Beziehung zwischen Christin und Atheist?

11 Antworten

Hi,

erstmal: danke für die Frage! Ich hoffe, dir ein wenig weiterhelfen zu können.

Die Bezeichnung "Christin" kann heutzutage viele Bedeutungen haben - das möchte ich vorweg sagen.

Ich persönlich komme aus einem Elternhaus, dass "freikirchlich gläubig" ist, den Glauben für mich aber sehr liberal weitergegeben hat, dafür in anderen Dingen strenger war. Wir haben viel über Glaubensdinge "philosophiert" und Lebensweisen allgemein unter die Lupe genommen - es gab dadurch viele interessante Gespräche. Wirklich begeistert hat mich in meiner Kindheit, die Liebe Gottes, die mir durch den Kindergottesdienst vermittelt wurde (und natürlich auch zuhause). Ich habe die biblischen Geschichten geliebt und konnte sie alle wiedergeben und ihre Bedeutung erfassen. In meiner Familie war nicht alles perfekt, aber meine Eltern haben sich viel Mühe gegeben uns mitzugeben, was ihnen wichtig war, uns auf das Leben vorzubereiten. Sie waren sehr fürsorglich.

"Indoktrinationen" gab es nicht. Ich hätte jederzeit sagen können, dass ich nicht mehr zur Gemeinde mitkommen will. Meinen Eltern war wichtig, dass wir eines Tages selbst eine Entscheidung treffen und sie uns die guten Dinge, die sie selbst für wertvoll erachten mitgeben. Sie haben mich daher nie genötigt. Vielleicht waren sie sich ihrer eigenen Fehler auch zu sehr bewusst, um anderen ihre Sichtweise aufzudrängen? Von ihnen habe ich jedenfalls gelernt, dass es wichtig ist, immer ehrlich und authentisch zu sein.

Nun zum Glauben in meiner Kindheit: meine ersten Erinnerungen, den Glauben betreffend, sind die, dass meine Eltern beide abends an meinem Bett sitzen und für mich beten, sich bei Gott für den Tag bedanken und ich für meinen Opa in "Opahausen" bete. ;)) Durch die liebevolle Gestaltung des Kindergottesdienstes habe ich schon sehr früh gewusst, dass Jesus mich liebt, immer bei mir ist und ein Gott ist, auf den ich mich verlassen kann - und den ich auch liebe. Ich war so voller Freude, dass ich mir fest vornahm, als Erwachsene anderen Menschen von ihm zu erzählen, damit noch viel mehr Menschen erfahren, wie gut Gott ist. Daran hat sich bis heute nicht viel verändert. ;) :)

Mit 13 fing ich an, meinen Glauben "auf die Probe zu stellen" - ich wollte wissen, ob ich nur glaube, weil meine Eltern glauben und ich in eine christliche Familie hineingewachsen bin. Ich stellte Gott meine Fragen und er beantwortete sie mir durch unterschiedliche Dinge (Gedanken, Predigten, Bücher - die dirket zu mir sprachen). Mit 16 Jahren ließ ich mich taufen - das war dann nochmal mein sichtbares Zeichen, dass ich im Gehorsam an Jesus geben wollte. Ich ging als Jugendliche regelmäßig zu einer Gruppe, wo sich überwiegend Studenten trafen und wo wir viel mit dem Kopf die Dinge "durchdacht" haben aber auch praktisch mit Jesus unterwegs sein wollten. Wir wollten, dass er unser Denken verändert und zeigt, wie wir ihm ähnlicher werden können und wie wir Menschen mit seinen Augen sehen können.

Was Glaube für mich bedeutet:

