Angehörige - besser Pflegeheim oder 24h?
Schönen guten Tag, aktuell stecke ich in folgender Zwickmühle:
meine Mutter fast 90 J ist nach einem medizinischen Notfall und zwei Not-OPs aktuell im Pflegeheim. Sie war vorher schon eingeschränkt mobil und leicht fortgeschritten Dement (kein Kurzzeitgedächtnis und Zeitbegriff mehr, lebte immer mehr in der Vergangenheit), aber nun hat der ganze Vorfall das noch verschlimmert. Sie ist sehr unsicher auf den Beinen und hat fast gar keinen Begriff mehr von Tageszeit bzw. Zeit überhaupt.
Ich und mein Mann habe sie vorher soweit nötig schon zu Hause unterstützt (leben im selben Mietshaus), aber sie konnte noch die grundsätzlichen Sachen (bis auf einkaufen, kochen, waschen und reinigen) was sie selbst betrifft (also den Tag verbringen mit fernsehen, lesen, Toilettengang und Körperpflege mit Unterstützung) noch selbst gestalten. Aktuell ist selbst das leider nicht mehr so, wobei es sich eventuell noch verbessern könnte - so unsere Hoffnung.
Aktuell bauen wir ihre Wohnung um, da die restliche externe Familie der Meinung ist eine 24h-Pflege wäre das Richtige und wir sollten sie wieder aus dem Pflegeheim holen. Hierzu habe ich mich bereits bei einer 24h-Pflege-Vermittlung erkundigt und stehe dem Vorhaben nun kritischer als vorher gegenüber. Im Pflegeheim hat sie eine wirkliche 24h-Betreuung (auch in medizinischer Sicht) und man kann mit ihr auch mal ins Freie was zu Hause wg. Treppen eher nicht der Fall ist. Auch Arztbesuche etc. wären da viel einfacher als zu Hause. Die 24h-Pflegerin arbeitet ja logischerweise auch nicht wirklich 24h/7Tage, somit müsste hierfür wieder eine Abmachung in der Familie laufen wer dann parat steht und da kann ich mir schon denken wen alle im Sinn haben, natürlich Diejenige die am Nähesten wohnt. Denn wir alle arbeiten unsere 40-Stunden-Woche. Zudem ist es nicht gegeben, dass sich meine Mutter mit der Dame dann noch gut versteht. Und was ist wenn es sich gesundheitlich wieder verschlechtert? Was dann?
Meine externe Familie stellt sich alles so einfach vor und Mutter möchte natürlich auch lieber zu Hause sein, was ich ja einsehe. Mir wäre es auch lieber, wenn alles noch beim Alten wäre - ist es aber leider nicht mehr.
Sicherlich gibt es noch den finanziellen Aspekt, der mir auch schwer auf der Seele liegt. Ein gutes halbe Jahr wäre das Heim finanzierbar, dann müsste man auf die Eigentumswohnung (durch Vermietung oder Verkauf) oder Unterstützung durch den Rest der Familie zurück greifen. Aber selbst eine 24h-Pflege die einigermaßen gut ist, wäre nicht wirklich viel günstiger als ein Pflegeheim.
Urlaub oder Freizeit ist seit vielen Jahren schon ein Fremdwort für meinen Mann und mich. Der Rest der Familie kommt max 1-2x die Woche auf einen Kaffee vorbei und ruft ab-und-zu mal an. Klar bin ich zur Betreuerin bestellt, aber das heißt ja nicht, dass ich alles alleine stemmen muss. Auch ich habe chronische Krankheiten die nicht einfach sind, aber wer nicht jammert wird anscheinend nicht ernst genommen.
Ich habe mit viel Glück in sehr kurzer Zeit einen schönen Heimplatz in Wohnortnähe gefunden und scheue mich nun diesen aufzugeben gegen eine ungewisse Zukunft.
Sehe ich das alles nur zu Schwarz oder kritischer weil sehr sehr wahrscheinlich die meiste Verpflichtung (die nun noch schwerer geworden ist) wieder bei mir liegen bleibt? Ich habe ständig ein schlechtes Gewissen, weil ich eigentlich nur meine Mutter gut versorgt wissen möchte, aber nicht weiß was hierfür der richtige Weg ist.
Benötige bitte hierzu ein paar Erfahrungen, Gedanken und Inspirationen von neutralen Personen. Vielen lieben Dank!
7 Antworten
Keine persönliche Erfahrung, nur Meinung.
Ich würde persönlich damit rechnen das die Chance höher ist das sich der Umfang von dingen die sie kann eher verringert als das sich da besserung einstellt. Wir reden hier ja von alter, nicht von einer heilbaren Krankheit.
Das spräche aus meiner Sicht für ein Pflegeheim.
Der zweite Punkt ist das ihr jetzt schon erschöpft und frustriert klingt. Ihr müsst hier auch an eure gesundheit denken. Lieber entspannt und zufrieden regelmäßig besuchen als gestresst und gefrustet im selben Haus. Das ist ja auch dem umgang miteinander nicht förderlich.
