Angenommen jemand verlässt den Islam was passiert dann mit der Person?

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Dazu möchte ich dir diese sunnitische Fatwa

(Sunniten = 80% aller Muslime, Fatwa = islamisches Rechtsurteil)

des Gelehrtengremiums der Azhar ans Herz legen

(Azhar = eine islamische Institution von internationalem Rang in Ägypten, einem islamischen Land, sozusagen "der Vatikan des Islam")

Urteil des Fatwa-Ausschusses der Azhar über die Tötung von Apostaten
Frage:
Ein Mann muslimischen Glaubens heiratete eine Frau christlichen Glaubens. In Übereinstimmung der Eheleute trat der genannte Muslim in die christliche Religion ein und schloss sich dem christlichen Glauben an.
Antwort:
Da er vom Islam abgefallen ist, wird er zur Reue aufgefordert. Zeigt er keine Reue, wird er islamrechtlich getötet.
Was seine Kinder betrifft, so sind sie minderjährige Muslime. Nach ihrer Volljährigkeit, wenn sie im Islam verbleiben, sind sie Muslime. Verlassen sie den Islam, werden sie zur Reue aufgefordert. Zeigen sie keine Reue, werden sie getötet. Und Gott der Allerhöchste weiß es am besten.
al-Azhar. Fatwa-Ausschuss, (unleserliche Unterschrift): Der Vorsitzende des Fatwa-Ausschusses in der Azhar.
(Die Azhar ist eine islamische wissenschaftliche Institution von internationalem Rang, die ihren Sitz in Kairo hat und vom ägyptischen Staat unterhalten wird.)
Quelle:  https://de.wikipedia.org/wiki/Apostasie_im_Islam

Darum schaue man auch auf eine weitere Fatwa der Azhar, diese wird kritisiert von der IGFM:

"Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte IGFM" zitiert:
Fatwa des staatlichen Rechtsgutachtergremiums Ägyptens zum Abfall vom Islam
[...]
Das hier wiedergegebene Gutachten gibt die klassische Lehrmeinung wieder, die von namhaften Gelehrten nach wie vor vertreten wird.
Eine der sunnitischen Rechtsschulen, die Malikiten, sowie die schiitischen Rechtsschulen vertreten die Auffassung, dass männliche Apostaten getötet werden müssten, weibliche Apostaten jedoch “nur” lebenslang eingesperrt und täglich zu den fünf Gebetszeiten ausgepeitscht werden müssten.
Nummer des Rechtsgutachtens: 20027
Datum des Rechtsgutachtens: 26.07.2004
Die weltliche Strafe [für den Abfall vom Islam] wurde von Allahs Propheten Muhammad, Allahs Segen und Heil seien auf ihm, in der authentischen Überlieferung [arab. Hadith Sahih] bei al-Bukhari und Muslim vorgeschrieben:
,Wer seine Religion [den Islam] wechselt, den tötet.’
Wer auf seinen Abfall vom Islam beharrt, wird getötet. Es spielt keine Rolle, ob dieser ein Mann oder eine Frau ist. Abu Hanifa sagte: ,Ich töte keine Frau, die vom Islam abfällt’. Jedoch hat Allahs Prophet, Muhammad, Allahs Segen und Heil seien auf ihm, eine Frau, Um Ruman, wegen des Abfalls vom Islam getötet.
[...]
Bezüglich der Frage, ob ein Abgefallener vom Islam sofort oder nach drei Tagen getötet werden muss, sind sich die muslimischen Rechtsgelehrten nicht einig. Dabei gibt es zwei Meinungen: Eine Gruppe ist für die sofortige Tötung der Abgefallenen, so dass Allah sein Recht [gegen den Abgefallenen] sofort einfordert. Die andere Gruppe verleiht den Abgefallenen eine dreitägige Frist, in der Hoffnung, dass diese zum Islam zurückkehren werden.
Es kann nicht behauptet werden, dass die Hinrichtung der vom Islam Abgefallenen gegen die Glaubensfreiheit gerichtet sei. Denn oft ist ein Abgefallener bereits mit der Absicht zum Islam übergetreten, ihn mit seinem späteren Abfall zu beschädigen.”
(...)
Die Tötung [des Abgefallenen vom Islam] wird mit einem Schwert vollzogen.
Ibn Sarij, einer der Weggefährten des ash-Shafii, sagte: ,Er wird mit Holzknüppeln getötet.’
Denn die Tötung mit dem Holzknüppel ist langsamer als die Tötung mit dem Schwert.
Dies [die langsame Tötung] könnte ihm ermöglichen [bevor er stirbt], zum Islam zurückzukehren.
Quelle:  https://www.igfm.de/aegyptische-fatwa-apostasie/

