Bekommt man einen gekippten Pool wieder klar?
Wir haben schon Chlor und Algizid genommen, jedoch ohne Erfolg. Der PH-Wert steigt außerdem immer wieder. Wir haben eine Sandfilteranlage. Weiß jemand einen Rat?
4 Antworten
Verwendest du Sand im Sandfilter oder nutzt du darin Wattebällchen? Bei Watte braucht man viel mehr Chlor und der stets darin enthaltene Stabilisator sammelt sich an und vermindert die Wirkung des restlichen freien Chlors immer mehr. Anfangs ist die Filterleistung schön, aber irgendwann kippt er um und man kann rein gar nichts dagegen tun. Schade, dass so viele Menschen auf diese unverschämten Werbeversprechen reinfallen! Rückspülen und Flockungsmittel funktioniert nur mit Sand. Nicht bei Kartuschenfiltern und auch nicht bei Watte!! Zudem ist es ratsam, den Pool immer möglichst abzudecken, um das Algenwachstum zu reduzieren.
Ist der Pool grün, deutet dies auf einen zu niedrigen Chlor-Wert hin. Chlor wird durch den Schmutz "verbraucht". Bei einem stark verschmutzen Pool kann es deshalb sein, dass das Chlor schon verbraucht ist bevor sämtlicher Schmutz bearbeitet wurde. Also nach dem Chloren den Chlor-Wert kontrollieren. Wichtig ist es bei einem umgekippt Pool eine Stoßchlorung zu machen. Dafür ist ein Chlorgehalt von ca. 5mg/l empfohlen. Das muss nicht genau sein. Je nach Quelle findet man 3-10mg/l. Dazu möglichst kein stabilisieren Chlor (z.B. Multitabs) verwenden, da man erst bei unter 2mg/l Chlor baden sollte und es somit wünschenswert ist, wenn sich der hohe Chlorgehalt schnell normalisiert und nicht unnötig viel Stabilisator (Cyanursäure) ins Wasser gelangt. Ich würde hth Schock (pulver) oder flüssiges Chlor nutzen. Algemein sind anaorganische Chlorprodukte empfehlenswert. Insbesondere bei flüssigem Chlor (Natriumhypochlorit) ist aber beim Handling Vorsicht geboten - jede Spritzer auf Kleidung, Holz, Gras oder Steine bleicht die Oberfläche an der Stelle aus und hinterlässt einen weißen Fleck.
Ist das Wasser nicht grün, sondern milchig-trüb, war der Chlorgehalt bereits ausreichend. Hier helfen Flockkartuschen (meist Aluminiumsulfat). Wichtig ist aber auch, dass der Sandfilter ausreichend zurückgespült wird. Sonst verschwindet der Schmutz ja nicht aus dem System und wird irgendwann durch den Sandfilter durchgedrückt. Manchmal haben die Sandfilteranlagen ein durchsichtiges Bauteil, bei dem man beim Spülen sehen kann wann das Wasser klar ist. Ansonsten muss man am Rohrauslass gucken. Auch beim Nachspülen sollte man spülen bis das Wasser klar ist.
Chlor und Flockmittel wirken nur richtig, wenn der pH-Wert im richtigen Bereich liegt. Steigt der pH-Wert zu weit also unbedingt mit pH-Minus (Säure) gegensteuern. Bei zu niedrigem und zu hohem pH-Wert bindet das Flockungsmittel keine Schwebstoffe mehr. Stattdessen schlägt es sich dann selbst als nebelige Trübung im Becken nieder (bzw. bleibt bei der Umwälzung in Bewegung und macht das Wasser trüb). Chlor verflüchtigt sich bei zu niedrigem pH-Wert schnell und ist dann nicht mehr da und bleibt bei zu hohem pH-Wert zu stark gebunden. Dadurch bleibt es zwar beim Messen länger im Wasser nachweisbar, aber das liegt daran, dass es auch weniger arbeitet. Abgesehen davon kann ein zu niedriger pH-Wert zu Korrosion und ein zu hoher pH-Wert zu Trübung durch ausfallenden Kalk führen.