  • Vertrauen/Beziehung zu einem liebevollen Gott, der vollkommen gerecht und gnädig ist, wenn wir zu ihm kommen und ehrlich sind.
  • Jesus ist für alle meine Sünden und Fehler ans Kreuz gegangen und hat für sie bezahlt. Durch seinen Tod ist mein alter Mensch gestorben und durch seine Auferstehung lebt Jesus durch seinen Heiligen Geist nun in mir und schenkt mir ein neues Leben in Freiheit, Frieden und Freude. Auch wenn meine Freude durch äußere Umstände mal getrübt wird, ist Jesus die Quelle meiner Freude zu der ich jederzeit kommen kann, um neu erfrischt zu werden.
  • Durch den Glauben an Jesus habe ich nicht nur für hier ein neues Leben bekommen, sondern weiß auch, dass ich nach dem Tod bei ihm sein werde.
  • Ich lebe durch den Glauben in einem Reich, in dem die Kraft und Herrlichkeit Gottes wirksam ist. Gott hört alle meine Gebete und ich habe in den letzten Jahrzehnten deutlich erlebt, wie seine Hilfe nie zu spät kommt und dass er zu seinen Versprechen steht, die er uns in der Bibel gibt. Gott tut ständig Dinge in meinem Leben, die ich zwar manchmal aufgrund der Menge vergesse, die aber für mich ganz klar auf seinem Handeln beruhen. Seit Kurzem schreibe ich sie auch auf, weil ich durch eine schwere Zeit gegangen bin, um mich daran bewusst zu erinnern.

Ein gut gemeinter Rat: Ich weiß nicht, wie lange ihr zusammen seid und ob ihr über eine Ehe nachdenkt. Ich habe nur leider schon viele schwierige Ehen gesehen, wo sich zwei Menschen in Sachen Glauben nicht einig waren und beide mit Kompromissen leben mussten. Die Bibel rät von so einer Verbindung ab, das möchte ich hier nicht unerwähnt lassen, weil es gute Gründe dafür gibt. Ich kenne ein Ehepaar, dass sich kennengelernt hat, als sie gläubig wurde und er nicht. Sie hat ihm schweren Herzens gesagt, dass sie mit ihm keine Beziehung führen kann. Sie haben sich geliebt und auch für ihn war das schwer. Doch in der Zeit der Trennung hat er ehrlich nach Gott gefragt - und ist ihm begegnet. Ich weiß leider nicht so viele Details dazu, nur dass sie dann irgendwie wieder zusammengekommen sind und geheiratet haben.

Ich kann dir nur empfehlen, wenn es für dich heute schon schwierig ist, mit dem Glauben deiner Freundin (im Kopf) zurechtzukommen, dann eine Entscheidung zu treffen, die euch beiden hilft. Denn es kann sein, dass es nicht besser wird sondern eher schlimmer. Später kommen noch Entscheidungen und Alltagsschwierigkeiten dazu und es kann zu ernsthaften Problemen kommen, wenn du sie so wie sie ist nicht 100%ig annehmen kannst. Du würdest dir damit keinen wirklichen Gefallen tun und ihr auch nicht.

Falls du noch Fragen hast - kannst du dich gern an mich wenden. Ich wünsche dir von Herzen alles Gute!

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – seit fast 40 Jahren mit Jesus unterwegs
BamBoomBam45 
Fragesteller
 01.06.2023, 10:52

Vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast😀 für mich stellt es einfach ein Problem dar, dass ihr das Leben ihrer eigenen Kinder unwichtiger ist, als diese Religion. verstehst du, was ich meine? Hast du da vielleicht irgendeine Sichtweise drauf (Formulierung), die da irgendwie helfen könnte?😅 und nochmal danke :)

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LoveinChrist  01.06.2023, 11:31
@BamBoomBam45

Sehr gern!

dass ihr das Leben ihrer eigenen Kinder unwichtiger ist, als diese Religion

Um etwas dazu sagen zu können, würde ich die Situation gern etwas besser verstehen. Kannst du dazu etwas mehr sagen? Mir fallen gerade zu viele Dinge ein, die da passiert sein könnten ... Aus biblischer Sicht, sollen wir unsere nächsten lieben wie uns selbst. Und wenn wir Jesus lieben, dann lieben wir auch automatisch andere. Egal, wer sie sind. Und wenn ich meine Kinder liebe, dann zeige ich ihnen auch, dass sie mir wichtig sind. Ich glaube ich bräuchte zum näheren Verständnis der Situation doch ein, zwei Stichworte. ;) So klingt es schon etwas komisch.

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Rapunzel324  01.06.2023, 12:34
@BamBoomBam45

Die Beziehung kann funktionieren, wenn Deine Freundin nicht missioniert und nicht an religiösen Fanatismus leidet. Du schreibst, daß ihr das Leben ihrer eigenen Kinder unwichtiger ist, als ihre Religion. Diese Aussage erinnert mich an die Zeugen Jehovas. Ich hoffe für Dich, dass Deine Freundin nicht zu dieser Sekte gehört.

