Behinderte Person feiert Holocaust?
Was geht in der Psyche vor?
Die Nazis hätten diese Personen vergast, euthanisiert, umgebracht, als minderwertig klassifiziert?
4 Antworten
Entweder ist ihr nicht bewusst, dass beim Holocaust nicht nur Juden die Opfer waren oder sie begreift (falls geistig behindert) einfach nicht diesen Zusammenhang, dass sie selber Holocaust-Opfer wäre. Und zuletzt kann es auch passieren, dass behinderte Menschen selber einen Hass gegen Behinderte entwickeln, welchen sie sich am diskriminierendenund ablehnenden Verhalten um sie herum "abgucken"; dadurch könnte sie paradoxerweise die Methoden des Holocaust befürworten.
So oder so ist es natürlich auch für Behinderte nicht okay, den Holocaust zu feiern. Aber man muss schon Verständnis haben, dass hier eine andere Auffassungsgabe vorhanden ist.
Internalisierter Ableismus ist etwas, was unbewusst gelernt wird. Nicht jede Sichtweise entsteht initial in uns durch eigenes, bewusstes Nachdenken. Vieles, besonders soziale Themen, lernen wir indirekt durch die Beobachtungen und Interaktionen innerhalb unserer Gesellschaft. Wenn ein Behinderter also immer wieder mitbekommt, wie behinderte Menschen diskriminiert werden, könnte es passieren, dass er genau das erstmal als "richtig" - weil von der Gesellschaft so vorgelebt - akzeptiert und nicht selbständig darauf kommt, das kritisch zu hinterfragen. Er lernt also daraus, dass behinderte Menschen eben zu diskriminieren sind, weil er es im schlimmsten Fall nicht anders kennt und das einfach ohne Hintergedanken als "Regel" annimmt. Das gleiche ist analog auch bei Rassismus, Sexismus etc möglich.
Was geht in der Psyche vor?
Das kann nur die Person selber wissen, wir können nur vor den Kopf, aber nicht in ihn hinein gucken.
Die Nazis hätten diese Personen vergast, euthanisiert, umgebracht, als minderwertig klassifiziert?
Nimm das Fragezeichen weg, denn das brauchst du hoffentlich nicht erst zu erfragen, ob es so war.
Davon abgesehen gibt es "euthanisiert" nicht. Es gibt lediglich das Nomen "Euthanasie", aber kein Verb dazu.
Und selbst wenn: Dann brauchst du den Oberbegriff nicht noch mal extra aufführen, zu dem die anderen 3 Begriffe eh schon gehören.
Behinderte Person feiert Holocaust?
Warum sie das macht kann verschiedene Gründe haben:
- Sie versteht den Zusammenhang nicht, dass sie im Nationalsozialismus auch getötet worden wäre.
- Ihr ist nicht bekannt, dass auch Menschen mit Behinderungen Opfer der Nazis waren; die ´Aktion T4` ist weitaus weniger bekannt als die Judenmorde - für viele ist "Holocaust = Judenmorde", dass jedoch auch viele andere Bevölkerungsgruppen - z.B. Sinti & Roma, Obdachlose, politisch Verfolgte, sogenannte "Asoziale" und Kriegsgefangene - Holcaust-Opfer waren ist noch weniger bekannt (selbst in der Forschung wird der Holocaust nur als "Völkermord an den Juden" bezeichnet - es wird aber diskutiert, ob alle Opfer des Nationalsozialismus unter dem Begriff zusammengefasst werden sollen)
- Sie lebt in einer Nazi-Hochburg und bekommt regelmäßig rechtes Gedankengut mit, was letztlich zu ...
- ... internalisierter Behindertenfeindlichkeit führen kann
Ich könnte mir vorstellen, dass die Person vielleicht selbst ihr Leben nicht mehr als lebenswert erachtet aufgrund der Behinderung und sie es somit befürworten würde, dass es einfach vorbei wäre, da Behinderte vergast werden würden. Vielleicht sehnt sie sich nach einer Erlösung von ihrem Leiden, die nicht Suizid heißt, weil sie sich dafür erst überwinden müsste. Die Nazis hätten nicht gefragt, sondern es einfach zu Ende gebracht.
Ich schätze, dass es dieser Person nicht gut geht.
Bei jedem der den Holocaust feiert stimmt etwas nicht
Selbstständige Defizite haben, aber Holocaust befürworten ist also eine angemesse 'Maßnahme', um die eigenen Defizite zu relativieren?
Ziemlich bescheuert.