Wichtig ist es die Pumpe ausreichend lange laufen zu lassen - das kann bei umgekipptem Wasser durchaus mindestens. 24h bedeuten.
Ist der Pool schon länger als diese Saison in Betrieb und gab es wenig Wasserwechsel, kann sich bei Verwendung von oranischem Chlor (stabilisiertes Chlor, Multitabs, ... welches das im vergleich zum anorganischen Chlor weitaus verbreiteter und meist deutlich günstigere Produkt ist) zu viel Stabilisator (Cyanursäure) im Wasser angesammelt haben. Diese schützt das Chlor zwar vor zu schneller Zersetzung (z.B. bei hohen Temperaturen), aber wenn davon zu viel im Wasser ist, kann es sein, dass das Chlor auch nicht mehr mit dem Schmutz reagiert. Der Pool ist dann trotz ausreichend messbaren Chlorgehalt weiter grün.
Umgekehrt kann es sein, dass - sollte nur anorganisch gechlort werden ohne das eine Dosieranlage vorhanden ist - zu wenig Cyanursäure im Wasser ist. Dann wäre es ein Problem, wenn das Chlor aufgrund der hohen Temperaturen zu schnell zersetzt wird. Dies ließe sich aber mit ein paar Multitabs schnell in Ordnung bringen. Da der Verzicht auf organisches Chlor aber meistens eine bewusste Entscheidung ist, ist es eher unwahrscheinlich, dass das versehentlich passiert.
Ich war im Urlaub, deshalb kann ich den Kommentar leider erst jetzt beantworten.
Bayrol Superklar habe ich noch nicht verwendet. Ich benutze immer feste Flockkartuschen, deren Inhalt sich auflöst. Die Poolklärungsmittel, die für Filterkartuschen entwickelt wurden, funktionieren zwar auch für Sandfilteranlagen, sollen hier aber nicht so gut sein. Sie wurden ja hauptsächlich entwickelt, da normales Flockungsmittel die Filterkartuschen verklebt. Eigentlich will man aber ja zum Entfernen der Trübung ein möglichst Effektives Mittel haben. Einen Vergleich habe ich jedoch nicht, da ich bislang mit klassischem Flockungsmittel immer gut gefahren bin.
Das Chlor in Tablettenform ist häufig pH-neutral. Die Zusammensetzung sorgt bei vielen Produkten dafür, dass es keine pH-Wert-Änderung gibt. Ansonsten sorgt es tatsächlich für einen steigenden pH-Wert. Senkt man den pH-Wert, muss man zudem bis zum Messen ein bisschen warten bis sich das Mittel im ganzen Becken verteilt hat, aber meistens reicht es die berechnete Menge reinzupacken ohne danach zu messen. Tatsächlich scheint mir die Erklärung, dass es am Chlor liegen könnte am schlüssigsten - auch wenn wie gesagt viele, aber halt nicht alle - Tabletten den pH-Anstieg selbst ausgleichen und somit pH-neutral sind. Man könnte es mit einer kleinen abgeschabten Menge in einem Glas testen. Bei gleichen Inhaltsstoffen nehmen sich Granulat und Tabletten wenig. Da kann man also bei Tabletten bleiben.
Der Chlor-Wert sollte - sofern er aktiv ist - alle Algen usw. abtöten. Ist der Pool denn grün und trüb? Dann deutet das tatsächlich auf ein Problem mit der Desinfektion hin. Leider kann man in dem Moment nicht einfach auf anorganisches Chlor wechseln um das Problem zu beheben, denn der Stabilisator des organischen Chlors ist ja noch im Wasser. Durch eine Umstellung auf anorganisches Chlor kommt zwar kein weiterer hinzu, aber wenn es schon vorher zu viel war, bleibt es zu viel. Das Problem ist, dass sich dieser nicht abbaut. Somit ist ein teilweiser Wasserwechsel die einzige Möglichkeit die Menge an Stabilisator durch Verdünnung zu verringern.
