Bewusstsein einer Person auf einen Computer zu übertragen. Ja oder Nein?

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Erste Voraussetzung: Die Person muss dem zustimmen. Letztendlich handelt es sich um die Herstellung eines Programms bzw. einer Datei, die umfassende Informationen über das Bewusstsein eines Menschen enthält. Warum sollen diese mit dessen Einverständnis nicht abgespeichert werden dürfen? Es sei denn, man würde damit einen lebenden, virtuellen Organismus erzeugen, der schützenswert ist. Das sehe ich nicht so. Es ist erst einmal nur eine Datei, ein Abbild, das keine eigene Seele entwickeln kann und einem Organismus nicht gleichsteht. Aber was, wenn man das Bewusstsein jetzt wieder in eine so leistungsfähige digitale oder organische Umgebung einbringen könnte, dass ein neues Individuum entsteht. Dann wäre ein und die selbe Person doppelt vorhanden. Das darf nicht sein, da dann unausweichlich kaum lösbare Konflikte um den rechtlichen Status beider Personen entstehen würden. Aber wenn der Spender verstorben ist? Darf er dann wiedergeboren werden? Ich meine, nein. Unsere Gesellschaft ist darauf ausgelegt, dass die nächste, biologisch gezeugte Generation das Erbe antritt. Die Kinder treten auch rechtlich das Erbe an, nicht ein Klon des Verstorbenen. Somit bin ich gegen eine eine entsprechende Technologie und würde die Anwendung verbieten.

gnuman79 
Fragesteller
 29.01.2023, 02:52

Es gibt sicherlich viele ethische und moralische Bedenken, die mit der Möglichkeit der Übertragung des Bewusstseins auf einen Computer verbunden sind. Einer der wichtigsten Aspekte, den Sie angesprochen haben, ist die Frage, ob eine solche Technologie das Erstellen eines "virtuellen Organismus" ermöglicht, der selbst schützenswert ist. Dies ist sicherlich eine schwierige Frage, da es darauf ankommt, wie man das Bewusstsein definiert und ob es überhaupt möglich ist, es vollständig auf einen Computer zu übertragen.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Frage, ob die Wiedergeburt einer Person in einer digitalen oder organischen Umgebung moralisch und ethisch vertretbar ist. Hier gibt es sicherlich auch unterschiedliche Meinungen. Ein Argument dafür könnte sein, dass es die Möglichkeit bietet, das Leben von Menschen zu verlängern oder sogar zu "retten", die ansonsten verstorben wären. Andererseits gibt es auch Bedenken hinsichtlich der möglichen Konsequenzen für die Gesellschaft und die rechtlichen Aspekte solcher Technologien.

Insgesamt denke ich, dass es wichtig ist, diese Fragen sorgfältig und umfassend zu diskutieren, um sicherzustellen, dass die möglichen Auswirkungen dieser Technologie vollständig verstanden werden und dass jegliche Entscheidungen auf einer soliden moralischen und ethischen Grundlage getroffen werden.

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baucolo hat im Grunde schon wichtige Anteile der Frage sehr gut beantwortet. Vielleicht noch dieser Nachtrag zur Schärfung der Problematik. Das sog. Bewusstsein schließt ja auch die Vielzahl von Wahrnehmungs- und Interpretationsweisen ein, wie wir auf Phänome unserer Umwelt reagieren. Da fließen die ganzen Vorerfahrungen ein, die ein Computer niemals alle simulieren könnte, weil wir selbst sie ja nicht mehr in ihrer Urspünglichkeit erinnern können. Schließlich werden ja alle Erinnerungen und Erfahrungen ständig durch weiterführende Erfahrungen in ihren Gehalten verändert. Man weiß heute sicher, dass z.B. jedes "Erzählen einer Begebenheit meines Lebens" eben diese Erzählung modifiziert. Damit wird sie nicht authentischer, sondern immer weiter verfremdet. Es fließen neue Überzeugungen, andere Werthaltungen, andere Vorerkenntnisse und andere intentionale Elemente mit ein. Wir erleben uns auch anderes bezüglich der Situation, in der wir die Geschichte unseres Lebens berichten. Wenn wir sie einer vertrauten und geliebten Person erzählen, klingt sie völlig anders, als wenn wir sie jemandem erzählen, den wir als Konkurrenten oder gar als uns feindselig gestimmte Person einstufen. Folglich ist es nicht vorstellbar, dass diese hochkomplexe und ungemein flexible Gesamtheit von Milliarden feinster Signalspuren so abgetastet werden könnte, als dass sie das Abbild unseres Bewusstseins sein könnten. Zudem muss man sich auch unter Berücksichtigung der Quantenphysik vorstellen, dass in unserem Gehirn ungemein viele Quantenphänomene wirksam sind, die völlig undeterministisch agieren und eben darum kein eindeutige Abbild unseres Bewusstsein liefern können.

