Bin ich zu ehrlich? Zu direkt? Zu verloren?
Ich will nicht mehr. Punkt.
Und es fällt ja auch allen auf. Kollegen, Freunden, meinem Psychologen – alle gucken irgendwie so, als wäre ich schon weg. Und ganz ehrlich? Irgendwie bin ich das auch. Nicht körperlich, klar, ich sitze da, ich spreche, ich funktioniere… aber innerlich? Keine Ahnung. Mein Psychologe nennt das „innerlich kündigen“. Ich nenn’s „innerlich umbringen“.
Letzte Woche meinte ich zu ihm: „Ich bin nicht wirklich hier.“ Und ich mein damit nicht den Raum, sondern das Leben allgemein. Und wie reagiert er? Fühlt sich angegriffen. Mal wieder. Als wär ich der Böse, weil ich’s nicht schaffe, meine Gedanken hübsch zu verpacken. Er meinte, ich sei respektlos, weil ich „abschalten“ würde während der Sitzungen. Das meinte ich gar nicht damit. Er denkt wieder nur an sich.
Aber wenn man innerlich kündigt, dann IST man ja da – aber eben nicht wirklich. Ich bin zwar da, aber nicht hier und es ging nicht mal um die Scheiß Therapie. Mir sind gesellschaftliche Vorgaben nicht mehr so wichtig wie früher. Und dann redet er ja wie toll er ist und es nur ein gesellschaftlicher Vorgang ist weil er dafür bezahlt wird von der Krankenkasse.
Ich merk auch, dass ich immer mehr in so ’ne Grauzone rutsche. Kein echter Wille, irgendwas zu ändern. Irgendwo ist da ne Grenze längst überschritten, ich weiß nur nicht, wie ich wieder zurückfinde.
Bin ich zu ehrlich? Zu direkt? Zu verloren? Keine Ahnung.
5 Antworten
„Ich bin nicht wirklich hier.“ Und ich mein damit nicht den Raum, sondern das Leben allgemein.
Das könnte ein wirklich ernsthaftes Symptom sein, für das du tatsächlich ja die Therapie möchtest.
Bin ich zu ehrlich?
In der Therapie sollte man sich nicht verstellen, da sonst der Therapeut ja dein Problem nicht kennt.
Fühlt sich angegriffen. Mal wieder.
Normale Therapeuten reagieren nicht so. Es könnte deshalb notwendig sein, das Problem anzusprechen und zu klären. Bei Misserfolg kann auch ein Wechsel des Therapeuten anstehen.
Als ich das meiner Therapeutin so ähnlich beschrieben hatte, sagte sie was von einer Derealisation, oder Depersonalisation. Vielleicht ist es bei dir auch sowas, hört sich zumindest in den paar Sätzen so für mich an.
Ansonsten ist es nicht schlecht, wenn du ehrlich bist, würde ich auch gerne können. Nur manche Menschen kommen mit sowas leider nicht so klar und sind ggf überfordert, aber das ist nicht dein Problem.
Deine Situation hört sich allerdings garnicht mal so gut an. Hast du das Gefühl das die Therapie was bringt? Vielleicht könntest du auch die Therapieform und den Therapeuten mal wechseln und vielleicht Medikamente ausprobieren, sodass es dir etwas besser geht.
Gegen dieses "ich bin nicht ganz da" soll es helfen was an zu fassen, oder was starkes zu schmecken, ebend einen körperlichen Reiz
Meine Grundhaltung ist hier etwas konträr: ich spring nicht gleich auf den Zug auf, einen Therapeuten zu verurteilen. Ich gehe zunächst davon aus, dass das eine Fachperson ist, die strategisch handelt und Patienten eben manchmal gekränkt sind.
Ja, es kann passieren, dass Patienten sich zwischendrin aufgeben. Sogar so weit, dass sie in katatonische Zustände geraten. Dann können sie sich auch nicht mehr „für sich selbst“ aufraffen. Es ist auch schwer, sie dann zu motivieren. Deshalb kann es eine Strategie sein, dich daran zu erinnern, dass du mit der Therapie eine Vereinbarung eingegangen bist und es der Respekt erweist - vor dem Therapeuten aber auch der Vereinbarung - sich Mühe zu geben.
Du äußerst dich feindselig der Therapie gegenüber und wertest den Therapeuten ab. Natürlich sieht er das. Natürlich ärgert sich die Person, die doppelt abgewertet wird ( als Fachmann und als Person).
Ich glaube du bist eher beim falschen Therapeut.
Ein richtig guter Therapeut nimmt das was seine Patienten sagen nie als persönlichen Angriff. Er/Sie kapselt sich jedes Mal emotional vom Patienten ab.
Gibts denn einen Grund, weshalb du "innerlich gekündigt" hast?