Apollon oder Helios?

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Die überlegte Annahme ist nicht richtig, weil eine Auffassung von Apollon als Gott des Lichtes (was etwas anderes ist, als ihn in seinem Wesen und Erscheinungsbild als licht und klar zu verstehen) mit seiner Gleichsetzung mit dem Sonnengott verbunden ist. Es hat also nicht eine Aufteilung der Funktionen in einem Nebeneinander gegeben, bei dem Helios Gott der Sonne und Apollon Gott des Lichts gewesen ist, sondern darin, Sonnengott zu sein, war eingeschlossen, Lichtgott zu sein.

Helios (Ἥλιος) ist in der griechischen Mythologie der Sonnengott.

Nach mythischer Vorstellung steigt Helios im Osten, im Land der Aithiopen, mit seinem Gespann (der von ihm gelenkte Sonnenwagen wird in antiken Texten unterschiedlich von 1, 2 oder 4 Rossen gezogen: Homerische Hymnen 4, 68 – 69; 28, 13 – 15; 31, 14 – 16) auf, um der Erde das Licht zu bringen, während er das Himmelsgewölbe durchfährt, und steigt im Westen, im Land der Hesperiden, Erytheia, ab. Helios wohnt bei Nacht zwischen Osten und Westen im Land jenseits des großen Meeresflusses des Okeanos. Er fährt in einem Kahn oder einem großen goldenen Kessel oder einem Schiff von Osten nach Westen zurück und steigt am nächsten Morgen wieder auf.

Helios sieht vom Sonnenwagen aus alles.

Apollon (Ἀπόλλων) war ursprünglich nicht Sonnengott. Eine Gleichsetzung Apollons mit dem Sonnengott Helios hat im 5. Jahrhundert v. Chr. begonnen. Daneben ist aber auch Helios als eigenständiger, nicht mit Apollon gleicher Gott dargestellt und verehrt worden.

Helios-Kult war insgesamt deutlich weniger verbreitet als Apollon-Kult. Helios hatte vor allem auf Rhodos einen Kult in größerem Ausmaß, daneben an einigen anderen Orten wie auf der Peloponnes (besonders Korinth) und auch in Athen. Etwa 304 – 292 v. Chr. entstand der Koloß von Rhodos, eine Helios darstellende riesige Bronzestatue, die zu den antiken Weltwundern gezählt wurde.

Die geringere kultische Verehrung des Gottes Helios begünstigte eine Zuschreibung seiner Rolle an Apollon.

Die Pfeile, die Apollon als Bogenschütze hatte, sind als Entsprechung zu den Strahlen der Sonnen gedeutet worden.

Apollon ist wohl als Gott zu deuten, der den zu voller Kraft herangereiften jungen Mann repräsentiert. Bei ihm sind vermutlich verschiedene Bestandteile religiöser Vorstellungen zusammengekommen. Bei seinen weitverzweigten Aufgabenbereichen ist mit Überlagerungen zu rechen.

Apollon war nicht ursprünglich ein Licht- und Sonnengott (eine ältere Auffassung dieser Art gilt als überholt und widerlegt). Naheliegend war aber, ihn als eine lichte Göttergestalt zu verstehen. Apollon stellte die strahlende Idealgestalt des jungen Griechen in der vollen Blüte seiner Kraft, Schönheit und Reinheit dar.

Apollon ist zentral mit der Versammlung der waffenfähigen Männer verbunden. Er gilt als Schutzgott der Epheben und steht in Verbindung mit diesen jungen Männern an der Schwelle zum vollen Mann.

Apollon ist ein Reiniger (kathartisch) und bringt Heilung (Heilgott), Zugleich ist er ein Übelabwehrer. Apollon hat nicht nur eine helle Seite, sondern auch eine dunkle, indem er Angriffe auf die Ordnung streng straft, Vernichtung und plötzlichen Tod bringen kann. Er ist Orakelgott und damit ein Gott der Mantik (Wahrsagung/Weissagung), ist mit Wahrheit und Weisheit verbunden. Apollo hat eine enge Beziehung zum Musischen (insbesondere zur Musik, aber auch zu Dichtkunst und Wissenschaften).

Einige seiner Beinamen bezeugen eine Verbindung mit himmlischen Lichtreflexionen, wie z. B. Αἰγλήτης (Aigletes; «Strahlender»), auch Φοῖβος ist so gedeutet worden (Phoibos; «Strahlender», „«Leuchtender»), wird aber inzwischen eher als von «rein, reinigend» oder sogar «furchtbar» abgeleitet aufgefaßt.