Ggf mal die Mutter fragen.
Nicht wo willst du lieber sein (da ist zuhause wohl fast garantiert die Antwort) sondern "Wie ist das essen hier so?" "magst du die Pfleger?" wenn es wirklich ein dringendes Argument gegen das Pflegeheim gibt bzgl. Qualität der Pflege kommt das so raus.
Bzgl Verwandschaft, wenn wer druck macht darf die Person gerne einziehen und die Pflege übernehmen danke für das angebot. Es ist meist einfavh druck zu machen wenn man selbst nicht die Konsequenz hat.
Ja so kanns kommen.
Die andere alternative ist das die leute plötzlich ihre Meinung ändern oder vergessen das sie eine haben.
Meine externe Familie stellt sich alles so einfach vor
Das ist der Knackpunkt. Wer keinerlei Berührungspunkte damit hat, was es bedeutet einen Familienangehörigen rund um die Uhr zu betreuen, weiß gar nicht, welche Abstriche man als Pflegender machen muss. Lass dir da auf keinen Fall reinreden.
Meine Eltern haben sehr lange Oma gepflegt. Mutter kommt aus der Branche und weiß, was das für Arbeit bringt. Es gab ab dem Zeitpunkt keine gemeinsamen Urlaube oder Ausflüge mehr. Es musste immer jemand zu Hause sein, um eine Auge auf Oma zu haben. Wir sind nicht mehr als Familie essen oder schwimmen gegangen. Ich hab das nicht so vermisst, meine Schwester und ich waren relativ selbstständig, aber im Nachhinein sehe ich, was meine Eltern wirklich geleistet haben.
Wenn ihr ein gutes Pflegeheim habt, spricht wirklich nichts dagegen, dieses auch in Anspruch zu nehmen. Meine Eltern haben von Anfang an gesagt, dass sie uns Kindern nicht die Pflege auf Auge drücken wollen, wenn es mal so weit ist.
Die Pflege von Angehörigen, insbesondere wenn sie auch noch dement sind, ist eine sehr große Herausforderung und extrem belastend für alle. Ich kenne das von meiner Oma, die etwa 2 Jahre bei uns (bzw. meinen Eltern) mit gelebt hat. Im Prinzip musste immer jemand da sein und ihr alles immer wieder zeigen. Insbesondere wenn die Unterstützung vom Rest der Familie nicht gegeben ist, würde ich davon abraten das weiter zu machen.
Ich kann natürlich verstehen, dass man einen geliebten Menschen ungern in ein Pflegeheim abgibt, aber dort sind Profis, die wissen wie das funktioniert.
Oha das kenne ich zu gut. Ich würde dir den tip geben, es bei den pflegeheim zu belassen. Klar liebt man seine Eltern, aber es ist eine immense Belastung die Pflege neben dem Beruf zu stemmen.
Mich hat es an den Rand der Verzweiflung getrieben und mich fast zerstört. Jeder der eine person zu Pflege hat, wird es kennen.
Deine Mama wird mehr davon haben, wenn du sie regelmäßig im heim besuchst, als wenn du unausgeglichen die Pflege übernimmst.
Heimkostenübernahme durch Angehörige erfolgt nur, wenn das Einkommen über 100000 Euro im Jahr liegt.
Hallo!
In meiner Familie gab es vor kurzem einen ähnlichen Fall. Es wurde sich letztendlich für einen Heimplatz entschieden und das war die beste Entscheidung die für die Dame getroffen werden konnte.
Sie kann dort (auch alleine) in einen kleinen angelegten Garten (Park), es gibt tägliche Veranstaltungen, die sowohl den Körper, als auch den Kopf anregen, es gibt Gleichgesinnte, es gibt täglich frische, ausgewogene Mahlzeiten, es wird sich einfach gekümmert. Und auch wenn von uns mal zwei, drei Tage kein Besuch stattfinden kann, ist immer Gesellschaft da.
Für die Dame die ins Heim kam war es erstmal schwer (auch wegen der Demenz).. es gab viele Tränen, viele Auseinandersetzungen und einige Diskussionen. Mittlerweile blüht die aber total auf, freut sich auf Bingo, Basteln, Sitz-Yoga, „tanzen“, vorlesen und co.
Einmal wöchentlich kommt das Tierheim vorbei, mit zwei, drei Hunden, die Lächeln in die Gesichter zaubern und für Stimmung sorgen.
Auch wenn so eine Entscheidung schwer fällt, manchmal ist sie die absolut Richtige und vor allem die Beste!
Ist einer Bekannten "passiert". Der demente Vater hat sich immer bei ihrem Bruder darüber beschwert, dass er schlecht behandelt wird, nichts zu essen bekommt, eingesperrt wird usw. Das stimmte natürlich nicht, aber hey.
Der Bruder hat den Vater dann zu sich geholt. Von einem Hof mit Pferdehaltung in eine nicht ganz 100m² Wohnung in einer Großstadt. Zwei Wochen später wollte er ihn zurück bringen. Sie hat dankend abgelehnt.