Ist das Wasser nicht grün, sondern milchig oder milchig blau (bei blauer Folie), liegt das Problem nicht beim Chlor oder dessen Stabilisator, sondern bei einem Problem mit der Filterung. Wobei ich leider nicht sagen kann an welchem. Das erwähnte Mittel kann ich wie gesagt nicht beurteilen. Hier könnte man vlt. mal ein klassisches Flockungsmittel susprobieren. Andere Probleme könnten zu kurzes oder zu seltenes Rückspühlen oder eine schlechte Abstimmung zwischen Poolgröße, Pumpenleistung und größe des Filterkessels sein. Solange das Wasser noch grün ist, würde ich mich jedoch auf das Chlor-Problem konzentrieren.
Vielen Dank für die Antwort. Wir haben inzwinschen eine Stoßchlorung mit Granulat durchgeführt und Flockungsmittel in Tablettenform genutzt, dadurch verschwand die "Grünfärbung".
Sehr gute Zusammenfassung - vielen Dank! Ich vermisse den Aspekt, dass viele Leute, die Probleme mit ihrem Pool haben, sich zwar irgendwann eine Sandfilteranlage angeschafft haben, aber in in Wirklichkeit mit Filterbällen arbeiten. Für mich ist das der größte Fehler, den man machen kann und immer als allererstes angesprochen werden muss. "Dein Pool braucht viel Chemie? Nutzt du Wattebällchen? Igitt... kein Wunder! Verwende Sand im Sandfilter, damit du überhaupt Rückspülen und Flocken kannst!"... Chlor verbraucht sich gerne an den sich zersetzenden Insekten innerhalb der Wattebällchen. Erst wenn der Fragesteller bestätigt, den richtigen Sand in einer korrekt ausgelegten Sandfilteranlage zu nutzen, kann man weiterreden!
Wenn hier in Spanien ein Pool kippt dann geht man folgendermassen vor:
am ersten Tag bringt man Chlorpulver (Schockbehandlung) aus wie der Spanier so ist wird der Boden des Pool grosszügig mit Chlorpulver bedeckt, dabei keine Pumpe laufen lassen! Mindestens über Nacht einwirken lassen 24 bis 36 h bei starkem Algengrün anschliessend Saugen, dann den PH und Chlorwert messen PH darf etwas über der empfohlenen Menge liegen. Wenn der Pool noch nicht klar ist, Flokungsmittel ausbringen Achtung die Pumpe darf nur kurz laufen um das Wasser untereinander zu vermischen nicht durch den Filter lassen der kann sonst Schaden nehmen! Wieder rund 24 Stunden warten danach gründlich saugen und wieder direkt evakuieren und nicht durch den Filter lassen, danach sollte der Pool wieder klar sein abermals PH und Chlor messen und gegebenen falls anpassen. Algizid nicht vergessen .
Meistens hat man hierzulande Folienpools. Wenn da Chlorpulver auf die Folie kommt, bekommt man an den Stellen Bleichflecken. Chlorpulver auf dem Boden verteilen wäre somit nicht so gut...
Das Wasser mit Flockungsmittel durch den Filter zu führen schadet diesem - wenn es ein Sandfilter ist - nicht und ist im Gegenteil die empfohlene Nutzung. Andere Filtersysteme können durch Flockungsmittel tatsächlich verkleben - da sollte es dann garnicht verwendet werden, aber der Fragesteller schreibt ja explizit, dass er einen Sandfilter hat.
Ich hab dann Flockenmittel reingemacht und einen Tag später den ganzen Dreck vom Boden absaugen können. Hat zwei Tage gedauert, um ihn ganz sauber zu bekommen.
Vielen Dank für die ausführliche Antwort. Wir führen immer wieder Chlor hinzu, sodass der Chlorgehalt oft bei 3,0 oder höher ist. Mit den Unterschieden von organischen/anorganischen Chlor haben wir uns noch nicht auseinander gesetzt. Wir benutzen derzeit Chlor in Tablettenform, wegen der besseren Handhabung. Sollten wir es mit Granulat versuchen?
Den PH-Wert senken wir immer wieder, jedoch dauert es immer nicht sehr lange (24h) bis er wieder ansteigt (bis auf 8.2). Kann dies durch den zugefügten Chlor kommen?
Die Sandfilteranlage läuft seit einigen Tagen kontinuierlich.
Wir benutzen das flüssige Bayrol Superklar als Flockungsmittel.