Aspekte des Glanzes, verbunden mit denen der Reinheit, haben antike Theologen im Beinamen sehen wollen und als Argument für theologische Spekulation verwendet. Die Gleichsetzung Apollons mit Helios hat im 5. Jahrhundert begonnen, bei Tragödiendichtern belegbar (Aischylos, Ἱκέτιδες [Hiketiden/Die Schutzflehenden, lateinischer Titel: Supplices] 212 – 214, Euripides, Φαέθων [Phaëthon]; Bruchstücke eines sonst nicht erhaltenen Werkes).

Theologische Spekulationen der Orphiker (Orphik), Naturphilosophie z. B. von Parmenides und Empedokles, stoische Philosophie und Theologie haben zu der Gleichsetzung beigetragen und besonders neuplatonische Philosophie und Theologie (Plutarch, Περὶ τοῦ εἶ τοῦ έν Δελφοίς [Über das Epsilon in Delphi; lateinischer Titel: De E apud Delphos] 393 C, Macrobius, Saturnalia 1, 17, 33) hat sich auf den Beinamen Phoibos als Argument gestützt.

In Verbindung mit der Gleichsetzung hat Apollon viel von Funktionen und Zügen des Helios erhalten.

Albrecht  30.06.2014, 07:20

Möglichkeiten zur Information:

Fritz Graf, Apollon. In: Der neue Pauly (DNP) : Enzyklopädie der Antike ; Altertum. Herausgegeben von Hubert Cancik und Helmuth Schneider. Band 1: A - Ari. Stuttgart ; Weimar : Metzler, 1996, Spalte 863 – 869

Richard L. Gordon, Sol. In: Der neue Pauly (DNP) : Enzyklopädie der Antike ; Altertum. Herausgegeben von Hubert Cancik und Helmuth Schneider. Band 11: Sam -Tal. Stuttgart ; Weimar, Metzler, 2001, Spalte 692 – 695

Wassilies Lambrinudakis unter Mitarbeit von Philippe Bruneau, Olga Palagia, Michèle Daumas, Georgia Kokkorou-Alevras et Elsie Mathiopolou-Tornaritou, Apollon. In: Lexicon Iconographicum Mythologiae Classicae : (LIMC). Band II 1: Aphrodisias – Athena. Zürich ; München : Artemis-Verlag, 1984, S. 183 – 327

Nikolaos Yalouris; Helios. In: Lexicon Iconographicum Mythologiae Classicae : (LIMC). Band V 1: Herakles - Kenchrias : et addenda Epona, Galateia, Helios (in peripheria orientali), Helios/Usil. Zürich ; München : Artemis-Verlag, 1990, S. 1005 – 1034

Walter Burkert, Griechische Religion der archaischen und klassischen Epoche. 2., überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart : Kohlhammer, 2011 (Die Religionen der Menschheit ; Band 15), S. 223- 235 und S. 270 – 271

S. 230: „Es war einleuchtend und doch eine Verengung, dass man seit dem 5. Jahrhundert begann, Apollon als Sonnengott zu verstehen.“

Robert Muth, Einführung in die griechische und römische Religion. 2., durchgesehene und erweiterte Auflage. Darmstadt : Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 1998, S. 88 - 93 und S. 127 - 128

S. 89: „Apollons Zuständigkeit erstreckte sich auf fast alle Bereiche des öffentlichen Lebens und wirkte auch stark in den privaten Bereich hinein. Daher ist sein Bild sehr bunt, ja voller Widersprüche: einerseits war Apollon eine strahlende Idealgestalt des jungen Griechen in der vollen Blüte seiner Kraft, Schönheit und Reinheit. Apollon als Gott des hellen Lichtes wurde schließlich (mit ersten Ansätzen schon im 5. Jh. v. Chr.) sogar mit dem Sonnengott identifiziert. Zudem galt er als Gott der Künste und Wissenschaften, besonders der Musik und Anführer der Musen. Er stiftete die Ordnung im staatlichen Zusammenhang und wies den Kolonisten den Weg in die neue Welt. Sein Orakel in Delphi genoß, wie erwähnt, höchstes Ansehen und übte auf die Politik der Griechen, aber auch auf die Lebensführung und Ethik der Hellenen maßgeblichen Einfluß aus. Auch Beziehungen zum Vegetationskult und Hirtenleben hatte Apollon. Er wehre Schäden ab, entsühnte und reinigte. Andererseits war er jedoch auch eine düstere, furchtbare Macht, die Seuche, Pest und Tod schickte.“