Das führte in Ägypten, einem sunnitisch islamischen Land, mal zu diesem Fall:

"Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte IGFM"
Ägypten: Muslimische Autoritäten fordern Enthauptung von Konvertiten
Der Konvertit Mohammed Ahmed Hegazy und die Anwälte, die ihn vertreten, können jederzeit Opfer eines Anschlages werden, so die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM).
Hegazy wurde am 25. August mit einem Scheich der Al-Azahr Universität, Youssef al-Badri, im Fernsehen interviewt. Al-Badri forderte darin erneut die Todesstrafe Hegazys.
Auch die ehemalige Dekanin der Hochschule für Frauen der Al-Azhar Universität, Souad Saleh, verlangte die Enthauptung des Konvertiten.
Selbst der ägyptische Minister für religiöse Angelegenheiten, Dr. Mahmoud Hamdi Zakzouk, beteiligt sich an der Eskalation und beharrt öffentlich auf der Legalität der Todesstrafe für Konvertiten.
[...]
Hegazy hätte es nicht bei seiner Apostasie belassen,  sondern mit seinem Bekenntnis den Islam verspottet und verleugnet. Dies verdiene, so Saleh, den Tod. Im gleichen Artikel befanden die Religionswissenschaftler Scheich Gad Mawli Ibrahim sowie Scheich Youssef al-Badri die Auslegungen des Muftis für ungültig und ohne inneren Gehalt.  Der Konvertit hätte mit seinem öffentlichen Bekenntnis zum Christentum dem Islam den Krieg erklärt, erklärte al-Badri.
[...]
Minister schließt sich Religionsgelehrten an
Ägyptens Minister für religiöse Angelegenheiten, Dr. Mahmoud Hamdi Zakzouk, insistierte in einem Interview mit der Tageszeitung Egypt Today auf der Legalität der Todesstrafe für Konvertiten.  Mit der Bekanntgabe ihrer Konversion seien sie eine Gefahr für die öffentliche Ordnung. Dies sei, so Zakzouk, dem Hochverrat gleichzusetzen, welcher mit dem Tod bestraft werde. Folglich müsse man die Konversion mit der gleichen Strafe belegen.
https://web.archive.org/web/20100706043318/http://www.igfm.de/index.php?id=384&cHash=3e5bc6594f&tx_ttnews%5Btt_news%5D=759&tx_ttnews%5BbackPid%5D=20

Also allein es öffentlich zuzugeben, dass man den Islam verlassen hat, verlange dessen Tod.

Wobei "öffentlich zugeben" hier einfach nur bedeutet, die Religionszugehörigkeit "Islam" aus dem Pass streichen zu lassen. Es hat aber scheinbar irgendwer gepetzt, vielleicht der Beamte, das führte dann zu diesem Fall, in dem nahezu alle religiösen Obrigkeiten den Tod forderten.

Und ich kenne hier bei GF so einige Muslime, die Salafisten wie z.B. Pierre Vogel folgen - oder zumindest seine Aussagen salonfähig machen wollen.

Und hier erklärt es nochmal eben dieser Pierre Vogel:

