Atomausstieg - provokant: zu Lasten des Klimas?
Sorry vorab für den etwas längeren Text.
Nachdem heute -entgegen der aktuellen Meinung eines erheblichen Teils der Bevölkerung - die letzten AKWs abgeschaltet werden/wurden sind wir für die Deckung des Energiebedarfs auf andere Quellen angewiesen. Ich betrachte bei meiner Frage speziell die Länder im Süden.
Gem. Angabe des grün-geführten Umweltamtes BW liest sich das wie folgt: "In Baden-Württemberg werden derzeit noch 18 Prozent des Stroms aus Kernenergie gewonnen, weshalb unser Land davon besonders betroffen ist. Die Landesregierung unterstützt den Ausstieg aus der Kernenergie und trägt durch das Schaffen der entsprechenden Rahmenbedingungen dazu bei, dass das Abschalten aller Atomkraftwerke die Versorgungssicherheit im Land nicht gefährdet." Quelle: Die wichtigsten Fragen zur Energiewende: Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg (baden-wuerttemberg.de)
Gem. der Statistik sieht es wie folgt aus: " ... Damit stieg der Steinkohleanteil an der Bruttostromerzeugung deutlich auf 29 % (2020: 20 %). Der Rückgang der Kohleverstromung der vergangenen Jahre setzte sich somit nicht weiter fort (2019: −33 %, 2020: −25 %). Auf einem ähnlichen Niveau wie im Vorjahr lag die Stromerzeugung aus Kernenergie. Mit 11,2 Mrd. kWh wurde 2021 rund 0,3 % mehr Strom aus Kernenergie erzeugt als 2020. Damit erreichte die Kernenergie einen Anteil von 22 % an der Bruttostromerzeugung im Land." Quelle: Baden-Württemberg: Anteil erneuerbarer Energien an der Stromerzeugung bei 36 % - Statistisches Landesamt Baden-Württemberg (statistik-bw.de)
Das bedeutet, dass die Abschaltung von 22% der Energieerzeugung momentan nur durch Kohleverstromung kompensiert werden kann, da der Ausbau der Regenerativen nahezu stagniert und der Bau der Überlandleitungen SüdLink und SüdOstLink frühestens 2028 Leistung von den Offshores in den Süden liefern wird.
Das sind Angaben aus grünen Ministerien bzw. der grünen Landesregierung. Wie kommentiert ihr das auf Basis eines "nicht-ideologisch" beeinflussten, gesunden Menschenverstandes i.V.m. meiner Frage?
2 Antworten
entgegen der aktuellen Meinung eines erheblichen Teils der Bevölkerung
Das stimmt, allerdings gab es in den letzten Monaten kaum Demonstrationen für den Weiterbetrieb der Atomkraftwerke und wenn, waren sie nicht gut besucht. So wichtig scheint den Leuten das ja nicht zu sein, dass sie sich dafür am Wochenende aus dem Haus bewegen. Entsprechend kann ich den Katzenjammer von vielen Liberalen und Konservativen auch nicht mehr hören. Wir leben in einer Parlamentarischen Demokratie mit so gut wie keinen direktdemokratischen Elementen auf Bundesebene. Eines der Wichtigsten Korrektive ist das Versammlungsrecht. Deutschland hat eines der liberalsten Versammlungsrechte der Welt, auch wenn es in der Coronazeit mit Füßen getreten wurde. Das ist jetzt aber vorbei. Wenn man davon keinen Gebrauch macht, muss man sich auch nicht wundern, wenn eine linke Minderheit, die aber in Medien, Bildungs- und Wissenschaftseinrichtungen überrepräsentiert ist, ständig Politik gegen die Mehrheit macht. Man kann dann ja am Stammtisch weiter diskutieren, wie schlimm alles ist und dass man ja nichts mehr sagen darf, während die Linken das Land ruinieren und man irgendwann tatsächlich nichts mehr sagen darf.
Man kann aber auch ohne Gewerkschaften Demonstrationen organisieren. Gerade in Zeiten sozialer Medien kann man schnell und kostengünstig eine große Reichweite erzielen. Werbung bei Instagram kostet z.B. nur 5 - 6 Euro pro Tausend Impressions. Somit wird man immer genug Leute finden.
So funktioniert politischer Wille, ob das Ergebnis nun gefällt oder nicht.
- EEG's sind nicht grundlastfähig
- es wird auch künftig Gaskraftwerke zur Verstromung brauchen
Bis das alles austariert sein wird, bleiben Kohlekraftwerke notwendig.
Mit "prima Klima" lässt sich alles fordern, nur nicht begründen.
Ganz so blümerant wie sich die Grünen das vorstellen, funktioniert die Realität nicht.
Naja, wenn ich mir so das Wahlergebnis anschaue und wer in der Regierungskoalition tatsächlich dafür ist, wäre selbst in der Regierung keine Mehrheit vorhanden.
Tatsächlich bestätigen m.E. die Grünen (deswegen das "provokant" in der Frage), dass sie ihrer eigenen Ideologie nicht zum Wohle des Klimas folgen können - gerade in BW und im Bund (Gleichstromleitungen).
Grundsätzlich richtig. Allerdings hilft es noch nicht einmal, wenn man politisch aktiv ist und nicht der "treibenden Partei" angehört. Selbst die Ampel in Berlin scheint ja nicht in der Lage, einen einheitlichen Kurs zu verfolgen und auch der Widerstand innerhalb der Koalition hilft offensichtlich nicht.