Bilanz: Unsere Phantasie kann immer hypothetische Modelle von einem "Bewusstsein im Computer" imaginieren, doch leider sind alle elektrophysikalischen Modelle eben nicht in der Lage das genaue Abbild biochemischer Systeme mit ihrer ungemein größeren Flexibilität auszugestalten. Allein die Tatsaache, dass lebende Zellen ständig altern und absterben und durch neu gebildete Zellen mit anderem physiologischen Status substituiert werden, und sich damit solche Systeme komplett anders verhalten als Transistoren, ist ein eindeutiger Beleg für die Unmöglichkeit, das Bewusstsein eines Menschen in einen Computer zu überführen.

Dass man dennoch die erinnerbaren Inhalte eines Menschen datenmäßig in einen Rechner einspeichern kann, ist sicher leicht mit einem freudigen "ja" zu beantworten. Schließlich gibt es Millionen von Menschen, die irgendwann in ihrem Leben eine Biograpie schreiben. Aber da frage ich mich dann immer: "Und was ist mit den unbewussten Anteilen deiner Persönlichkeit, die bisweilen weit wichtiger sind als die frei zugänglichen?"

Im Film Transcendence wurde das Thema schön verarbeitet...

Das ist nur eine persönliche Meinung und Spekulation: Wenn so etwas möglich wäre, dann wäre es natürlich keine Übertragung, sondern eine Kopie: die echte Person lebt weiter oder stirbt. Im Computer ist dann lediglich eine Simulation, die sich ebenso verhält wie mutmaßlich der Mensch, wobei natürlich die Frage bleibt, ob auch Erinnerungen oder konditionierte Verhaltensmuster mitkopiert werden. Die Gretchenfrage ist also: was genau wird kopiert? Persönlich bin ich der Ansicht, dass das binäre System nicht imstande ist, den menschlichen Geist oder ein Bewusstsein zu simulieren. Meines Erachtens sollten wir beim Versuch, so etwas zu erreichen, die Prämissen völlig neu denken.

Der ewige Grundgedanke ist, dass ein Computer auch menschliche Intelligenzformen mit ethischen Werten und Ähnlichem hätte. Das ist aber absolut dumm und falsch, weil ein Computer nicht geboren wird, lebt und stirbt. Mit der KI macht man ihn nur zum primitiven Imitator. Und je primitiver ein Mensch ist, desto ähnlicher ist dieser einem Computer.

Ein Computer ist nur eine komplexe Rechenmaschine, was unser Gehirn mit Bewusstsein aber nicht ist.

Sieh dir den alten Film "Odyssee im Weltraum" dazu an: Leider noch immer der einzige nicht schwachsinnige Science-Fiction-Film, den es bisher gibt.

Man könnte also genau so zum Beispiel einer komplexen Uhr (Chronometer) mit KI ein Bewusstsein geben, deshalb bleibt sie doch nur eine unmenschliche Maschine, mehr nicht.

Erst, wenn die Computer ihre Nachkommen selbst produzieren, auch leben und sterben und dabei evolutionieren, wird die ganze Sache interessant, weil sie dann erst mit einem Bewusstsein lieben und töten würden.

Das wird, vorausgesetzt die Menschheit hält solange durch, keine Frage sein. Es ist die einzige Möglichkeit für die Unsterblichkeit. Es wird ja nicht nur das Bewusstsein transferiert sondern die ganze Realität emuliert. Mit genügend Rechenleistung und Speicherkapazität kann man nicht nur ein Bewusstsein emulieren sondern die ganze Erde, das ganze Universum, das ganze Universum unendlich oft. Man könnte z.B. die Erde jetzt, also zu diesem Zeitpunkt emulieren und quasi in einer Zeitschleife laufen lassen. Dementsprechend könnte die Zeit sogar weiterlaufen während das Universum als solches sogar dem Untergang geweit ist. Und das ist es ja bekanntlich. Für ihre Unsterblichkeit würden die Menschen wohl so ziemlich alles tun.

gnuman79 
Fragesteller
 29.01.2023, 03:00

lustig, dass du das erwähnst. Dazu fällt mir die Serie "Upload" ein.

Die Serie handelt von einer Zukunft, in der Menschen ihre Bewusstsein vor dem Tod in eine virtuelle Welt hochladen können, um dort weiterzuleben. Die Handlung dreht sich um einen Mann, der kurz vor seinem Tod hochgeladen wird und sich in seiner neuen Umgebung zurechtfinden muss, während er auch seine Beziehung zu seiner Freundin in der physischen Welt aufrechterhält.

Die Serie kann ich dir empfehlen. Es lohnt sich sie anzuschauen

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Schwarzcore  29.01.2023, 03:19
@gnuman79

Das hängt ja dann davon ab ob man wissen möchte das man in einer virtuellen Welt lebt. Oder sich das überhaupt aussuchen kann. Oder will. Theoretisch könnte man in so einem Fall natürlich auch unendlich oft kopiert werden. Unendlich viele verschiedene Leben führen. Aber man hat ja dennoch nur ein Bewusstsein. Der andere wärst ja nicht Du, bloß eine exakte Kopie.

Wissenschaftlich wird das z.B. in "Die Physik der Unsterblichkeit" erörtert. Als Unterhaltung gibt es da u.a. "Die 3 Stigmata des Palmer Eldrich" wenn Dich das interessiert.

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