine Hypoglykämie! Ein Kind mit Diabetes hat sein Messgerät sowieso dabei.
Meine Erfahrung: die ehrenamtlichen Betreuer schleppen gern irgendwelchen Brimborium auf Wanderungen über die Zugspitze, wem das Freude bereitet, der soll das gerne tun, sinnvoll oder notwendig ist das alles nicht.
Ja das meine ich doch. Vorerkrankte Diabetiker haben ihr Messgerät am Mann, alle anderen erleiden nicht plötzlich eine Hypoglykämie.
Ich habe gelernt, im unklaren Fall Traubenzucker zu geben. Ein hypergkykämischer Schock entsteht dadurch nicht, eine Hypoglykämie wird verhindert.
Ein Messgerät ist also völlig unnötig.
Aber nicht nur Traubenzucker bitte. Sondern danach auch noch ein Schnitte, denn sonst kann es danach zu einer noch stärkeren Unterzuckerung führen.
Für den Laie ist es wahrscheinlich nicht wichtig. Denn wenn eine Person bewusstlos ist, darf man dieser Person eh nichts zu essen geben, da hilft nur eine Intravenöse Gabe von Glucose.
Aber Unterzuckerung kann halt auch sich in vielen Sachen zeigen. Schlaganfallsymptome können durch eine Unterzuckerung ausgelöst werden, Zuckungen können durch eine Unterzuckerung ausgelöst werden, etc.
Ich finde aber auch nicht, dass Blutzuckermessen unglaublich kompliziert ist und so viel Platz nimmt ein Gerät auch nicht mit.
Bei Anwendung an Dritten ist das Körperverletzung. Da wäre der Notarzt die bessere Wahl.
Ich glaube da reicht der Rettungsdienst :D
Aber ja, das mit der Körperverletzung da hast du Recht.
Dafür muss nicht extra einen Notarzt kommen, ein Sanitäter kann das auch machen.
Sie dürfen das nicht. Weil sie nicht wissen, was zu tun ist. Und Körperverletzung ist das auch.
Nur bei Personen mit Diabetes 1 und alle Insulinpflichtige Diabetiker ist eine Blutzuckerkontrolle nötig. Diese haben meist selber einen Blutzuckerzähler dabei.
Ich würde sagen, nein, sie dürfen es nicht. Eine Blutzuckermessung stellt einen (minimal-)invasiven Eingriff dar und erfüllt daher rechtlich gesehen primär den Tatbestand der Körperverletzung (§223 Strafgesetzbuch). Der Bundesgerichtshof (BGH) hat schon vor Jahrzehnten geurteilt, dass ein solcher Eingriff nur dann rechtlich zulässig ist, wenn
1.) Der Eingriff medizinisch indiziert (erforderlich) ist,
2.) Die (mutmaßliche) Einwilligung des Patienten oder seiner gesetzlichen Vertreter vorliegt und
3.) Die Maßnahme fachgerecht durchgeführt wird.
Vor Allem die Voraussetzungen 2.) und 3.) sind hier als juristisch äußerst kritisch zu bewerten. Die Eltern würden wohl kaum mutmaßlich einwilligen, wenn derjenige, der die Maßnahme vornimmt, über keine entsprechende medizinische Qualifizierung verfügt, das Kind selber kann keine rechtskräftige Einwilligung erteilen bzw. nach einem anderen BGH Urteil, ist dass bei minimalinvasiven Eingriffen ab dem 15. Lebensjahr möglich. Von "fachgerechter Durchführung" der Maßnahme, kann bei einem medizinischen Laien auch nicht ausgegangen werden. Man muss nicht unbedingt eine abgeschlossene Berufsausbildung in einem medizinischen Fachberuf besitzen aber man muss zumindestens von einem approbierten Arzt darin geschult worden sein und der Arzt sollte diese Schulung zu beweiszwecken natürlich bestätigen.
Mfg
Ist das wirklich so, dass das die Leute in einer Praxis, welche meinen Blutzucker messen, persönlich von einem Arzt darin geschult wurden?
Falls ja...müssten dann nicht auch Diabetiker von einem Arzt geschult werden/worden sein?
Und wie sieht’s beim Insulin spritzen aus?
Ja, jede medizinische Ausbildung umfasst ja eine theoretische und eine praktische Ausbildung. In der theoretischen Ausbildung, wird es vom Dozenten geschult und in der praktischen Ausbildung erfolgt es solange unter fachlicher Aufsicht und Anleitung, bis man es beherrscht.
Nein, Selbstmessungen darf natürlich jeder an sich vornehmen, an sich selber, kann man ja keine Körperverletzung begehen. Wenn man sich selber eine reinhauen würde, wäre das ja auch keine KV da es kein Dritter sondern man selber macht. Schulungen gibt es aber durchaus und diese sollte auch jeder Diabetiker besuchen.
Beim Insulin gilt dasgleiche wie bei der Selbstmessung, an sich selber, kann man keine Körperverletzung begehen. Da es jedoch ein gefährliches Arzneimittel ist, gehört es zur Sorgfaltspflicht des Arztes, den Patienten entsprechend darin zu schulen. Eine dritte Person darf es natürlich nur dann, wenn sie es beherrscht, der Arzt muss die erforderlichen Kenntnisse und Fähigkeiten überprüfen. Bei einem Fachberufsangehörigen, bei dem die Maßnahme Bestandteil in dessen Ausbildung gewesen ist, darf sich der Arzt weitestgehend auf die Überprüfung der formellen Qualifikation beschränken. Handelt es sich hingegen nicht um einen Fachberufsangehörigen, so muss der Arzt die notwendigen Kenntnisse und Fähigkeiten selber vermitteln und die Person in der Anfangszeit strenger kontrollieren als einen Fachberufsangehörigen.
Mfg
Da stimme ich dir vollkommen zu, Pflaster bzw. alles für die Wundversorgung ist wohl mit am häufigsten von Nöten. Wobei die Freizeiten sich nochmal klar unterscheiden bei z. B. Risikofaktoren. Wir sprechen hier also nicht von einer Ausstattung bei normalen Gruppen sondern eine Ausstattung welche auch für z. B. bei vorerkrankten Kindern und Erwachsenen zum Einsatz kommen soll.
Aber sonst stimme ich dir da vollkommen zu, für die “normalen” Freizeiten mit normalen Jugendgruppen ist die Wundversorgung primär das häufigste.