Bin ich eine Polin oder eine Deutsche?

10 Antworten

Also wenn man rein nach der gesetzlichen Definition für "Migrationshintergrund" geht, dann hast du keinen. Migrationshintergrund hat nur, wer selbst oder wessen Eltern im Ausland geboren sind und/ oder keine deutsche Staatsbürgerschaft hat. Da du deine Mutter als Deutsche bezeichnest, schätze ich, dass sie in Deutschland geboren und auch die deutsche Staatsbürgerschaft hat. Somit hast du aus gesetzlicher Sicht keinen Migrationshintergrund und bist schonmal gar keine Polin.

Das wäre aber auch ziemlich übertrieben. Deine Oma ist in Polen geboren, hat sich aber offenbar so sehr in Deutschland angepasst, dass sie nichtmal deiner Mutter Polnisch beigebracht hat, geschweige denn dir. Und deine restlichen Großeltern sind dann ja wohl Deutsche, was an dir soll also noch "polnisch" sein? Du kannst die Sprache nicht, hast vermutlich nichts von der Kultur (vielleicht mal abgesehen von ein paar Kochrezepten eurer Großmutter) und warst du überhaupt schon mal in Polen?

Dann könnte ich mich auch fragen ob ich eine Roma bin, obwohl ich rein gar nichts von der Kultur oder Sprache mitbekommen habe.

Wenn Du, wie ich annehme, einen deutschen Personalausweis (oder Pass) hast, dann bist Du Deutsche, zumal Deine Eltern, wie Du selbst sagst, "deutsch" sind.

Wenn Deine Oma noch gut Polnisch kann, aber eben auch Deutsch spricht, dann stammt sie wohl als "Vertriebene" aus einem der Gebiete des ehemaligen Deutschen Reiches , das nach 1945 polnisch wurde (Schlesien? südliches Ostpreußen? Evtl. Danzig? )

Stammt Deine Oma aus Oberschlesien (wo die Grenzen zwischen Polen und Deutschland oft hin- und hergeschoben wurden), z.. aus Kattowitz, ist es kein Wunder, dass sie beide Sprachen fließend spricht.

Ob Du deutsche, oder Polin bist , siehst Du wenn Du in Deinen Ausweis siehst. Da Deine Eltern deutsche sind, wirstDu einen deutschen Ausweis haben und somit deutsche sein.

Dadurch das eine Deiner Omas Polin war, wird man sagen, das Du auch polnische Wurzeln hast. Aber da es die vorletzte Generation war, reicht es nicht mehr für den Ausdruck "Migrationshintergrund."

Auf die Kenntnis der Sprache kommt es nur eingeschränkt an. Wenn man so möchte eventuell mehr auf die kulturellen interessen.

In meinen Augen wird die Frage der Nationalität ohnehin zu hoch gehängt.

So gibt es in Deutschland viele die sagen "ich bin stolz ein Türke zu sein" haben aber einen deutschen Pass, sprechen schlecht Türkisch und sind auf der anderen Seite sauer, wenn ein deutscher Fußballer mit türkischen Eltern für die deutsche und nicht für die türkische Nationalelf spielt.

Wir sollten vielmehr zwischen "kulturellem Hintergrund" und "Staatsangehörigkeit" unterscheiden.

Ich bin z. B. Norddeutscher, vom Dorf in der Lüneburger Heide. Das werde ich immer bleiben. Aber ob ich nun meinen deutschen Pass habe, oder gegen einen schweizer, einen italienischen, einen britischen, oder einen spanischen tausche, wäre mir praktisch völlig egal, weil ich in jedem dieser Länder leben könnte, denn dort fühle ich mich auch wohl udn würde dann eben auch in dem Land in dem ich lebe nicht nur Steuern zahlen müssen, sondern auch wählen können möchte.

Da Polen ohnehin mal zu Deutschland gehörte Stichwort: "Preußen" ist es doch völlig egal.

Zumal: Ich habe skandinavische Vorfahren. Bin ich darum ein Wikinger?

wfwbinder  18.05.2014, 11:02

Fährst Du im Langboot zur Arbeit, trinkst Du Met aus Trinkhörnern? ;-) :-)

0

National-Zugehörigkeit existiert nur in deinem Pass: Was steht denn da? Dann weißt du, ob du von der internationalen Gemeinschaft als "Polin" oder "Deutsche" anerkannt wirst.

Wie du dich allerdings fühlst, zu welchem Landstrich du dich am meisten verbunden fühlst und ob dieser auf dem einen Territorium oder auf dem anderen oder auf mehreren gleichzeitig liegt steht in keinem Pass und ist deine eigene Wahl!

Bewerte die Rolle geopolitisch-historisch entstandener Grenzen von Nationalen Gebilden nicht zu hoch in Bezug auf dein Heimatgefühl. Das sind 2 verschiedene Paar Schuhe!