Anonyme Geburt?
Hi, ich wurde vor fast 23 Jahren anonym in Wien geboren. Adoptiert wurde ich 3 Tage danach und lebe seitdem bei meinen Adoptiveltern.
Vor kurzem habe ich einen DNA-Test gemacht, da kam raus, dass ich überwiegend vom Balkan bin. Durch diesen Test habe ich entfernte Verwandte gefunden, jedoch wusste bis jetzt niemand was von der Adoption. Viele haben auch nicht geantwortet, im Balkan eher ein Tabu-Thema.
Ebenso habe ich beim Jugendamt meine Akten angefragt. Das dauert jedoch einige Monate. Aus den Dokumenten meiner Adoptiveltern konnte ich heraus finden, dass meine Mutter mich anonym geboren hat und mein Vater unbekannt ist.
Meine Frage ist nun ob es überhaupt möglich ist meine Eltern zu finden, selbst wenn es nur der Name ist. Durch den DNA-Test habe ich herausgefunden, aus welcher Stadt ein Elternteil kommen könnte. Jedoch ist es sehr schwer zuzuordnen ob das Mutter- oder Vaterseite ist. Ich stehe irgendwie an, hab viele Namen von Verwandten 2. und 3. Grades, komme jedoch nicht weiter. Gibt es da eine andere Möglichkeit oder hat jemand bereits Erfahrung damit?
Danke!
1 Antwort
Ich kann durchaus nachvollziehen, dass dich diese Unklarheit über deine eigene Herkunft massiv beschäftigt und wahrscheinlich auch belastet. Du hast da sicherlich ganz viele Fragen im Kopf, auf die du gerne eine Antwort hättest, richtig? Das ist auch völlig legitim und nachvollziehbar und alles! Und dass du somit versuchst, die Identität deiner leiblichen Eltern herauszufinden, ist auch total verständlich.
ABER: Bedenke dabei auch, dass deine leibliche Mutter sich sicherlich nach langem Überlegen und sicherlich auch nur mit viel Überwindung für die anonyme Geburt entschieden hat. Sie hatte bestimmt sehr gute Gründe dafür, diesen Weg zu wählen.
Wäre ihr einziger Grund gewesen, dass sie sich aus irgendeinem Grund der Mutterschaft nicht gewachsen gefühlt hat, dann hätte sie ja auch den ganz regulären Weg der Adoption wählen können. Das hat sie aber nicht. Sie hat sich für den Weg entschieden, der quasi die Alternative mit medizinischer Betreuung der Mutter zur Babyklappe ist. Der Weg, der sicherstellt, dass niemand davon erfährt, dass diese Frau ein Kind zur Welt gebracht hat. Ein Weg, den Frauen in aller Regel nur in massiven Konfliktsituationen wählen, wenn es sie selbst und ggf. das Kind in extreme Gefahr bringen könnte, wenn herauskommt, dass sie dieses Kind geboren haben... Und das hat wiederum oft sehr viel mit dem direkten sozialen Umfeld der Frau zu tun.
Klar, das kann sich in 23 Jahren geändert haben. Muss es aber keineswegs! Und es kann durchaus sein, dass dieser Frau auch heute noch Gefahren drohen würden, wenn jetzt herauskäme, dass sie dich damals zur Welt gebracht hat.
Von daher, überleg doch noch mal, ob du deine Versuche, sie ausfindig zu machen, wirklich weiter vorantreiben möchtest. Wie gesagt - ich verstehe durchaus, woher der Wunsch danach kommt und kann mir sehr gut vorstellen, dass dieser wirklich enorm groß ist und die Ungewissheit dich auch wirklich stark belastet! Aber mögliche Konsequenzen daraus für diese Frau komplett ausblenden? Das ist doch auch irgendwie nicht so gut, oder?
Vielleicht gibt es ja eine Möglichkeit, dass du zum Beispiel beim Jugendamt in der Stadt, in der du geboren wurdest, deine Kontaktdaten hinterlegst und gestattest, dass sie weitergereicht werden, wenn sich deine leibliche Mutter dort von sich aus meldet, weil sie nach dir sucht. Vielleicht wäre das ja ein Weg, mit dem auch du gut leben und der dir so ein bisschen Hoffnung lassen könnte?