https://youtu.be/eU-p3Fsem2M

Pierre Vogel zur Todesstrafe von Apostaten:
ab 0:25 "diese Strafe gilt nur in islamischen Staaten"
ab 0:55 zitiert er Hadithe (beide übrigends aus Bukhari) nach denen Apostaten getötet werden dürfen bzw sogar sollen
ab 1:55 "auch die Sahaba haben es so praktiziert"
ab 3:00 "Kein Zwang im Glauben" greift nur beim BEITRITT zum Islam - beim AUSTRITT gilt dieser Vers nicht
ab 3:20 "das ist zum Schutz des islamischen Systems"
ab 3:55 "im Islam ist die Religion am meisten Wert, mehr als das Leben"
ab 4:11 "es geht darum, die Religion zu schützen"
ab 4:30 "diese Strafe ist nicht dazu gedacht, Menschen zum Islam zu zwingen - diese Strafe ist dafür gedacht, die Religion zu schützen"
ab 7:40 zitiert er aus der Bibel, daß es auch dort so ist, denn der Abfall vom Glauben ist schlimmer ist als Mord, weil es den Menschen zur ewigen Verdammnis bringt
ab 8:50 "ich habe nicht genug Wissen um Gelehrte zu widerlegen, und da gibt es einen Konsens der Gelehrten, daß derjenige der vom Islam abfällt, getötet wird - außer sein Tod habe einen größeren Schaden für die Gesellschaft als daß er am Leben bleibt"
ab 9:20 "dieser Vers meint, daß es nicht erlaubt ist, jemanden dazu zu zwingen, der nie ein Muslim gewesen ist, den Islam anzunehmen, aber wenn jemand vom Islam abfällt, dann gibt es die Todesstrafe - und damit ist nicht gemeint, ihn wieder dazu zu zwingen wieder den Islam anzunehmen, sondern dies ist als Strafe gemeint und zum Schutz der Gesellschaft"

AschenBerg 
Fragesteller
 18.12.2022, 19:34

Danke für deine ausführliche Antwort

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Das individuell verschieden und wird nicht gleich pauschal in jedem Land mit dem Tod bestraft. Es gibt Laender, da KANN die Todesstrafe verhaengt werden, wird aber nicht ausgefuehrt, wie bei Homosexualitaet auch.

Wer im stillen Kaemmerlein vom Glauben abfaellt, dem passiert ueberhaupt nichts. Wenn dieser Jemand aber an die Oeffentlichkeit geht, den Koran anzweifelt, den Propheten verschmaeht, etc. wird dieses als Hochverrat gewertet und dementsprechend geahndet. In diesem Fall werden dann auch schon mal Todesurteile vollstreckt, wie Z.B. in Auretanien, Somalia, Iran und dem Jemen.

Ansonsten: Nicht jeder, der vom Islam abfällt, muss nach islamischem Recht getötet werden. Er muss erst dann mit dem Tode bestraft werden, wenn er dem Islam Schaden zufügt. Aber wenn du ein Muslim bist und ein Christ wirst, dann gehe in Frieden - Hauptsache, du bist übergetreten. Du bist frei, zum Christentum oder zum Judentum überzugehen. Aber du sollst dann hinterher nicht daherkommen und sagen, Mohammed, unser Prophet, sei ein Lügner! Dann müssen wir dich töten, weil du Lügen verbreitest... Das Wichtige ist, dass, wenn du den Islam verlässt, du mit deinem Wissen dem Islam keinen Schaden zufügst!“

Gross Mufti in Aegypten

Bestimmt wäre die Familie traurig darüber, aber was soll denn passieren? Es wird nichts passieren.

eine normale Familie wird es bestimmt respektieren.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Nichts. Wenn sie strenggläubig sind, würde die Familie vielleicht den Kontakt abbrechen oder sie versuchen umzustimmen.

Für Apostasie gibt es die Todesstrafe.

3 Tage wird dieser Person Zeit gegeben, sie wird aufgeklärt, die Fragen beantwortet, diskutiert.

Wenn diese Person dann sich nicht umstimmen lässt, so wird sie getötet.

Da kann jeder zu sagen was er will, ein objektives Argument dagegen gibt es nicht.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Basierter Hanafi

Iohanes  18.12.2022, 10:33

Das Argument heißt Volksverhetzung und müsste sofort mit einem Verbot dieser kriminellen Vereinigung führen!

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Altay6162  18.12.2022, 10:38
@Iohanes

Das ist nach EU-Gesetzen und lokalen Gesetzen in Deutschland so.

Hast du mal je drüber nachgedacht, ob nicht jede, von irgendwelchen politischen Versammlungen geschmiedete Gesetzesgebung nicht unbedingt einen objektiven Wert haben muss?

Ein Gesetz in diesem Land ist weder die absolute Wahrheit, noch muss es überhaupt irgendeinen Sinn beinhalten. Es ist einfach ein menschengemachtes Gesetz, welches auf Vorschlag und Abstimmung basiert und so entstanden ist.

"Gesetze in Deutschland sagen aber so.." ist kein objektives Argument.

Was wäre, wenn diese Diskussion in Saudi Arabien stattfinden würde? Könnte man als Argument benutzen "Joa aber laut den Gesetzen hier ist das völlig legitim"? Nein, oder? Also.

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