Erika Simon, Die Götter der Griechen. Aufnahmen von Max Hirmer und anderen. 4., neu bearbeitete Auflage. München : Hirmer, 1998. S. 108 - 131

Herbert Jennings Rose, Griechische Mythologie : ein Handbuch. Aus dem Englischen übertragen von Anna Elisabeth Berve-Glauning. 2. Auflage. München : Beck, 2007 (Beck‘sche Reihe ; 1530), S. 31 – 34

S. 33: „Um die Mitte des 5. Jahrhunderts v. Chr. entstand eine Theorie, nach der Helios derselbe sein sollte wie Apollon, wodurch in späterer Zeit eine gewisse Verwirrung in den Mythen dieser zwei Gottheiten eintrat. Die Tatsache, daß beide Bogenschützen waren (die Strahlen der Sonne werden mit einer naheliegenden Metapher als Pfeile bezeichnet) hat vielleicht zum Aufkommen der Identifizierung beigetragen.“

S. 126: „Die schon erwähnte Theorie der Identifizierung Apollons mit der Sonne war seit dem 5. Jahrhundert eine beliebte Lehre der Theologen, für die jedoch nichts spricht als die Tatsache, daß Helios wie Apollon als Bogenschützen erscheinen.“

Wolfgang Fauth, Apollon. In: Der Kleine Pauly : Lexikon der Antike, auf der Grundlage von Pauly‘s Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft. Unter Mitwirkung zahlreicher Fachgelehrter bearbeitet und herausgegeben von Konrat Ziegler und Walther Sontheimer. Band 1: Aachen bis Dichalkon. Stuttgart : Druckenmüller, 1964, Spalte 441 – 448

Hans von Geisau, Helios. In: Der Kleine Pauly : Lexikon der Antike, auf der Grundlage von Pauly‘s Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft. Unter Mitwirkung zahlreicher Fachgelehrter bearbeitet und herausgegeben von Konrat Ziegler und Walther Sontheimer. Band 2: Dicta Catonis bis Iuno. Stuttgart : Druckenmüller, 1967, Spalte 999 - 1001

Martin P. Nilsson, Die Religion Griechenlands bis auf die griechische Weltherrschaft. 2., durchgesehene und ergänzte Auflage. München : Beck, 1955 (Handbuch der Altertumswissenschaft Abteilung 5, Teil 2, Band 1), S. 529 – 564, S. 839 – 843

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Albrecht  30.06.2014, 07:20

Konrad Wernicke, Apollon. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft : RE II. 1: Apollon–Artemis. Stuttgart : Druckenmüller, 1895, Spalte 1 – 111

Konrad Wernicke, Apollon. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft : RE II. 1: Apollon–Artemis. Stuttgart : Druckenmüller, 1895, Spalte 1336 – 1440

Otto Jessen, Helios 1) In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft : RE VIII. 1: Helikon . Hestia. Stuttgart : Druckenmüller, 1912, Spalte 58 – 93

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Also Heilos "war" mal Sonnengott. Also er gehört zu den älteren Göttern.

Und irgentwann kam dann Apollon und wurde zum Gott der Sonne benannt.

Genau das gleiche passierte auch mit Selene (alte Göttin des Mondes) sie wurde von Artemis (Apollons Zwilligsschwester) "abgelöst".

Hoffe konnte dir helfen,

LG MaryGreyback

Helios ist der Gott der Sonne, das ist richtig.

Die Mythen widersprechen sich alle gegenseitig. Von daher kann man sowas schlecht sagen, da steckt nämlich manchmal recht wenig Logik dahinter.

Helios ist derjenige, der jeden Tag mit seinem Sonnenwagen durch den Himmel fährt und die Erde hinter sich her zieht. Gleichzeitig gibt es jedoch den Mythos, dass irgendein Zyklop (kann sein, dass ich mich irre) dafür verantwortlich ist, dass die Sonne jeden morgen auf und unter geht. Nur als Beispiel.

Valent1998 
Fragesteller
 06.06.2014, 20:45

Nun, eine gewisse Logik muss ja dahinter stecken bzw. Zusammenhänge. Sonst hätten doch die Menschen nicht daran geglaubt.

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Helios war der frühere Sonnengott. Nachdem das Volk nicht mehr so viele Tempel bauen wollte, haben sie die Aufgaben des Helios an Apollo weitergegeben, während Helios weitgehend verschwunden ist.