Asperger Syndrom übersehen?
Grüß Gott,
Ich habe gestern eine Reportage über das Asperger-Syndrom gesehen und habe mich daran ziemlich selbst wiedererkannt. In meiner Kindheit hatte ich folgende Beschwerden:
-Wenig kontakt zu anderen Menschen, wenig Freundschaften, wurden von mir auch nicht gesucht, gab aber immer wieder Nachfragen von Erwachsenen wegen meiner "Eigenbrödlerei"
-Motorische Schwierigkeiten (Handschrift, Bastelarbeiten katatrophe), körperbewegungen im allgemeinen untypisch.
-Interesse an Sachthemen (Politik, Geschichte, Naturwissenschaften), war nie auf partys oder größeren Gesellschaftlichen Anlässen
Auch habe ich am liebsten einen geregelten Tagesablauf gehabt, bei spontanen Planänderungen wurde mir unwohl. Auch beim Essen habe ich bis heute Eigenarten. Sachen mit einem bestimmten Eigengeschmack esse ich überhaupt nicht(z.b. Pilze), auf den Teller sollten die Teil Zutaten getrennt angerichtet sein, bunten Salat mag ich wegen des durcheinanders überhaupt nicht.
Ich hatte wegen der Motorik ergotherapie als Kind bekommen und wegen der Kontaktschwierigkeiten ein Sozialtraining gemacht. jedoch hat nie jemand die Diagnose Asperger gestellt.
Meine schulischen Leistungen waren immer im 2 bis 3 Bereich, sodass es auf diesem Gebiet keine Beanstandung gab.
Könnte es sich denn noch um Asperger handeln?
6 Antworten
Wäre möglich.
Genaueres sollte eine Diagnostik ergeben.
Selbst, wenn du nur für dich Klarheit haben möchtest, bringt eine Diagnose etwas.
mir schon, nämlich gewissheit darüber, warum man so ist, wie man ist !
Die Punkte, die du aufgelistet hast, klingen nach Autismus, bis auf die Sache mit den Interessen. Autisten können sich für alle möglichen Themen faszinieren. Ich habe auch Schwierigkeiten, was die Motorik angeht, war schon immer lieber für mich und besonders als Kind war ich sehr pingelig, was mein Essen anging. Ich bekam dann meine Diagnose.
Das heißt aber natürlich nicht, dass du tatsächlich Autismus hast. Es fehlen z.B solche Dinge wie Reizüberflutungen, wie gut du die Körpersprache von anderen Menschen lesen kannst (Also auch sehr subtile) etc. Ob du - besonders in deiner Kindheit - viele Overloads, Meltdowns und/oder sogar Shutdowns hattest, wie deine Sprachentwicklung war und noch vieles mehr. Ob du Stimming betreibst, wenn du gestresst bist z.B auch.
Falls es dir sehr wichtig ist, das herauszufinden, wäre es am besten, einen Termin bei einem fachkundigen Psychiater oder Psychologen zu machen. Dies ist die einzige Möglichkeit, es herauszufinden. Alles andere wäre nichts als wildes Herumspekulieren.
Manchmal kann einem die Diagnose eben doch helfen, selbst wenn man es "all die Jahre irgendwie auch geschafft hat". Das hängt dann nämlich nicht selten mit Masking zusammen und das geht auf Dauer selten gut. Deshalb finde ich nicht, dass eine Diagnose gleich nutzlos ist, nur weil deine Probleme nicht so gravierend erscheinen.
Schlussendlich musst du aber selbst schauen, inwiefern dich diese Diagnose weiterbringen würde. Wobei ich auch finde, dass es oftmals einfach nur beruhigend ist, zu wissen, was man hat. Damit man es benennen kann. Überlege am besten, was du dir von der Diagnose erhoffen würdest und wie es danach weitergehen würde. Inwiefern es dir helfen würde, was sich verändern würde etc.
In grösseren Städten gibt es sogenannte Asperger Kompetenz Zentren, dort kannst Du Dich testen lassen.
Bei Anfangsverdacht erfolgt eine Diagnose - dann weisst Du es genau.
Alkes Gute.
Könnte ja. Aber seien wir mal ehrlich: Was würde es dir denn bringen jetzt eine Diagnose zu haben?
Du hast anscheinend keine Probleme mehr damit oder zumindest keine gravierenden. Damit ist doch alles in Ordnung, würde ich sagen. Ich war auch eher ein schüchternes, zurückgezogenes Kind, das sich für nicht unbedingt altersangemessene Themen interessiert hat, handwerklich schrecklich ungeschickt war und gefühlt NICHTS gegessen hat.
Letzteres hat sich ins Erwachsenenalter hin zwar gebessert, aber ich bin immer noch furchtbar wählerisch was mein Essen angeht.
Kann auf jeden Fall sein. So nebenbei wird das i.d.R. nicht diagnostiziert, auch wenn da Pädagogen oder so sitzen.
Es ist ein Spektrum und sehr viele Menschen mit Asperger werden m.E. nie diagnostiziert.
Bei "schwachen" Formen kriegt der Betroffene m.W. auch nur 20% Behindertenstatus und wofür das gut sein soll, weiß ich nicht.
Also überleg dir, ob dir eine offizielle Diagnose was bringen würde, ob es überhaupt einen Unterschied macht. Die sozialen Schwierigkeiten verschwinden nicht durch eine Diagnose und Sozialtraining hast du ja schon gemacht.