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Bei der Mutter meiner Tochter und mir gab es bezüglich Glauben überhaupt kein Problem während unserer Beziehung. Sie war jetzt allerdings auch nicht so gläubig, dass man hätte vor jeder Mahlzeit beten müssen.

An Weihnachten ist sie dann eben mit ihren Eltern z.B. in die Kirche gegangen und ich bin mit unserer kleinen Zuhause geblieben.

Ich persönlich kann es akzeptieren, wenn eine Partnerin gläubig ist. Allerdings sollte diese auch akzeptieren, dass ich es eben nicht bin.

Warum jemand an einen Gott glaubt, ist mir hingegen völlig egal und solange ich nicht missioniert werde erst recht.

😉

BamBoomBam45 
Fragesteller
 01.06.2023, 10:06

Hey, danke für deine Nachricht :) es ist bei mir einfach nur das Problem, dass die eigenen Kinder weniger wert sind als die Religion, verstehst du, was ich meine? Ist das gar kein Problem für dich? Ich habe damit irgendwie Schwierigkeiten😅

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Lion1012  01.06.2023, 17:41
@BamBoomBam45

So schlimm war es bei mir nicht. Ehrlich gesagt, war meine Partnerin vermutlich (wie die meisten) eher nur auf dem Papier einer Religionsgemeinschaft zugehörig. Wirklich gläubig war sie glaub nicht. 😅🤷🏻‍♂️

Mit einer streng gläubigen Frau könnte ich tatsächlich überhaupt nichts anfangen. Zumindest nichts was in Richtung "ernsthafte Beziehung" gehen würde. Dazu wären wir einfach doch zu verschieden!

Jedoch, um etwas Druck abzulassen und Spaß zu haben, könnte es vielleicht noch reichen.

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Unter dem Strich sollte es keine Rolle spielen, ob hier eine Antwort von einem Christen oder einem Atheisten kommt. Das Stichwort lautet: Toleranz.

Selbst in einer Beziehung gibt man gewisse persönliche Eigenheiten nicht einfach auf. Der Glaube gehört da beispielsweise mit dazu. Es scheint sie nicht zu stören, dass du keinen hast. Es obliegt deinem eigenen Denkprozess zu akzeptieren, dass sie aber damit lebt. Verstehen muss man das nicht zwingend, man muss es nur akzeptieren können.

Geht es dann später um Kinder, dann ist das so eine Sache: Dort, wo ihr euch als erwachsene Menschen darauf einigen könnt, dass du ohne Glauben lebst und sie mit, können das die Kinder je nach Einstellung der Eltern eben nicht unbedingt. Und dort kommt dann der Punkt, in dem ihr euch irgendwie einigen müsst. Dafür gibt es drei Ansatzpunkte:

  1. Du überlässt ihr das Ganze und lebst damit, dass sie den Kinder auf ihre Art und Weise die Religion mit auf den Lebensweg gibt.
  2. Sie ist damit einverstanden, dass die Kinder in einem ersten Schritt nicht mit der Religion innerhalb der Erziehung soweit konfrontiert werden, als dass man ihnen beibrächte, es wäre wichtig, einer nachzugehen. So, dass sie es in einem späteren Abschnitt ihres Lebens selbst entscheiden können.
  3. Sie akzeptiert, dass du nicht möchtest, wenn man den Kindern eine Sache beibringt, mit der du selbst so absolut nichts anfangen kannst.

Punkt 2 dürfte da der beste Mittelweg darstellen. Diesen umsetzen zu können liegt dann aber an euch.

Sollte kein Problem sein. Wahres Christentum soll Liebe und Toleranz übermitteln.

Meine Frau hat Theologie studiert und ist zumindest keine Atheistin. Aber auch keine aktive Christin. Weihnachten geht sie mal in einen Gottesdienst.

Ich bin aktiver Atheist.

Wir sprechen halt nicht drüber. Aber wir haben keine Kinder. Eine Indoktrination von Kindern mit religiösen Inhalten halte ich für Kindesmisshandlung. Da wäre sicher Konfliktpotential gewesen.

Es gibt kein Patentrezept. Hier muss jeder seinen eigenen Weg finden.

BamBoomBam45 
Fragesteller
 01.06.2023, 11:37

Für mich ist es das eben auch 😅 und danke für die Nachricht😀

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