Beispiele von Nicht-Materialisten, die depressiv wurden?
Könnt ihr mir Fallbeispiele erzählen/verlinken von Menschen, die eine tiefe begründete Meinung hatten, dass die Welt mehr als nur der materielle Schein ist, dass das Gehirn nicht unsere Gedanken "produziert" und dass das Leben einen objektiven Sinn und Schönheit hat, die dann depressiv wurden?
Achtung, ich meine den philosophischen Materialismus! Nicht, ob jemand viel konsumiert o.ä., sondern ob bspw. die Auffassung vorherrscht, alles lässt sich aus der Materie heraus erklären, das Denken habe keinen direkten Einfluss auf die Welt, es befinde sich abgeschlossen unter der Schädeldecke usw.
2 Antworten
Das betrifft viele Depressive. Nicht jeder mit Depressionen ist oberflächlich und materialistisch. Das sind eher wenige, meiner Erfahrung nach.
Kannst du näher erklären was du meinst? Ich glaub ich stehe gerade etwas auf dem Schlauch.
Ich meine damit, ob die Person denkt, dass sich alles aus der Materie, aus der Phyisk, der Chemie, Medizin usw. heraus erklären lässt (insofern diese als letztlich mathematisch-physikalische Disziplinen auftreten). Oder ob sie eben denkt, dass das Geistige das Materielle bestimmt (bzw. ist).
Ah, okay. Da kenne ich tatsächlich eher wenige Fälle, aber solche Personen gehen auch eher zu Heilpraktikern, als in Kliniken.
Aber du kennst solche, die trotzdem Depressionen haben? Wie äußert sich das bei denen? Und was genau ist ihre Sicht auf die Welt?
Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich deine Frage richtig verstehe / beantworten kann.
Da ich selbst in Behandlung bin, kenne ich viele andere Patienten. Die meisten glauben daran, dass Depressionen ein krankhafter Mangel bestimmter Hormone oder so im Gehirn ist. Und dass die Ursache verschiedene psychologische Dinge sind.
Nur wenige glauben, dass alles eine göttliche Strafe ist oä. Ich persönlich glaube zwar ans Schicksal, aber auch an obiges.
Aber ist es nicht ein ziemlich ungesunder Glaube, die Depression irgendwo "im Gehirn" zu verorten? Da ist doch schon höchst unklar, was überhaupt damit gemeint ist. Ich will das hier jetzt aber nicht weiter erörtern/vertiefen (es sei denn natürlich, du hast ein Interesse daran).
Ich sehe an den Antworten jedenfalls, dass es für die Menschen - egal ob depressiv, nicht depressiv, mit Betroffenen im Bekanntenkreis oder ohne - nur eine Form der Religiosität zu geben scheint, die losgelöst von eigenen Erfahrungen ist. Von einer solchen spreche ich nicht. Das ist dann auch eigentlich nur ein verkappter Materialismus, wenn man Gott bzw. das Göttliche in die unerkennbare Welt verbannt. (Eine Entwicklung, an der die katholische Kirche selbst beteiligt war vor Jahrhunderten. Materialismus ist eine Erscheinung der Kirche, nicht der Wissenschaft. Rein vom äußeren Ursprung her gedacht.)
Aber ist es nicht ein ziemlich ungesunder Glaube, die Depression irgendwo "im Gehirn" zu verorten?
Ich wüsste nicht warum. Die Krankheit zu verstehen hilft Betroffenen.
Aber mein Punkt ist ja: Damit versteht man nichts, sondern beschreibt nur Begleitphänomene im Gehirn. Wenigstens sollte man auch die immaterielle Seite als mögliche Ursache in die Betrachtung einbeziehen. Depression ist eine klare Ich-Krankheit.
Man versteht, dass es eine Krankheit ist.
Was siehst du als Ursache? Ich glaube ich verstehe dich besser, wenn du deine Sicht mit Beispielen erklärst.
Ich habe, als ich wegen Depressionen in einer Klinik war, auch religiöse Menschen getroffen, genauso wie Leute, die an Esoterik oder Schicksal glauben. Materialismus ist nicht die Ursache von Depressionen, falls du das meinst.
Achtung, ich meine einen philosophischen Materialismus, nicht den alltagssprachlichen Materialismus. Das hat erstmal nichts mit oberflächlich zu tun.